Die Rückkehr des Dunkelelf 2 - Kampf der Kreaturen
konnte. Dann steckte er den Helm in sein Gepäck und machte sich auf den Weg.
Ein paar Schritte hinter dem Ausgang blieb er jedoch stehen und hätte beinahe gelacht, als sein Blick auf seine schwieligen Füße fiel.
Einen Augenblick später hielt er die Stiefel in der Hand. Er dachte daran, sie anzuziehen, aber dann band er sie nur mit den Schnürsenkeln zusammen und hängte sie sich über die Schulter.
Vielleicht gab es ja einen gesunden Mittelweg.
Etwa zur gleichen Zeit, als Drizzt Bruenors Helm hin und her drehte, betrachtete ein anderes Geschöpf nicht sonderlich weit entfernt einen anderen gepanzerten Kopfschutz. Dieser Helm war weiß wie Knochen und ähnelte einem Schädel, wenn auch mit grotesk lang gezogenen Augenhöhlen. Das »Kinn« des Helms würde tief über Oboulds eigenes Kinn hängen und seine Kehle schützen. Die verlängerten Augenhöhlen waren allerdings der faszinierendste Teil des Helms, denn sie waren nicht offen. Eine glasartige Substanz füllte sie.
»Glasstahl«, erklärte Arganth dem großen Ork. »Kein Speer wird ihn durchdringen. Nicht einmal eine große Zwergenarmbrust könnte einen Bolzen hindurchtreiben.«
Obould knurrte bewundernd, als er den Helm hin und her drehte. Er hob ihn langsam hoch und setzte ihn auf. Der Helm reichte weit nach unten, bis zu seinen Schlüsselbeinen.
Arganth zeigte ihm eine Art Schal, der mit Metallfäden durchzogen war.
»Wickel das hier um den Hals, und der Helm kann darauf sitzen«, erklärte der Schamane. »Dann wird es keine Öffnung geben.«
Obould kniff hinter dem Glasstahl die Augen zusammen. »Zweifelst du etwa an meinen Fähigkeiten?«, fragte er.
»Es darf keine Schwachstelle geben«, erwiderte Arganth tapfer. »Obould ist die Hoffnung von Gruumsh. Obould ist der Auserwählte!«
»Und Gruumsh wird Arganth bestrafen, wenn Obould versagt?«, fragte der Ork-König.
»Obould wird nicht versagen«, wich der Schamane der Frage aus.
Obould hakte nicht weiter nach und konzentrierte sich stattdessen auf die scheinbar endlose Reihe kostbarer Gaben, die ihm gewährt worden waren. Jedes Mal, wenn er die Faust ballte, spürte er die zusätzliche Kraft in seinen Armen. Jeder leichtfüßige Schritt über den zerklüfteten Boden erinnerte ihn an sein verbessertes Gleichgewicht und seine höhere Geschwindigkeit. Unter der Rüstung trug er ein leichtes Hemd und eine Hose, die, wie die Schamanen behaupteten, so verzaubert waren, dass sie ihn vor Feuer und Eis schützen würden.
Die Schamanen machten ihn unverwundbar. Die Schamanen bauten um ihn herum eine undurchdringliche Rüstung.
Aber Obould erkannte, dass er lieber nicht an diese Dinge denken sollte, oder er würde in seiner Wachsamkeit nachlassen.
»Bist du zufrieden?«, fragte Arganth so aufgeregt, dass seine Stimme beinahe wie ein Quieken klang.
Immer noch knurrend setzte Obould den Helm wieder ab und nahm von dem Schamanen den Schal mit den Metallfäden entgegen.
»Obould ist erfreut«, erklärte er.
»Dann ist Gruumsh ebenfalls erfreut!«, verkündete Arganth.
Er tanzte davon, zurück zu der wartenden Gruppe von Schamanen, die alle aufgeregt aufeinander einredeten. Zweifellos tauschten sie weitere Ideen darüber aus, was sie noch für ihren Gottkönig tun konnten. Obould lachte heiser. Er hatte von seinen Leuten stets Ergebenheit verlangt und sie mit Hilfe von Angst und Muskelkraft erzwungen. Aber dieser wachsende Fanatismus war etwas ganz anderes.
Konnte ein König sich mehr wünschen?
Obould wusste allerdings, dass Fanatismus auch Erwartungen mit sich brachte, und er spähte suchend in die dunkle Bergwelt hinaus. Sie hatten einen Gewaltmarsch nach Norden unternommen, einen ganzen Tag und eine ganze Nacht, denn etwas gefährdete sein großes Ziel.
Obould hatte vor, diese Gefahr aus dem Weg zu räumen.
Ein rascher Blick nach Westen sagte Tarathiel, dass er sich beeilen musste, denn der untere Rand der Sonne berührte bereits beinahe den Horizont, und sein und Innovindils neues Lager lag noch in einiger Entfernung. Wenn die Sonne unterging, würde er Sonne landen lassen müssen, denn im Dunkeln umherzufliegen war eine schwierige Angelegenheit.
Dennoch, er war erregt von der Jagd – er hatte ein Dutzend Orks vor sich hergetrieben –, und noch aufregender war der Gedanke, dass Drizzt Do'Urden auf dem Weg zu ihnen war. Nachdem sie den Ork-Stamm gemeinsam wieder in den Grat der Welt gescheucht hatten, war der Drow abermals davongegangen, und Tarathiel und Innovindil hatten ihn tagelang
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