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Die Rückkehr des Fremden (German Edition)

Die Rückkehr des Fremden (German Edition)

Titel: Die Rückkehr des Fremden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Alexander
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neben seinem Kopf weg. Larson ließ sich auf den Bauch fallen und begann, durch den Schnee und das Gebüsch zu kriechen, um sich noch weiter vom Lichtschein des Lagerfeuers zu entfernen.
    Ein weiterer Schuss ertönte. Die Kugel schlug höchstens einen Meter neben ihm ein.
    Larson atmete keuchend durch zusammengebissene Zähne. Seine Haut wurde plötzlich feuchtkalt, obwohl die Wunde heiß pochte. Er bemühte sich, die Schmerzen zu ignorieren, und betete wie seit Jahren nicht mehr. Larson wusste, dass der allmächtige Gott keine Veranlassung hatte, auf ihn zu hören, nachdem Larson ihn jahrelang nicht beachtet hatte. Trotzdem betete er mit einer Dringlichkeit, die er von sich nicht gekannt hatte.
    Als er schätzungsweise zehn Meter weit gekrochen war, hielt er an, um Luft zu holen. Die scharfe, eisige Kälte zerschnitt seine Kehle. Er schaute an seinem rechten Bein hinab und sah, dass sich der Schnee dunkelrot färbte. Seine Füße und Beine wurden langsam taub. Seine Finger schmerzten.
    „Ich weiß, dass Sie da im Gebüsch stecken, Mister. Sie können genauso gut herauskommen und es hinter sich bringen.“
    Diese Worte wurden in einem eigenartigen Singsang gesprochen und verliehen der lebensbedrohlichen Situation einen makabren Beigeschmack. Larson blieb regungslos liegen und hörte, wie die Stiefel des Mannes auf dem gefrorenen Schnee knirschten. Er schätzte, dass der Mann ungefähr fünf Meter von ihm entfernt war. Und er hörte, wie er geradewegs in seine Richtung kam.
    Da seine Möglichkeiten sehr begrenzt waren, schob sich Larson auf dem Bauch weiter durch das Gebüsch und über einen schmalen Graben. Er robbte die Seite des Grabens hinauf, bis er das unmissverständliche Geräusch von Metall auf Metall hörte. Ein Gewehr wurde geladen. Der Hahn wurde gespannt, und dann wurde die Nacht totenstill.
    Larson wartete auf das Unausweichliche. Aber es kam kein Schuss.
    Stattdessen hörte er ein Summen. Der Angreifer summte in hohen Tönen sorglos eine kleine Melodie vor sich hin, als wäre er bei einem gemütlichen Picknick. Larson erstarrte zu Stein.
    „Heute Nacht ist es ziemlich kalt hier draußen. Und es soll noch viel mehr Schnee kommen. Sie können langsam oder schnell sterben, Mister. Mir ist das egal. Aber ich habe gehört, dass es nicht angenehm ist zu erfrieren.“
    Der absurde Singsang tanzte durch die kalte, eisige Luft. Larson drückte sich in das Gebüsch zurück.
    Bruchstücke der Gebete, die Kathryn nachts geflüstert hatte, wenn er schweigend neben ihr im Bett lag, kamen ihm in den Sinn. Larson wiederholte sie immer wieder in Gedanken, während er durch das dunkle Gewirr aus Felsen und Sträuchern kroch. Als er schließlich aufblickte, dachte er, die silbernen Schatten der Nacht würden ihm etwas vortäuschen.
    Eine kleine Holzhütte stand wie ein Wachmann an der Felswand der Schlucht. Wenn er es in diese Hütte schaffen könnte, hätte er vielleicht den Hauch einer Chance. Er feuerte einen Schuss in die Richtung ab, aus der er seinen Angreifer zuletzt gehört hatte. Durch sein verletztes rechtes Bein stark beeinträchtigt, erreichte er mühsam die Tür, als ein weiterer Schuss hinter ihm ertönte.
    Larson warf sich in die Hütte hinein und stieß die Tür mit dem Fuß zu. Keuchend kroch er zu der Wand, die vom einzigen Fenster neben der Tür am weitesten entfernt war. Der vollgestellte Raum war beengt und stickig. Ein scharfer Geruch, den er nicht definieren konnte, durchdrang die kalte Luft.
    Seine Augen gewöhnten sich schnell an das schwache Licht, das durch das Fenster fiel. Die Wand hinter ihm war mit gestapelten Fässern bedeckt. Ein Haufen Wolldecken und anderer Sachen übersäte den Holzboden.
    Ein weiterer Schuss ertönte. Die Fensterscheibe zerbarst. Larson hörte, wie etwas neben ihm krachend einschlug. Eine Flüssigkeit spritzte ihm ins Gesicht und an den Hals, und der Boden unter ihm wurde nass. Der beißende Geruch wurde stärker.
    Schnelles Gewehrfeuer durchschnitt die Nacht. Im nächsten Moment war die Hütte von einem grellen, weißen Licht erhellt und brannte lichterloh. Starke Hitze erfüllte den kleinen Raum. Ein beißender Gestank stieg ihm in die Nase. In diesem Moment wusste Larson, dass er sterben würde, und dass sein Tod schmerzhaft wäre, wie er es verdiente. Er hoffte nur, er käme schnell.

Kapitel 3
    K athryn rieb mit dem Handballen eine Eisschicht von der vereisten Fensterscheibe und spähte aus dem Fenster der Blockhütte. Über zwei Wochen waren vergangen, seit sie

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