Die Rückkehr des Dunkelelf 1 - Die Invasion der Orks
sah ihn verwirrt an.
Drizzt nickte, ging davon und überließ es dem Barbaren, über die Worte nachzudenken. Er selbst wandte sich dem Felsvorsprung im Süden des Lagers zu, wo eine einsame Gestalt reglos dasaß.
»Sie war den ganzen Tag da oben«, sagte Bruenor und stellte sich neben den Drow. »Seit er sie zurückgebracht hat.«
»Zu Füßen von wütenden Orks zu liegen, kann eine beunruhigende Erfahrung sein.«
»Meinst du?«
Drizzt schaute seinen bärtigen Freund an.
»Wirst du zu ihr gehen, Elf?«, fragte Bruenor.
Drizzt war nicht sicher, und seine Verwirrung zeichnete sich deutlich auf seinen Zügen ab.
»Ja, sie will vielleicht ein bisschen allein sein«, nahm Bruenor ihm die Antwort ab. Er warf einen Blick zu Wulfgar und lenkte auch die Aufmerksamkeit des Drow auf den Barbaren.
»Nicht genau der Held, den sie erwartet hatte, denke ich mal.«
Die Worte trafen Drizzt, besonders weil ihre logischen Folgen ihn an emotionale Orte zwangen, die er nicht aufzusuchen wünschte. Um was ging es hier eigentlich? Ging es darum, dass Wulfgar seine ehemalige und Drizzts derzeitige Geliebte gerettet hatte, oder hatte einfach einer der Gefährten einen anderen gerettet, wie es schon so viele Male auf ihrem langen und schweren Weg geschehen war?
Das Letztere, entschied Drizzt. Es musste das Letztere sein, und alles andere war emotionaler Ballast, der bei ihnen keinen Platz hatte. Nicht hier, wo hinter jedem Felsen ein Ork oder ein Riese lauern konnte, der sie umbringen wollte. Nicht hier, wo solche Ablenkungen zu einer Katastrophe fuhren konnten. Drizzt hätte beinahe gelacht, als er daran dachte, welche Gedanken in ihm herumgewirbelt waren, darunter die gleichen fürsorglichen Gefühle für Catti-brie, für die er den jüngeren Wulfgar einmal getadelt hatte.
Er konzentrierte sich auf das Positive, auf die Tatsache, dass Catti-brie ohne ernste Verletzungen davongekommen war und dass der Weg, den Wulfgar mit solch mutigen und heldenhaften Taten einschlug, ihn noch weiter von dem Pfad zu Errtus Hölle wegführen würde. Als er nun den Barbaren ansah, der sich selbstsicher und vollkommen ruhig unter den Zwergen bewegte, kam es Drizzt so vor, als hätte Wulfgar auch die letzten Reste des Rauchs aus dem Abgrund von seinen Zügen gewaschen.
Ja, entschied Drizzt, es war ein guter Tag gewesen.
»Gegen Mittag habe ich den Turm von Senkendorf gesehen«, sagte er zu Bruenor, »aber obwohl ich nahe genug war, ihn klar zu erkennen, sogar die einzelnen Soldaten sehen konnte, die dort Wache hielten, denke ich, wir haben noch mindestens zwei Tagesmärsche vor uns, denn zwischen uns und Senkendorf liegt eine lang gezogene Schlucht, die wir umgehen müssen, und das wird dauern.«
»Aber die Stadt stand noch?«, fragte der Zwerg.
»Sie wirkte vollkommen friedlich. Fahnen wehten im Sommerwind.«
»So sollte es auch sein, Elf, so sollte es sein«, erwiderte Bruenor. »Wir gehen hin und sagen ihnen, was los ist, und ich werde vielleicht ein paar Zwerge bei ihnen lassen, falls sie Hilfe brauchen, und …«
»Und dann gehen wir nach Hause«, sagte Drizzt. Er beobachtete Bruenor bei diesen Worten scharf, und es wurde deutlich, dass der Zwerg diese Aussicht nicht für wünschenswert hielt.
»Könnte sein, dass andere Siedlungen uns brauchen«, schnaubte Bruenor.
»Ich bin sicher, wir können ein paar finden, wenn wir nur lange genug suchen.«
Entweder war Bruenor das sarkastische Grinsen des Drow tatsächlich entgangen, oder er ignorierte es einfach.
Der Zwergenkönig sagte nur: »Ja«, und ging davon.
Drizzt sah ihm nach, aber dann wurde sein Blick unvermeidlich wieder von dem hohen Felsenvorsprung angezogen, von der einsamen Gestalt, die dort hockte.
Er wollte zu ihr gehen – er wollte unbedingt zu ihr gehen, sie in den Arm nehmen und ihr sagen, dass alles in Ordnung war.
Aber aus irgendeinem Grund dachte Drizzt, dass das vollkommen ungerecht wäre. Er spürte, dass Catti-brie ein wenig Abstand von ihm und allen anderen brauchte, dass sie all ihre Gefühle überdenken musste, die diese Begegnung mit ihrer eigenen Sterblichkeit in ihr hervorgerufen hatte.
Wulfgar blieb am nächsten Tag beim Haupttrupp der Zwerge und half beim Transport der Vorräte, aber Regis zog mit Drizzt und Catti-brie über die höher gelegenen Pfade. Er verbrachte jedoch wenig Zeit damit, nach Feinden Ausschau zu halten, denn er war zu sehr damit beschäftigt, seine beiden Freunde aufmerksam zu beobachten.
Drizzt war sachlich wie immer, übermittelte
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