Die Rueckkehr des Highlanders
diesem Augenblick bei seinen Freunden in England, munter und lebendig ...
Neues Leid erfasste sie, als sie sich vorzustellen versuchte, wie ihr Leben ohne ihn aussehen würde. Sie kannten sich erst kurze Zeit, und doch bedeutete er ihr inzwischen so unendlich viel.
Sie liebte es, sein Gesicht als Erstes am Morgen zu sehen. Seine Berührung als Letztes in der Nacht zu spüren, ehe sie einschlief.
Das war jetzt alles vorbei.
»Oh, Christian«, weinte sie und drückte ihr Gesicht in seine Halsbeuge. »Ich will nicht ohne dich leben.«
Schließlich begriff sie, was Christian gemeint hatte, als er so bitter über die Liebe sprach. Warum er sich weigerte, sie zu lieben.
Es gab keinen schlimmeren Schmerz als die Pein, die sie jetzt empfand. Kein Wunder, dass er sich davor hatte schützen wollen.
»Adara?«, sagte Ioan leise.
»Lasst uns allein«, bat sie mit brechender Stimme. »Ich möchte so lange wie möglich mit ihm zusammen sein.«
Er legte ihr voller Mitgefühl eine Hand auf die Schulter, übte leichten Druck aus. »Ich bin vor dem Zelt.«
Sie hob den Kopf und sah ihm nach. »Ioan?«
Er blieb stehen und drehte sich zu ihr um. »Ja?«
»Es ist mir gleich, was dazu nötig ist, aber finde die Schuldigen und bring sie zu mir.«
»Ich werde ihnen die Köpfe abschlagen ...«
»Nein«, widersprach sie mit zusammengebissenen Zähnen, und eine neue Welle weiß glühenden Zorns fuhr durch sie. »Ich möchte sie lebend haben, damit ich selbst das Vergnügen habe, sie dafür zahlen zu lassen ...«
»Ich schicke meine Männer aus.« Dann war Ioan fort.
Mit gebrochenem Herzen wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder Christian zu, legte ihren Kopf auf seine Brust, damit sie seinen schwachen, unregelmäßigen Herzschlag hören konnte. Mit geschlossenen Augen tat sie so, als sei es gestern, als alles zwischen ihnen noch in Ordnung gewesen war.
Christian hatte sie am Morgen eine geschlagene Stunde lang geliebt. Er hatte sie geneckt und liebkost, darüber Witze gemacht, wie leid er es war, über das Marschtempo mit Ioan zu streiten.
Sie hatte ihn in den Armen gehalten und sein Haar ge-streichelt, während sie sich über alles und nichts unterhielten. Sie wollte ihm von dem Baby in ihrem Bauch erzählen. Aber Christian war so guter Laune gewesen, dass sie gezögert hatte.
Und jetzt das hier ...
»Ich liebe dich, Christian«, hauchte sie an seiner Haut. »Ich wünschte nur, ich hätte dir das gesagt, solange du es noch hören konntest.«
Jetzt war es zu spät. Er würde nie erfahren, wie viel er ihr bedeutete. Er würde nie die Stimme seines Kindes vernehmen oder von der Freude erfahren, die sie empfunden hatte, als sie begriff, dass sie diesen kleinen Teil von ihm in sich trug.
»Ich schwöre dir, Christian, ich werde nicht zulassen, dass unser Baby umgebracht oder misshandelt wird. Niemand wird ihm so wehtun dürfen, wie dir wehgetan wurde. Das schwöre ich bei meiner unsterblichen Seele.«
Sie wünschte nur, sie hätte über ihren Ehemann ebenso sorgfältig gewacht.
Tage vergingen. Christian schwebte zwischen Leben und Tod. Keiner der hinzugezogenen Ärzte konnte es verstehen. Bei solch schweren Verletzungen müsste er eigentlich längst tot sein.
Aber er war es nicht.
Das gab Adara Anlass zur Hoffnung. »Bleib bei mir, Christian«, flüsterte sie, hielt seine Hand und küsste seine vernarbten Fingerknöchel.
Stundenlang saß Adara neben seinem Bett, sang ihm Lieder in ihrer eigenen Sprache und auf Elgederianisch vor. Und sie betete für ihn, immer wieder, endlos.
Die Tage ihrer Wache an seiner Seite verschwammen ineinander, während sie darauf wartete, dass er zu ihr zu-rückkehrte. Sie wechselte sich nur mit Lutian und Phantom ab.
»Er wird leben, Adara«, sagte Phantom, als er kam, sie abzulösen, damit sie sich waschen, umziehen und ein wenig ausruhen konnte. »Ich weiß es.«
Sie hoffte, das stimmte. Die Alternative war so unerträglich, dass sie gar nicht daran denken konnte. »Ich wünschte nur, er würde die Augen öffnen und mich anschauen, dann könnte ich auch daran glauben.«
Sie strich ihm das Haar aus der Stirn. Heute schien seine Hautfarbe besser. Sie schien nicht mehr ganz so grau, und sein Fieber war auch etwas gesunken.
Aber er war so hager, seine Verletzungen so schwer.
Wenn sie je die Schurken zu fassen bekam, die dafür verantwortlich waren, bekämen sie ihren ganzen Zorn zu spüren, den höchstens noch der des Teufels übertreffen konnte.
Schweren Herzens wollte sie sich erheben,
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