Die Rückkehr des Fremden (German Edition)
faszinierten.
„Bitte, Mrs Jennings, Sie müssen sich entspannen.“ In der Stimme des Arztes lag eine Dringlichkeit, die vorher nicht da gewesen war.
„Ja, Sir.“ Sie versuchte, ihm zu gehorchen.
Obwohl Dr. Hadley freundlich war, waren die notwendigen intimen Untersuchungen kurz vor der Entbindung unangenehm. Sie war als Jungfrau in die Ehe gekommen, und außer Larson hatte sie nie ein Mann angerührt. Er war ein geduldiger Liebhaber und auch mitten in seiner Leidenschaft unglaublich zärtlich gewesen.
Der Arzt stand auf. „Hatten Sie irgendwelche Blutungen, Mrs Jennings?“
Kathryns Brustkorb schnürte sich vor Panik zusammen. Blutungen? „Stimmt mit meinem Baby etwas nicht, Dr. Hadley?“
„Nein, nein. Ihrem Baby geht es gut, das versichere ich Ihnen.“ Er berührte leicht ihr Knie. „Aber es war richtig von Ihnen zu kommen.“ Er schaute sie freundlich an. „Hatten Sie irgendwelche Blutungen?“
Als sie seinen besänftigenden Blick sah, beruhigte sich Kathryn ein wenig. „Nein, ich hatte keine Blutungen.“
„Gut. Ich untersuche noch eine Sache, dann sind wir fertig.“ Er griff unter das Laken und tastete vorsichtig ihren Bauch ab.
Das Kind in ihr protestierte, und Kathryn atmete ein und staunte erneut über das Wunder des Lebens, das so schnell so viel Platz in ihr einnahm. Sie fragte sich auch mit einem Anflug von Angst, wie es wohl werden würde, wenn sich das Kind entschied, auf die Welt zu kommen.
Als er mit seiner Untersuchung fertig war, ging Dr. Hadley auf die andere Seite des Raums und wusch sich die Hände. „Soll ich Ihren Mann hereinholen, bevor wir miteinander sprechen?“
Kathryn setzte sich auf und legte das Laken schützend über sich. „Jacob ist nicht mein Mann“, erklärte sie. Als sie sah, wie der Arzt die Braue hochzog, fügte sie schnell hinzu: „Mein Mann starb Anfang dieses Jahres. Jacob ist ein Freund.“ Sie legte die Hand auf ihr ungeborenes Kind. „Aber deshalb ist dieses Kind … das Kind meines Mannes … so besonders wertvoll für mich.“
Dr. Hadley nickte verständnisvoll und mit einem traurigen Lächeln. „Es tut mir leid, dass Sie Ihren Mann verloren haben, Mrs Jennings, aber Sie brauchen sich keine Sorgen um sich oder Ihr Kind zu machen. Die Schmerzen, die Sie heute Morgen hatten, sind normal. Auf diese Weise bereitet sich Ihr Körper auf die Geburt des Babys vor. Sie sind eine starke Frau von exzellenter Gesundheit, und dem Baby scheint es gut zu gehen. Es hat einen kräftigen, gesunden Herzschlag und es ist genau dort, wo es nach fast acht Monaten sein soll.“ Er forderte sie auf, viel zu essen und sich viel Ruhe zu gönnen. Sie konnte ihren normalen Tagesablauf beibehalten, sollte sich aber sofort ausruhen, wenn sie erschöpft war.
„Nun, Mrs Jennings, wenn Sie keine weiteren Fragen haben, lasse ich Sie jetzt allein, damit Sie sich anziehen können. Ich helfe Ihnen gern bei der Geburt Ihres Kindes. Falls Sie etwas brauchen, dann lassen Sie mich bitte holen.“ Er verließ den Raum und schloss die Tür hinter sich.
Kathryn stand vorsichtig auf und trat hinter die Trennwand, um sich wieder anzuziehen. Als sie in ihr Kleid schlüpfte, spürte sie die Rundung in ihrer Kleidtasche und zog die Spieluhr heraus. Sie drehte liebevoll den Schlüssel an der Seite und stellte die Spieluhr auf den Stuhl, während sie sich fertig ankleidete.
Die schwachen Töne kamen ihr heute besonders langsam vor, als koste es den Mechanismus viel Mühe, sie hervorzubringen. Die Spieluhr war nicht von bester Qualität, aber Kathryn hoffte, sie würde nicht allein deswegen schon kaputtgehen, weil sie sie so oft aufzog. Während sie ihr Mieder zuknöpfte, hörte sie sich die Melodie an. Irgendwie entsprach die langsame, abgehackte Musik heute genau ihrer Stimmung.
Als sie aus dem Untersuchungszimmer trat, stand Jacob draußen und wartete auf sie.
Er trat auf sie zu. „Ist alles in Ordnung? Mit dir und dem Baby …?“
Sie lächelte. „Mir geht es gut, und dem Baby auch. Der Arzt hat gesagt, dass das, was heute Morgen war, normal sei.“ Sie senkte den Blick. „Ich schäme mich ein wenig, weil ich dich gebeten habe, mich den weiten Weg in die Stadt zu bringen, obwohl es völlig unnötig war.“
„Das war nicht unnötig. Wir wissen jetzt, dass mit dir alles in Ordnung ist und mit dem Baby auch.“
Kathryn legte Jacob eine Hand auf den Arm. Was für ein sanfter, einfühlsamer Mann. „Danke, Jacob.“ Als er seine Hand auf ihre legte, löste seine Berührung ein
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