Die Rueckkehr des Highlanders
Geiste durchging, was sich genau vor der Kathedrale abgespielt hatte. Er war nie wütender über etwas gewesen.
In Zukunft wäre er unablässig auf der Hut. Keiner von ihnen konnte es sich leisten, je in seiner Wachsamkeit nachzulassen. Er konnte von Glück reden, dass er nicht tot war.
Nein, das war kein Glück. Er wusste, warum er so hart darum gekämpft hatte, wieder zu Bewusstsein zu gelangen.
Adara.
Sie war sein Atem, seine Stärke. Wie konnte er die Wahrheit leugnen?
Andere brauchen dich.
»Ich brauche sie.« Es war so leicht und gleichzeitig so schwer. Er wollte nicht ohne sie leben, aber wie konnte er die im Stich lassen, die auf seine Hilfe zählten?
Anders als im Kampf für Elgederia wusste er nicht, wie er in dieser Schlacht gewinnen sollte.
Christian atmete erst wieder ruhig, als Adara wieder in seinem Zelt war, wo er sie beobachten konnte und sich überzeugen, dass ihr nichts geschehen war.
»Du siehst müde aus«, erklärte er, als sie sich neben ihn stellte.
Ioan schnaubte. »Sie hat praktisch nicht geruht, solange du hier bewusstlos lagst. Wir haben versucht, sie dazu zu bewegen, wenigstens ab und zu ein wenig zu schlafen, aber das war so gut wie unmöglich.«
Sie wurde rot und setzte sich auf einen Stuhl in der Nähe des Bettes.
»Komm her, Frau.« Christian streckte die Hand nach ihr
aus.
Ioan räusperte sich. »Ich denke, ich lasse euch beide jetzt allein.« Er neigte den Kopf und ging.
»Wie lange war ich ohne Bewusstsein?«, wollte Christian wissen.
»Eine gute Woche.«
»Es tut mir leid, dass ich dir Sorgen bereitet habe.«
»Das sollte es auch«, erwiderte sie mit einer Strenge in der Stimme, die durch ihr Zwinkern Lügen gestraft wurde. »In den letzten Tagen habe ich mir die Knie beim Beten wund gescheuert, damit mir dein wertloses Leben erhalten bleibt.«
»Wertlos?«
»Genau. Warum ich mir die Mühe gemacht habe, weiß ich selbst nicht.«
Dennoch konnte er ihre Erleichterung sehen und das übermütige Blitzen in ihren dunklen Augen, das ihn mehr wärmte als ein loderndes Feuer. »Ich bin jedenfalls froh, dass du dir die Mühe gemacht hast.«
Sie lächelte, dann wurde sie ernst. »Weißt du, wer dich angegriffen hat?«
»Die Sesari«, sagte er, und namenlose Wut durchströmte ihn aufs Neue. »Sie haben zweifellos auch mein Amulett genommen als Beweis für Selwyn, dass ich tot bin.«
Ihre Augen wurden schmal. »Gott sei Dank haben sie das genommen und nicht deinen Kopf.«
»Richtig. Ohne das Medaillon kann ich leben, nicht aber ohne meinen Kopf.«
Christian hörte draußen etwas. Er stützte sich auf die Ellbogen, Adaras Protest dagegen nicht weiter beachtend.
Plötzlich betraten Ritter mit dem Wappen des Bischofs auf ihren Röcken das Zelt.
»Was soll das?«, verlangte Christian zu erfahren.
»Wir sind gekommen, die Hexe vor den Bischof zu bringen.«
Christian spürte, wie ihm alles Blut aus dem Gesicht wich. »Dann seid Ihr am falschen Ort. Hier gibt es keine Hexe.«
Ohne ihn weiter zu beachten, packten sie Adara, die bei ihrem Eintreten aufgesprungen war. Christian setzte sich auf, erhob sich mühsam vom Bett, als auch schon Ioan, Lutian und Phantom ins Zelt kamen. Schwankend stand er da, weigerte sich zu fallen. »Lasst sie los!«
»Nein, wir handeln im Auftrag der Kirche. Die Hexe muss sich wegen ihrer Verbrechen der Anklage stellen.«
»Was hat sie denn getan?«, fragten Ioan und Christian gleichzeitig.
»Ihrem Ankläger nach hat sie den Teufel zu Hilfe angerufen, um Euch zu retten. Ihr müsstet nach allem, was die Erfahrung lehrt, tot sein.«
»Das ist doch lachhaft!«, widersprach Christian. »Es gibt keinen Teufel hier und auch keine Hexe.«
»Ich habe nichts Gottloses getan«, erklärte Adara.
»Schweig still, Hexe!« Einer der Männer holte aus, um sie zu schlagen.
Christian packte den Mann und stieß ihn von ihr fort, wobei die Anstrengung ihn fast selbst zu Boden sandte. »Legt Hand an meine Gattin, und keine Macht auf der Erde und im Himmel wird Euch vor meinem Zorn schützen können. Keine. Wenn Ihr einen Gefangenen wollt, dann nehmt mich.« »Bischof Innozenz wünscht sie höchstselbst zu den gegen sie vorgebrachten Anklagepunkten zu befragen.«
»Reg dich nicht auf, Christian. Es wird alles gut«, erwiderte Adara. »Ich bin unschuldig. Leg dich wieder hin und ruh dich aus, ich bin bald zurück.«
Aber er wusste es besser. Er hatte das Kirchenrecht ausgiebig studiert. Er wusste aus erster Hand, welche Gerätschaften sie benutzen würden,
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