Die Rueckkehr des Nexius
ihrem Erscheinen gesagt. War das nicht der Grund, warum Landru sie hierhergebracht hat?«
»Landru vermutete Lilith hinter den Todesfällen«, gab Deville zu bedenken.
»Ja. Aber muß das deshalb auch der Wahrheit entsprechen?«
Deville wurde noch nachdenklicher.
»Angenommen, sie wäre wirklich dafür verantwortlich«, meinte er, »warum sollte Landru uns so etwas antun? Ich bin seit langem eng vertraut mit ihm. Er weiß, daß er sich auf mich verlassen kann, und auch er hat mich noch nie in Stich gelassen.«
»Vielleicht weiß Landru ja gar nichts davon«, gab Daswadan zu bedenken.
Deville schwieg lange.
»Mir gefällt das nicht«, sagte er dann.
»Mir auch nicht. Aber Fakten sind nun einmal Fakten. Es würde helfen, mehr über die rätselhaften Todesfälle in Kairo zu wissen.«
»Die Angehörigen der dortigen Sippe sind nach den Vorfällen weit verstreut. Vermutlich wüßte Landru mehr, aber auch er ist momentan nicht greifbar.«
»Vielleicht wäre es hilfreich, wenn sich jemand in Kairo vor Ort umsieht und versucht, einen der Brüder dort ausfindig zu machen. Dann hätten wir ein wenig mehr Klarheit«, schlug Daswadan vor.
Deville sah seinen engsten Vertrauten an. »Und bei diesem Jemand denkst du natürlich an dich?«
»Es sei denn, du wüßtest einen anderen, der besser für diese Aufgabe geeignet ist.«
»Mir wäre es im Augenblick ganz recht, wenn ich dich zur Sicherheit hier in London an meiner Seite wüßte. Gerade jetzt angesichts dieser Vorfälle. Aber andererseits erscheint mir dein Vorschlag vernünftig. Jemand muß mit den Überlebenden der Kairoer Sippe sprechen.«
»Also soll ich einen Flug dorthin buchen?«
»Laß mich darüber nachdenken. Ich gebe dir morgen Bescheid. Und bis dahin ...«
»Ja, ich weiß schon«, unterbrach Daswadan. »Ich werde alle Spuren beseitigen und hier alles so herrichten, daß kein Mensch ahnen wird, was sich wirklich abgespielt hat.«
* Deville überdachte die Lage einen Tag lang und traf dann seine Entscheidung. Für den Abend rief er die wichtigsten Angehörigen der Sippe zu einem erneuten außerplanmäßigen Treffen zusammen.
Wieder saßen sie in demselben Raum zusammen. Diesmal aber fehlte Demon. Auch er war einer derjenigen gewesen, die in den letzten Wochen ihr unheiliges Leben verloren hatten.
»Insofern möchte ich euch bitten, an alle anderen weiterzugeben, daß unsere Sippe von einer eigenartigen Gefahr bedroht ist«, endete Deville. »Sie sollen die Augen offenhalten und mich sofort informieren, wenn etwas Außergewöhnliches geschieht oder wieder einer der mumifizierten Leichname aufgefunden wird. Außerdem werde ich den Schutz dieses Landguts verstärken.«
Unter den Vampiren herrschte Verunsicherung und Unruhe, als sie sich im Anschluß an die Zusammenkunft voneinander trennen. Devilles Ausführungen hatten mehr Fragen aufgeworfen als geklärt.
Daswadan suchte ein vertrauliches Gespräch mit Deville, während die anderen das Landgut wieder verließen. Überall herrschte eine Atmosphäre der Angespanntheit, obgleich die anderen noch gar nicht über Devilles Ausführungen informiert waren.
»Was gibt es?« fragte Deville.
»Hast du die Entscheidung getroffen, ob ich nach Kairo fliegen soll, um vor Ort weitere Nachforschungen zu betreiben?«
»Ja, das habe ich.« Deville nickte schwer. »Reise dorthin und höre dich um. Ich denke, das wird uns am ehesten weiterführen.«
»Ich werde den Flug gleich morgen buchen«, sagte Daswadan grimmig und sandte Nofretete und Jacques einen verstohlenen, stechenden Blick zu, den diese jedoch nicht bemerkten.
*
»Du mußt dich vorsehen«, sagte Jacques, als er mit Nofretete allein in deren Gemächern war. »Ich glaube, Daswadan hat dich im Visier. Vor dem mußt du dich in acht nehmen. Wenn es um Devilles Interessen geht, kennt er keine Skrupel.«
»Aber warum sollte er etwas gegen mich haben?« fragte sie unschuldig. Devilles Eröffnungen hatte auch sie nachdenklich gemacht. »Ich habe nichts mit diesen Leichnamen zu tun.«
»Ich weiß nicht. Aber als ich im Penthouse von Deighton und Dante war, hat Daswadan mich nach dir gefragt.«
»Und was wollte er wissen?«
»Ob wir beide schon einmal in dem Appartement gewesen sind.«
»Hm.« Nofretete blickte betrübt drein. »Dann kann ich nur hoffen, daß sich die Sache bald aufklärt.«
»Ja, das wünsche ich mir auch.«
Nofretete sah Jacques tief in die Augen. Erneut schlugen ihn ihre warmen dunklen Augen in Bann, aber irgend etwas war daran nicht so
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