Die Rückkehr des Dunkelelf 1 - Die Invasion der Orks
seine Sippe zurückzuerobern, hatte auf dem offenen Meer Piraten gejagt. Und sie hatte die Liebe kennen gelernt.
Sie warf einen Blick über die Schulter zu Wulfgar, als sie daran dachte.
Sie hatte auch Kummer kennen gelernt, und vielleicht hatte sie jetzt eine neue Liebe gefunden. Oder machte sie sich nur etwas vor? Sie war umgeben von den besten Freunden, die man sich vorstellen konnte, von einer unwahrscheinlichen Truppe, die sie so liebte, wie Catti-brie sie ihrerseits liebte. Gefährten, Freunde. Mit Wulfgar war es mehr als das gewesen, hatte sie geglaubt, und nun mit Drizzt…
Was?
Sie wusste es nicht. Sie liebte ihn sehr und fühlte sich stets besser, wenn er in ihrer Nähe war, aber wo sollten sie als Mann und Frau leben? Würde er der Vater ihrer Kinder sein? War das überhaupt möglich?
Bei dem Gedanken verzog sie das Gesicht. Ein Teil von ihr freute sich darauf und glaubte, dass es etwas wirklich Wunderbares und Schönes sein würde. Ein anderer Teil von ihr, der pragmatischer war, schreckte vor dem Gedanken zurück und wusste, dass solche Kinder schon durch ihre Herkunft Ausgestoßene sein würden, für alle bis auf die wenigen, die die Wahrheit über Drizzt Do'Urden kannten.
Catti-brie schloss die Augen und legte den Kopf auf die Knie. Sie stellte sich vor, wie es sein würde, eine ältere Frau zu sein, viel weniger beweglich und zweifellos nicht mehr im Stande, neben Drizzt Do'Urden, der mit der ewigen Jugend seines Volkes gesegnet war, das Gebirge zu durchstreifen. Sie sah ihn jeden Tag, sah sein strahlendes Lächeln, wenn er sich an seinen Abenteuern erfreute. Das war sein Wesen, genau wie es das ihre war. Aber es würde für sie nur noch ein paar Jahre so weitergehen, das wusste sie tief im Herzen, vor allem wenn sie Kinder bekommen würde.
Es war alles viel zu verwirrend und zu schmerzlich. Diese Orks, die sie eingekreist hatten, hatten ihr etwas über sich selbst gezeigt, das sie bisher nie begriffen hatte; sie hatten ihr deutlich gemacht, dass ihr derzeitiges Leben, sosehr sie es auch genoss, so wild und voller Abenteuer es auch war, nur ein Vorspiel zu etwas anderem darstellte, das vollkommen anders sein würde. Würde sie Mutter sein? Oder eine Botschafterin, die dem Hof ihres Vaters König Bruenor diente? Würde das hier ihr letztes großes Abenteuer in der Wildnis sein?
»Nach einer solchen Niederlage sind Zweifel nur natürlich«, sagte eine vertraute Stimme hinter ihr leise.
Sie öffnete die Augen, drehte sich um und sah Wulfgar vor sich, nur ein Stück unterhalb von ihr, die Arme über dem Knie seines höher aufgestützten Beins verschränkt.
Catti-brie sah ihn neugierig an.
»Ich weiß, wie du dich fühlst«, sagte der Barbar leise und mit aufrichtigem Mitgefühl. »Du hast dem Tod gegenübergestanden, und dieses äußerst bedrohliche Erlebnis hat dir deine eigene Sterblichkeit vor Augen geführt.«
Catti-brie sah ihn ungläubig an. War das denn nicht offensichtlich?
»Als ich unter die Yochlol fiel …«, begann der Barbar und kniff die Augen bei dem offensichtlichen Schmerz der Erinnerung ein wenig zusammen. Er hielt inne und fasste sich, dann öffnete er die Augen wieder und sprach weiter: »In Errtus Höhle habe ich erfahren, was Verzweiflung bedeutet. Ich habe gelernt, was es bedeutet, besiegt zu sein – mehr, als ich mir je hätte vorstellen können, und ich habe Zweifel und Bedauern kennen gelernt. Trotz allem, was ich in meiner Zeit geleistet hatte, indem ich meine Leute zusammenbrachte und zu einem Frieden mit den Bewohnern von Zehn-Städte beitrug, indem ich mit euch, meinen Freunden, gekämpft hatte, um Regis zu retten, um Mithril-Halle wiederzugewinnen, um …«
»Mich vor der Yochlol zu retten«, fügte Catti-brie hinzu, und Wulfgar lächelte und nahm das Kompliment mit einem Nicken entgegen.
»Trotz allem erfuhr ich in der Höhle von Errtu eine Leere, von der ich bis zu diesem Augenblick nicht gewusst hatte, dass sie überhaupt existiert«, erklärte der Barbar. »Als ich mich dem gegenübersah, was ich für die letzten Momente meiner Existenz hielt, war ich seltsam unzufrieden mit meinen Leistungen.«
»Nach allem, was du getan hast?«, fragte sie skeptisch. Wulfgar nickte. »Weil ich in so vielen anderen Dingen versagt hatte«, antwortete Wulfgar und blickte zu ihr auf. »Bei meiner Liebe zu dir habe ich versagt. Und als es darum ging zu verstehen, wer ich war, wer ich sein wollte und was für ein Leben ich führen wollte, wenn die Bergpfade nicht mehr mein
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