Die Rueckkehr des Highlanders
in dem Jahr kommen.
Doch er war nicht gekommen.
Stattdessen hatten sie die Nachricht von der Zerstörung seines Klosters erhalten und Selwyns Brief, der sie von Christians Tod unterrichtete.
Armer Christian. Eifersucht und Habgier hatten ihrem Gemahl alles genommen ... und auch sie hatte viel dadurch verloren. Vielleicht hatte Christian recht. Es gab Momente, da war der Preis für ihre Krone zu hoch.
»Was ist passiert, nachdem die Sarazenen das Kloster angegriffen hatten?«, fragte sie ihn.
»Die Antwort auf diese Frage wollt Ihr nicht hören.«
Der unterdrückte Zorn und Hass in seiner Stimme ließ sie innehalten. Er verbarg viel. Es gab einiges, über das er nicht sprach.
Ihr fiel wieder das Brandzeichen auf seiner Hand ein. Es war ein sarazenisches Abzeichen. »Wurdet Ihr gefangen gehalten? Wart Ihr Sklave?«
Ohne ihr zu antworten, entfernte er sich. Sie folgte ihm. »Meine Mutter hat immer gesagt, dass Lasten weniger wiegen, wenn man sie mit einem anderen teilt.«
Verächtlich entgegnete er: »Ich verspüre nicht den Wunsch, an die Vergangenheit zu denken. Sie ist vorbei und abgeschlossen. Wir sollten uns besser auf die Herausforderungen konzentrieren, die vor uns liegen.«
Adara blieb stehen.
Was war ihm angetan worden, das so schrecklich war, dass er noch nicht einmal den Gedanken daran ertrug?
Er führte sein Pferd zu ihr, dann half er ihr wieder beim Aufsitzen. »Lutian«, rief er ihren Narren, der ihre Stute mit Gräsern fütterte. »Es ist Zeit aufzubrechen.«
Einen Moment später saß Christian wieder hinter ihr im Sattel und sie waren unterwegs, Lutian ritt eine Pferdelänge hinter ihnen.
»Christian?«
»Ja?«
»Würdet Ihr mir eine Frage beantworten?«
»Wenn ich das tue, versprecht Ihr dann, mich nicht mehr weiter mit Fragen zu plagen?«
»Das geht nicht.«
»Dann habt Ihr meine Antwort.«
Sie beschloss, ihnen beiden eine Pause zu gönnen, und schwieg, bis sie das Dorf erreichten und er sie vor der Herberge absetzte.
»Hättet Ihr gerne etwas zu essen?«, erkundigte sie sich, ehe er sich entfernen konnte.
»Nein. Dafür haben wir nicht genug Zeit. Ihr solltet Euch besser beeilen und für den Weiterritt bereithalten.«
Sie runzelte die Stirn, als er in Richtung der Ställe am Rand der Siedlung verschwand.
»Euer Gemahl ist ein seltsamer Mann, meine Königin, ln ihm ist viel Trauer.«
»Ja, Lutian, das habe ich auch bemerkt.«
»Vielleicht sollten wir ihn auf den Kopf fallen lassen. Wenn er dann in Euren süßen Armen wieder zu sich kommt, wäre er sicher von Euch genauso bezaubert, wie ich es war.«
Sie lächelte. »Warst du bezaubert?«
»Ja, meine Königin. Das bin ich noch. Es gibt nichts auf der Welt, das mir teurer ist als Euer Lächeln, Euer Lachen. Dafür allein lebe und atme ich. Ich wünschte nur, Euer Gemahl empfände für Euch so wie ich.«
Auch wenn ihr Vater es nicht gebilligt hätte, umarmte sie ihren Narren rasch. Wäre doch nur Lutian ihr Ehemann. Er sah vielleicht nicht gerade gut aus und war auch gewiss nicht schneidig, aber sie kamen bestens miteinander aus. Allerdings könnte Lutian, so gutherzig und lieb er auch war, niemals ein Königreich regieren. Ein erfolgreicher König musste klug und selbstbewusst sein. Nicht zu vergessen eine gewisse Strenge besitzen, die Lutian völlig abging.
Adara drehte sich zu dem kleinen Haus hinter ihr um, gerade als eine große, vollbusige Frau die Tür öffnete, um sie willkommen zu heißen. Sie war ein paar Jahre älter als Adara, hatte langes, glattes, braunes Haar und freundliche, grüne Augen.
»Guten Abend«, sagte sie und lächelte strahlend. »Braucht Ihr Unterkunft für die Nacht?«
»Nein, nur etwas zu essen für uns und meinen Mann.«
Die Frau schaute Christian hinterher. »Ihr habt einen Priester geheiratet?«
Adara spürte, wie sie ganz rot wurde, als ihr wieder einfiel, dass Christian ja immer noch die schwarze Mönchskutte trug. »Nein, wir sind auf einer Pilgerreise«, log sie rasch.
»Ach so.« Die Frau machte einen Schritt zur Seite, sodass Adara und Lutian eintreten konnten. »Mein Bruder ist nach Rom gegangen, er trug ein härenes Hemd unter seiner Kutte und ist fast die ganze Strecke auf seinen Knien gerutscht. Männer! Manchmal wundere ich mich, was in ihren Köpfen vorgeht.«
Adara antwortete nicht und ließ sich von der Frau zu dem großen Herd an der Rückseite des Raumes führen. »Wir haben Lauchsuppe mit Würsten, Hackfleischpastete, Lammbraten und Hühnchen. Was hättet Ihr
Weitere Kostenlose Bücher