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Die Rueckkehr des Henry Smart

Die Rueckkehr des Henry Smart

Titel: Die Rueckkehr des Henry Smart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roddy Doyle
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Saal kam oder auf die Ladefläche eines Lasters stieg? Wen würden sie diesmal sehen? Den jungen Mann, der hinter den tränenden Augen oder den alten Schultern steckte? (Die Augen tränten zwar, aber ich konnte noch jede Menge mit ihnen sehen.)
    – Einen Fedora, sagte ich.
    – Was?
    – Ich setz einen Fedora auf. Und hab mein Holzbein dabei.
    Sie würden sehen, wie man dem Alten auf die Ladefläche half. Sie würden das Bein sehen – die geheime Geschichte kannten sie ja alle –, und würden den jungen Mann vor ihren Augen mit langen Schritten durch das Jahrhundert laufen sehen. Wie Oisin, der vom Pferd in den irischen Dreck fiel und innerhalb von ein, zwei Sekunden um Hunderte von Jahren alterte. Sie würden sehen, wie ich Oisin toppte, indem ich das Kunststück in umgekehrter Reihenfolge vollbrachte, indem ich den jungen Henry hinter dem Alten hervorschimmern und in das schnelle republikanische Leben zurückkehren ließ.
    Sie schienen sich zu freuen, waren beruhigt.
    – Aye, das Holzbein, sagte der Mann mit dem Bart. – Aber warum der Hut?
    – Der Fedora steht mir, sagte ich.
    Ich war immer noch der Sandwichboard-Mann.
    Die Wähler von Fermanagh/South Tyrone stimmten für einen Sterbenden. Aus Bobby Sands wurde der Unterhausabgeordnete Bobby Sands.
Ich bin ein politischer Gefangener, weil ich Opfer eines ständigen Krieges zwischen dem unterdrückten irischen Volk und einem fremden, gewaltsamen, ungewünschten Regime bin, das sich weigert, unser Land zu verlassen.
Bobbys Wahl würde zu einer Einigung führen. Thatcher würde nie einen britischen Unterhausabgeordneten bei einem Hungerstreik sterben lassen.
    Zu Tausenden zogen die Menschen langsam hinter seinem Sarg her zu der republikanischen Grabstätte auf dem Friedhof von Milltown. Noch mal Tausende standen am Straßenrand, als wir vorbeikamen. Diesmal Belfast, nicht Dublin. Diesmal 1981, nicht 1917. Bobby Sands, nicht Thomas Ashe. Auf dem Sarg die Trikolore, das schwarze Barett, die Lederhandschuhe. Überall Kameras, und ich davor. Über uns die Überwachungshubschrauber. Obgleich ich in dieser tausendköpfigen Menge steckte, hörte ich genau, wie sie die Stille zerhackten.
    Irgendwo in der Nähe des Friedhofs – ich kannte mich in Belfast nicht aus – wurde der Sarg von der Lafette gehoben, und aus der Menge traten drei IRA Volunteers vor, so wie ich damals bei der Beerdigung von Ashe, und feuerten drei Salven in die Luft. Sie nahmen die Barette ab und senkten den Kopf zu einer Schweigeminute. Dann setzten wir uns wieder in Bewegung. Jemand nahm mich am Arm, ich ließ mich führen.
    Diese letzte halbe Meile brachte mich fast um. Eine starke Hand hielt mich, als wir den Friedhof betraten, ich war ganz vorn, neben harten Männern in neuen Anzügen. Einer, von dem mir gesagt wurde, es sei Gerry Adams – sie flüsterten mir den Namen zu wie ein Geheimnis –, faltete die Trikolore und übergab sie einer Frau, wahrscheinlich der Mutter. Neben ihr stand ein kleiner Junge, der Sohn. Ein anderer Mann trat vor – Owen Carron, hörte ich flüstern –, Bobbys Wahlmanager. Ein junger Mann, der sich bemühte, nicht jung auszusehen. Als er anfing zu sprechen, war mir, als wäre ich schon mal auf dieser Beerdigung gewesen.
    – Irische Männer und Frauen, sagte er. – Es lässt sich schwer beschreiben, welche Trauer, welcher Kummer in unseren Herzen wohnt, da wir am Grab von Volunteer Bobby Sands stehen, der von der britischen Regierung in den H-Blocks von Long Kesh grausam ermordet wurde. Bobby zählt nun zu Irlands patriotischen Opfern.
    Später rezitierte ich das Gedicht, das ich mit Jack Dalton nach Ashes Beerdigung im
Gravediggers
, einem Pub in Glasnevin, geschrieben hatte.
Lass mich tragen dein Kreuz für Irland, Herr. Denn Irland ist matt von Tränen.
Männer und Frauen hörten mir zu, als wären die Worte brandneu. Ich sah Tränen und hielt meine eigenen zurück. Durch den Rauch hindurch besah ich mir mein Publikum, die weinenden Frauen mit den großen Augen, und überlegte, ob wohl eine von ihnen Lust hätte, es mit mir zu treiben wie früher mal.
    – Wir haben die Krusten für dich abgeschnitten, sagte eine Frau – noch eine Stimme, die mir direkt ins Ohr sprach –, als sie mir den Sandwichteller hinstellte.
    Der Bus wartete am Tor des Pflegeheims auf mich, zweihundert Meter von der Bushaltestelle entfernt. Ein Schaffner war nicht drin, und der Fahrer trug eine Sonnenbrille und vermutlich auch eine kugelsichere Weste. Das Unterdeck war leer, und ich

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