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Die Rueckkehr des Henry Smart

Die Rueckkehr des Henry Smart

Titel: Die Rueckkehr des Henry Smart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roddy Doyle
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Auseinandersetzungen, und sie benehmen sich dämlich.
    Ich sprach leise, als wäre das nur für Campion bestimmt, dabei wusste ich, dass der Mann aus Clare uns verabredungsgemäß allein gelassen hatte in der Hoffnung, dass ich noch was Besseres rausrücken würde.
    – Manche fürchten, es könnte, falls sie sich zu sehr in die Wahlpolitik einmischen, einen Richtungswechsel geben, wenn sie weiter so gewinnen wie in Fermanagh. Und dass der bewaffnete Kampf aufs Abstellgleis geraten könnte.
Bewaffneter Kampf –
zum ersten Mal hörte ich die Worte aus meinem eigenen Mund.
    – Aufs Abstellgleis, sagte er. Es war eine Frage, die nicht wie eine klingen sollte.
    – Genau. So hat er es gesagt.
    – Er.
    –
Er.
    – Adams oder der andere?
    – Weiß nicht genau, sagte ich.
    – Du ...
    – Ich weiß nicht genau, ob er für sich spricht oder für andere weiter oben.
    – Ach so. Ja, schon gut.
    Es gab Leute, die nichts mit Wahlen zu tun haben wollten, selbst wenn die Kandidaten ihre Kameraden, Freunde, Bettgenossen waren. Und dann gab es andere, soweit ich das einschätzen konnte, für die diese Wahlen der Anfang von etwas Neuem waren. Manchmal kam ich mir vor wie der Schiedsrichter bei einem Boxkampf, den ich nicht sehen oder richtig hören konnte, einen Kampf mit bloßen Händen ohne Gong und Regeln.
    Der Mann mit dem Bart hatte mir die Frage gestellt, in der Bar des Imperial Hotel in Dundalk. Er hatte gewartet, bis wir allein waren. Er hatte zwei Skinheads in Bomberjacken zugenickt, und als sie draußen in der Halle waren, hatte er gefragt:
    – Wie habt ihr es gemacht?
    Ich versuchte es ihm zu erklären. Und im Grunde genommen erzählte ich den G-Men im Bus dasselbe. Ich verlegte die Handlung aus Dublin in den Norden, aber ich erzählte ihnen, was ich 1920 gesehen und erfahren hatte, verlagerte es aus der Vergangenheit in die Gegenwart und verriet Männer, die längst tot waren.
    – Er hält nichts von Wahlen, sagte ich zu Campion und meinte den Mann mit dem Bart 1981 und Ernie O’Malley 1920. – Oder von Parlamenten oder davon, dem Volk Auswahlmöglichkeiten zu geben, die keine sind.
    – Das wissen wir. Der Mann aus Clare war zurück und setzte sich wieder.
    Ich sah ihn an.
    – Entschuldigung, sagte er. – Sprich weiter.
    Der Bus blieb auf der Küstenstraße, statt rechts nach Ratheen und in die Stadt abzubiegen.
    – Die Hungerstreiks jagen ihm Angst ein, sagte ich. – Weil sie funktionieren. Die Männer stehen Schlange, um mitmachen zu dürfen. Aber damit landen sie bei der Sinn Féin und bei den H-Block-Komitees, nicht bei der IRA.
    – Jacke wie Hose.
    – Nein.
    – Weiter.
    – Es ist ein Kampf, sagte ich.
    Der Bus bog links ab auf die Causeway Road in Richtung Insel. Der Fahrer musste vom Gas gehen, als wir an die Stelle kamen, wo die neue Straße schon wieder in der Lagune versank. Der Himmel über uns war jetzt dunkel und nass.
    – Jetzt schaut euch das an, sagte der Mann aus Clare. – Was für ein beschissenes Land.
    Er sah mich an.
    – Warum du?
    – Ich bin ihr Bindeglied, sagte ich.
    – Es gibt andere. Denis Archer zum Beispiel. Der war wirklich im First Dáil. Und er hat seit fünfzig Jahren alle Spaltungen befürwortet. Bisher haben sie immer auf ihn zurückgegriffen. Was wird hier gespielt?
    – Keine Ahnung.
    – Hast du ihn schon gesehen?
    – Nein. Seit Jahren nicht mehr.
    Das letzte Mal hatte ich den Unterhausabgeordneten Denis Archer – Dynamit-Dinny – gesehen, als er gegenüber von Jack Daltons Büro auf der Mary Street stand, nachdem Jack mir mein Todesurteil über den Schreibtisch geschoben hatte. Archer wartete draußen, um mich hinzurichten. Ich hatte ihm zugenickt, er hatte zurückgenickt – und ich war losgerannt.
    – Du kennst ihn? fragte der Mann aus Clare.
    – Allerdings.
    – Für die ist er der Mann, auf den sie bauen können, sagte er. – Er hat alles sanktioniert, allem seinen Segen gegeben, wenn’s nur gewalttätig und sinnlos genug war. Wozu brauchen sie dann dich?
    – Lebt er denn überhaupt noch? fragte ich. – Er muss älter sein als ich.
    – Klar lebt er noch, sagte der Mann aus Clare.
    – Bestimmt?
    – Wir haben ihn heute Vormittag noch gesehen, sagte Campion.
    – Genau, bestätigte Care. – Kam gerade aus der Messe. Da rennt er ständig hin.
    – Er ist siebenundachtzig, sagte Campion. – Und hat noch alle Zähne.
    – Habt ihr sie gezählt?
    – Wir kennen seinen Zahnarzt, sagte der Mann aus Clare. – Warum also du, Henry? Warum haben sie dich

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