Die Rueckkehr des Highlanders
»Sie hat sich jedes Detail über Euch und Eure Eltern eingeprägt. Wisst Ihr, dass sie ein vergoldetes Kästchen in ihren Gemächern zu Hause hat, in dem sie alles aufgehoben hat, was Ihr während Eures Aufenthaltes dort berührt habt? Sie hat das Messer, das Ihr beim Festmahl benutzt habt. Den Kelch, aus dem Ihr getrunken habt. Ihr und ihr Bruder habt Fangen im Palastgarten gespielt, und beim Laufen ist ein Stück Goldkordel abgerissen, als Ihr den Rosen zu nahe gekommen wart. Das hat sie auch aufbewahrt, und jede Nacht, ehe sie sich zur Ruhe begibt, öffnet sie das Kästchen und berührt ihre einzige Verbindung zu dem Mann, von dem sie träumt. Sie schläft sogar auf dem Kissen, das ihr damals benutzt habt.«
»Warum?«
Lutians Blick bohrte sich in seinen. »Weil sie die Liebe zwischen Euren Eltern gesehen hat, die Liebe der beiden für Euch, seitdem sehnt sie sich danach, diese Liebe selbst zu erfahren.
Ihr Vater war kein freundlicher, gütiger Mann. Er war König und vertraute niemandem, noch nicht einmal seinen eigenen Kindern. Königin Adaras Eltern haben sie nie gedrückt. In ihrer Welt gab es kein liebevolles Kitzeln, keine zärtlichen Umarmungen. Nur eine Mutter, die sie an zahllose Kindermädchen weitergereicht hat, und einen Vater, der keine Verwendung für sie hatte. Erst nachdem er ihren Bruder hatte hinrichten lassen, ließ er sie zur Königin erziehen.
Aber ehe Ihr mit Eurer Mutter wieder abgereist seid, kam sie zu Adara und erzählte ihr, dass Ihr in sechs Jahren zurückkehren würdet und die Ehe vollziehen. Sie versprach Adara, dass, wenn sie eine gute, keusche und pflichtbewusste Ehefrau wäre, Ihr sie ebenso lieben würdet wie Euer Vater Eure Mutter.«
Tränen traten Lutian in die Augen, als er Christian anschaute, als sei er der erbärmlichste Wurm auf der Erde. »Seitdem hat sie diesen Traum in ihrem Herzen gehegt und gepflegt. Warum, glaubt Ihr, kam sie hierher? Sie hätte Euer Amulett fälschen lassen können und sich einen blonden Mann suchen, den sie Eurem Volk als König hätte präsentieren können. Niemand hätte je den Unterschied bemerkt. Aber das hat sie nicht getan. Selbst als ihr Vater ihr sagte, es läge in ihrem eigenen Interesse, den Ehevertrag für nichtig erklären zu lassen und sich einen anderen Gemahl zu suchen, weigerte sie sich. Sie will nicht irgendeinen König, Christian. Sie will ihren Ehemann. Sie will Euch.«
Christian fiel es schwer, das zu glauben. »Es ist ihr gleich, wer ihr Ehemann ist.«
»Da könntet Ihr Euch nicht mehr irren«, erwiderte Lutian zwischen zusammengebissenen Zähnen. »Hört Ihr genau zu, wenn sie mit Euch spricht. Ihr seid nicht ihr König oder Prinz. Ihr seid ihr Mann. Das ist das einzige Wort, das sie je für Euch verwendet hat. Und Ihr habt auf sie gespuckt und sie weggeworfen. Sie dachte, wenn Ihr sie seht, würdet Ihr sie freudig begrüßen, ihr Respekt zeigen, dass Ihr wie Euer Vater wärt und sie so behandelt wie er Eure Mutter. Stattdessen habt Ihr sie erst aus dem Fenster geworfen und später verleugnet.
Adara ist stolz, aber dennoch hat sie sich Euch angeboten, als Frau, nicht als Königin, nackt und willig, weil Ihr für sie ihr Ehemann wart und ihr Märchenprinz.
Ihr habt keine Ahnung, wie oft ich sie mit entrücktem Blick ertappt habe, eine Hand an ihrem Ohrring, als träumte sie davon, dass Ihr sie so berührt wie Euer Vater Eure Mutter. Wie oft hat sie mir gesagt, dass ihr Ehemann eines Tages zu ihr zurückkehren würde. Nie, nicht ein einziges Mal sprach sie von ihrem König.«
»Warum bandelt sie dann mit dir oder Ioan an?«
Lutian schnaubte abfällig. »Sie ist eine Frau. Sie wollte Euch eifersüchtig machen, da Ihr nichts getan habt, außer ihr zu versprechen, die Ehe schnellstmöglich aufzulösen. Aber wenn sie davon spricht, Euch zu ersetzen, sagt sie nie, sie wolle sich einen neuen Ehemann suchen, nur einen neuen König. Das ist weder in ihrem Herzen noch in ihrem Kopf dasselbe. Der einzige Grund, weshalb sie das überhaupt erwägt, ist ihr Volk. Doch eigentlich will sie auch keinen anderen König. Aus irgendeinem unerfindlichen
Grund will sie Euch, Christian von Acre. Denkt Ihr, sie würde die Wunden von irgendeinem beliebigen anderen versorgen wollen? Sie ist Königin, keine Magd. Dennoch ist sie willens, für Euch ihren Status zu vergessen und Frau zu sein.«
Christian ließ Lutian los und machte einen Schritt zurück. Wenn er darüber nachdachte, was sie zu ihm gesagt hatte, seit sie zu ihm gekommen war, so
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