Die Rückkehr des Dunkelelf 1 - Die Invasion der Orks
zwei Männer aufzuspießen vermochte. Nun scharrte es unruhig am Boden und beobachtete Pikel ebenso angespannt, wie der Zwerg zurückschaute.
Dann hob Pikel den Arm über den Kopf, den Finger nach oben, als hätte er selbst ein Einhorn-Horn, und fing an umherzuhüpfen.
»Sei vorsichtig, Zwerg«, warnte Tarathiel, unsicher, wie dieses hinreißende, aber gefährliche Geschöpf reagieren würde. Aber Pikel war offenbar alles andere als nervös. Mit einem Schrei des Entzückens sprang der Zwerg über den Weg, kletterte über die Steinmauer, die den Rand des Hains markierte, und lief auf das Tier zu.
Das Einhorn scharrte abermals und wieherte laut, aber Pikel schien das kaum zu bemerken und rannte weiter.
Tarathiel verzog das Gesicht und tadelte sich innerlich, weil er den Zwerg in den Hain gebracht hatte. Er lief hinter Pikel her und rief ihm zu, er solle stehen bleiben.
Aber es war Tarathiel, der schließlich stehen blieb, gerade als er über den Steinwall steigen wollte. Auf dem kleinen Feld stand Pikel neben dem Einhorn und streichelte mit ehrfürchtiger Miene seinen muskulösen Hals. Das Einhorn schien ein wenig unsicher und scharrte weiter, aber es vertrieb Pikel nicht und machte auch keine Anstalten davonzurennen.
Tarathiel setzte sich auf den Wall und lächelte, denn er war sehr froh darüber.
Pikel blieb einige Zeit bei dem wunderbaren Geschöpf, bevor das Einhorn sich schließlich umdrehte und davongaloppierte. Der vollkommen bezauberte Zwerg schwebte beinahe über die Wiese zurück, hüpfte so leichtfüßig, dass er kaum den Boden zu berühren schien.
»Bist du zufrieden?«
»Ei, ei.«
»Ich glaube, es mochte dich.«
»Ei!«
»Du weißt also von Mielikki?«
Pikel griff unter sein Hemd und holte einen Anhänger heraus, der einen geschnitzten Einhornkopf zeigte, das Zeichen der Naturgöttin.
Tarathiel hatte einen anderen mit einem ganz ähnlichen Anhänger gesehen, wenn der von Pikel auch aus Holz geschnitzt war und der andere aus den Knochen der Hartschädelforelle aus dem Eiswindtal bestanden hatte.
»Wird es König Bruenor denn nicht stören, wenn sich ein Anhänger der Göttin an seinem Hof aufhält?«, fragte Tarathiel und lenkte das Gespräch damit in eine Richtung, die ihm vielleicht mehr verraten würde.
Pikel sah ihn neugierig an.
»Immerhin ist er ein Zwerg, und die meisten Zwerge haben nicht viel für die Göttin Mielikki übrig.«
»Pfft«, schnaubte Pikel und machte eine wegwerfende Handbewegung.
»Du glaubst, dass ich mich irre?«
»Ei, ei.«
»Ich habe gehört, dass noch ein anderer an König Bruenors Hof in der Gunst von Mielikki steht«, sagte Tarathiel. »Einer, der hier von Montolio dem Waldläufer ausgebildet wurde. Ein sehr ungewöhnliches Geschöpf, ganz ähnlich wie Pikel Felsenschulter.«
»Drizzit Dudden!«, rief Pikel, und Tarathiel brauchte einen Augenblick, um den Namen in Pikels Aussprache zu erkennen, aber als er es tat, nickte er zustimmend.
Wenn das Einhorn nicht Beweis genug gewesen war, dann war es die Tatsache, dass Pikel von Drizzt wusste.
»Drizzt, ja«, sagte der Elf. »Er war es, den ich hierher brachte, als ich das Einhorn zum ersten Mal gesehen habe. Das Einhorn mochte ihn ebenfalls.«
»Hihihi.«
»Lass uns hier übernachten«, erklärte der Elf. »Wir werden morgen gleich bei Sonnenaufgang aufbrechen und zu deinem Bruder zurückkehren.«
Dieser Vorschlag schien Pikel Felsenschulter zuzusagen. Er lief davon, suchte überall im Hain und fand tatsächlich bald zwei Hängematten, die er vergnügt für sie aufhängte.
Sie verbrachten eine angenehme Nacht in der magischen Atmosphäre von Mooshies Hain.
»Er kennt Drizzt Do'Urden«, sagte Tarathiel zu Innovindil, als sie am folgenden Abend zusammensaßen, um über ihre Begegnungen mit den ungewöhnlichen Zwergenbrüdern zu sprechen.
»Ebenso wie Ivan«, erklärte Innovindil. »Tatsächlich stellen Drizzt Do'Urden und Bruenors Adoptivtochter Catti-brie die Verbindung zwischen dem Priester Cadderly und Mithril-Halle dar. Alles, was Ivan, Pikel und Cadderly von Bruenor wissen, haben sie von diesen beiden erfahren.«
»Pikel glaubt, dass Drizzt bei Bruenor ist«, sagte Tarathiel ernst.
»Wenn er in diese Region zurückkehrt, werden wir die Wahrheit über Ellifains derzeitigen Zustand erfahren.«
Tarathiels Blick verdüsterte sich, und er schlug die Augen nieder. Das Leben und das Schicksal von Ellifain Tuuserail gehörten zu den traurigsten und finstersten Geschichten im Mondwald. Ellifain war in
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