Die Rückkehr des Dunkelelf 1 - Die Invasion der Orks
dem Haupttrupp immer wieder Wegbeschreibungen und bewegte sich mit einer Sicherheit und einem Tempo, mit dem niemand außer Guenhwyvar, die heute nicht mit dabei war, Schritt halten konnte. Der Drow tat einfach so, als wäre nichts geschehen, das erkannte Regis deutlich, und er bemerkte auch, dass Drizzts Zickzackroute den Drow immer wieder nahe zu Catti-brie führte; der Späher erreichte immer wieder Punkte, von denen aus er sie im Auge behalten konnte. Und das überraschte Regis, denn er hatte Drizzt nie zuvor so fürsorglich erlebt.
Aber war es wirklich der Wunsch zu beschützen, fragte sich der Halbling, oder war es etwas anderes?
Die Veränderung in Catti-brie war sogar noch offensichtlicher. Sie verhielt sich irgendwie abweisend, besonders gegenüber Drizzt. Sie war nicht offen unhöflich, aber sie sprach an diesem Tag erheblich weniger als sonst und quittierte die Anweisungen, die der Drow gab, nur mit einem schlichten Nicken oder Schulterzucken. Der Vorfall mit den Orks hatte sie offenbar sehr verstört.
Er warf einen Blick zurück zur Zwergenkarawane und sah sich dann um, um sich zu überzeugen, dass sie im Augenblick sicher waren – die Späher hatten an diesem Tag keine Spur von Orks oder Riesen gefunden –, dann eilte er vorwärts über den Pfad und holte Catti-brie ein.
»Der Wind ist heute früh ziemlich frisch«, sagte er.
Sie nickte und starrte weiter geradeaus. Ihre Gedanken waren nach innen gerichtet, nicht auf den Weg vor ihr.
»Sieht so aus, als würde die Kälte dir zu schaffen machen«, wagte Regis festzustellen.
Wieder nickte Catti-brie nur, aber dann hielt sie inne und drehte sich zu ihm um. Sie konnte gegenüber dem engelhaften Gesicht des Halblings ihre strenge Miene nicht aufrechterhalten, denn Regis schaute vollkommen unschuldig drein.
»Tut mir Leid«, sagte sie schließlich. »Mir geht einfach nur so vieles durch den Kopf.«
»Als wir am Fluss waren, auf unserem Weg zu Cadderly, und der Goblin meine Schulter mit dem Speer traf, habe ich mich auch so gefühlt«, erwiderte Regis. »Hilflos, und als wäre das Ende meines Wegs gekommen.«
»Und keinem von uns ist die Veränderung entgangen, die Regis seit diesem Tag durchgemacht hat.«
Nun war es an dem Halbling, die Achseln zu zucken.
»Wir denken in solchen Augenblicken oft, dass alles verloren ist«, sagte er. »Und manchmal macht uns das unsere Prioritäten klarer. Dann braucht es nach dem Vorfall eine Weile, bis wir das alles neu durchdacht haben.«
Catti-bries Lächeln sagte ihm, dass er Recht hatte.
»Wir haben uns ein seltsames Leben ausgesucht«, meinte Regis nachdenklich. »Wir wissen, es besteht durchaus die Möglichkeit, dass wir eines Tages hier in der Wildnis umkommen, aber wir sagen uns immer wieder, dass es zumindest nicht heute sein wird, und so gehen wir weiter unseren Weg.«
»Und warum hat Regis, der kein Freund der Wildnis und der Abenteuer war, diesen Weg dennoch eingeschlagen?«, fragte Catti-brie.
»Weil ich bei meinen Freunden sein will«, sagte der Halbling. »Weil wir eins sind, und ich würde lieber hier draußen bei euch sterben, als von eurem Tod erfahren, wenn ich in einem bequemen Sessel sitze – vor allem wenn ich bei einer solchen Nachricht daran denken müsste, dass ihr vielleicht noch am Leben wärt, wenn ich bei euch gewesen wäre.«
»Dann sind es also Schuldgefühle, die dich antreiben?«
»Das, und der Wunsch, den Spaß nicht zu verpassen«, antwortete Regis lachend. »Dabei sind die Geschichten immer sehr viel besser als die eigentlichen Erfahrungen. Ich weiß das, weil ich oft genug gehört habe, wie Bruenor und die anderen Zwerge jeden Faustschlag zu einer Ramme aufblasen, die die Mauern einer Burg niederreißen könnte, aber obwohl ich das weiß, empfinde ich stets Bedauern, wenn ich eine Geschichte über Vorfälle höre, an denen ich nicht beteiligt war.«
»Also hast du gelernt, deine Abenteurerseite zu akzeptieren?«
»Mag sein.«
»Und du glaubst nicht, dass du mehr als das brauchst?«
Regis' Blick gab ihr klar zu verstehen, dass er nicht so recht wusste, was dieses »Mehr« sein sollte.
»Denkst du nicht manchmal daran, wie es wäre, bei deinem Volk zu leben? Vielleicht eine Frau zu haben, und …«
»Kinder?«, schloss der Halbling, nachdem Catti-brie innegehalten hatte, als könnte sie das Wort nicht aussprechen.
»Ja.«
»Es ist so lange her, seit ich unter anderen Halblingen gelebt habe«, sagte Regis, »und … na ja, es endete nicht gerade
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