Die Rueckkehr des Highlanders
zu diesem Augenblick hatte sie nicht begriffen, wie sehr sie auf ihn gehofft hatte, wie verwundbar sie sich gemacht hatte. Und warum auch nicht? Jahrelang hatte sie von diesem Mann geträumt. Seit sie ein Kind war, hatte sie sich geistig darauf eingerichtet, dass ihr »König« eines Tages kommen und sie für sich fordern würde.
Aber ihr »König« wollte nichts mit ihr zu tun haben. Gar nichts. Das tat auf eine Weise weh, die sie sich nicht hatte vorstellen können.
»Nun gut, Mylord«, erwiderte sie beißend. »Bringt es in Ordnung, aber beeilt Euch, und dann könnt Ihr Euch meinetwegen zum Teufel scheren.« Sie ging zur Wasserschüssel und schleuderte ihm das nasse Tuch entgegen. »Und Ihr könnt Euch auch selbst um Eure Wunden kümmern.«
Verdutzt zog sich Christian das Tuch vom Kopf, wo es klatschend gelandet war, und schaute zu, wie Adara aus der Kammer stürmte, schließlich starrte er auf die geschlossene Tür.
Und dann musste er auf einmal über ihre Schimpftirade lachen. Warum? Er wusste es nicht. Eigentlich müsste er selbst genauso wütend sein.
Das war er aber nicht.
Keine Frau war zuvor wütend auf ihn gewesen. Nicht eine. Sie hatten ihn umschmeichelt, versucht ihn zu verführen. Aber weiblicher Zorn war ihm nie begegnet, und schon gar nicht in einer so bezaubernden Verpackung.
Du bist behext.
Genau. Viel mehr als er sollte. Jeder Mann hätte alle Hände voll mit ihr zu tun.
Er wischte sich seine feuchte Stirn, ehe er das Tuch wieder in die Waschschüssel zurückwarf. Vermutlich wäre es am besten, er würde ihr nachgehen und sich entschuldigen, obwohl es, ehrlich gesagt, nichts zu entschuldigen gab. Er hatte nichts Falsches getan. Er war nur aufrichtig gewesen.
Aufrichtigkeit ist nur etwas für Schwachköpfe, besonders wenn es um ein reizendes Frauenzimmer geht.
Das wenigstens würde Ioan sagen, aber sein alter Freund hatte auch eine besondere Weltanschauung.
Seufzend drehte sich Christian wieder auf die Seite und zwang sich, an etwas anderes zu denken.
Um sein Königreich zurückzuerobern, bedurfte es seiner ganzen Konzentration. Das Letzte, was er brauchte, war, sich von Adara ablenken zu lassen, während er seine Männer führte.
Adara hatte kein Ziel, als sie aus Christians Kammer und dem Dormitorium stürmte. Sie lechzte nach seinem Blut, aber ihr waren die Hände gebunden.
»Meine Königin?«
Beim Klang von Lutians Stimme drehte sie sich um.
»Ihr solltet nicht hier draußen im Freien sein, solange die Sesari Euch nach dem Leben trachten. Sie könnten sich sogar hier im Klostergarten versteckt halten, uns gerade jetzt beobachten und auf den richtigen Augenblick warten, zuzuschlagen.«
Er hatte recht. Sie ging sofort zu ihm zurück. »Ich war so wütend, dass ich nicht nachgedacht habe.«
»Das passiert uns allen von Zeit zu Zeit.«
Adara blieb neben ihm stehen. Ihr teurer Lutian. Er war schon so lange bei ihr. Immer ihr Freund, ihr Vertrauter. Nicht ein einziges Mal hatte er sie enttäuscht.
Wenn er doch nur von vornehmer Herkunft wäre ...
»Du bist mir ein guter Freund, Lutian. Danke.«
Mit ausdruckslosem Blick neigte er den Kopf. »Es ist mir stets ein Vergnügen, meine Königin.«
Sie klopfte ihm auf die Schulter, ehe sie sich in die sicheren Mauern des Dormitoriums zurückbegab und in ihre eigene Kammer ging, ohne von dem sehnsüchtigen Blick Lutians zu ahnen, mit dem er ihr nachsah.
»Du liebst sie.«
Lutian drehte sich abrupt zu der tiefen, rauen Stimme um, die aus der Dunkelheit irgendwo neben ihm erklang. Er hatte keine Ahnung, wo Phantom stand, genauso wenig wie er geahnt hatte, dass Phantom ihn mit Adara sah. »Ist es Eure Gewohnheit, nächtens herumzuschleichen?«
»Man hat mich nicht grundlos Phantom getauft.« Damit trat er aus den Schatten zu Lutians linker Seite. Es war, als träte er aus der Mauer.
Lutian schaute ihn finster an. »Ich dachte, die Elgederianer haben Euch wegen Mordes hingerichtet.«
Er lächelte trocken. »Sie haben es versucht. Offenkundig war ihnen kein Erfolg beschieden.«
Lutian bewegte sich auf die Tür zu.
»Hast du ihr je gesagt, was du für sie empfindest? Dass du sie liebst?«
Ein Muskel begann in seiner Wange zu zucken, als der vertraute Schmerz ihn durchbohrte. »Für mich ist sie unerreichbar, und das weiß ich. Wenn ich es ihr sagte, würde ich sie verlieren.«
Einer von Phantoms Mundwinkeln hob sich. »Ich wusste doch, dass du nicht der Narr bist, den du der Welt vorspielst. Sag, wie kommt es, dass ein Dieb der
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