Die Rueckkehr des Nexius
hatten sie so wenigstens einen schnellen Tod, während alle anderen über Wochen hin verdurstet sind. Es ist eine grausame Art zu sterben.« »Ich werde es noch erleben«, sagte Daswadan düster. Er ballte grimmig die Faust. »Trotzdem denke ich nicht, daß meine Erkenntnisse über Nofretete belanglos sind. Selbst wenn die allermeisten von uns sterben - die Sippenoberhäupter sind nicht betroffen, wie du selbst gesagt hast.«
»Ja, das ist richtig«, mußte Deville zugeben.
»Und einige andere werden ebenfalls überleben - so wie die Vampire in Kairo, solange sie nicht mit einem Oberhaupt zusammentreffen. Richtig?«
Deville nickte.
»Na bitte. Und auf wen wird der Nexius in Nofretete wohl Jagd machen, wenn alle anderen Vampire an dieser ... dieser Seuche zugrundegegangen sind?«
Devilles Augen weiteten sich und er starrte Daswadan an. »Du hast recht, Freund!«
»Sind wir es den Sippenoberhäuptern und sonstigen Überlebenden also nicht schuldig, diese tödliche Gefahr zu bannen?« fuhr Daswadan fort. »Denn tun wir es nicht, wird es bald gar keine der Alten Rasse mehr geben.«
»Was schlägst du also vor?«
»Wir müssen ein Plan schmieden. Wo hält Nofretete sich derzeit auf?«
»Ich habe keine Ahnung. Sie ist schon seit Tagen nicht mehr auf dem Gut. Ich denke, sie ist den anderen nach London gefolgt. Nur dort gibt es für den Nexius noch genügend Nahrung.«
Daswadan straffte sich. »Ich werde aufbrechen und sie suchen. Und dann werde ich sie töten.«
»London ist groß. Wie willst du sie finden?«
»Vielleicht findet der Nexius mich«, gab Daswadan zurück. »Wenn mir Erfolg beschieden ist, werde ich zurückkehren und dich unterrichten.« Damit wandte er sich zum Gehen, doch Deville hielt ihn noch einmal zurück.
»Angenommen, du findest Nofretete wirklich«, gab er zu bedenken, »wie willst du den Nexius besiegen? Nach allem, was ich von ihm weiß, ist er so gut wie unbesiegbar. Nicht einmal zur Pharaonenzeit gelang es, ihn zu töten. Das einzige, was man geschafft hat, war, ihn mit magischen Fesseln einzusperren. Doch von Magie verstehst du nichts.«
Daswadan lächelte düster.
»Ich hatte genügend Zeit, darüber nachzudenken«, erwiderte er. »Der Nexius mag vielleicht unzerstörbar sein, aber er ist seit der Symbiose nur ein Teil von Nofretete. Der andere Teil - sie selbst - ist wohl kaum unzerstörbar. Wenn ich Nofretete töte, stirbt vielleicht auch der Nexius. Ob ich damit recht behalte - es wird sich herausstellen.«
Damit ging er endgültig.
»Ich wünsche dir Glück!« rief Deville seinem treuen Diener hinterher, war sich aber nicht sicher, ob Daswadan es noch hörte.
*
Nofretete hielt sich bereits seit Tagen in London auf. Sie wußte nicht, wie viele Vampire der Nexius in ihr in dieser Zeit bereits verschlungen hatte. In gewisser Weise spielte sie damit der Bevölkerung in die Hände. Jeder Vampir, den sie tötete, konnte seinerseits im Blutrausch keine Menschen mehr schlagen.
Aufgrund des reichlich genossenen Vampirblutes fühlte sie sich einigermaßen stark und hatte die Kontrolle über die schwarze Seele in ihr.
Nofretete wußte jedoch, daß große Schwierigkeiten auf sie zukommen würden. Der Blutdurst des Nexius hatte sich weiterhin kontinuierlich gesteigert - doch bald würde es keine Beute mehr für ihn geben. Die Vampire, die sie aufspürte, wurden immer älter und greiser; in naher Zukunft würden sie alle zugrundgegangen und zu Staub zerfallen sein.
Es war jedoch nicht nur der Durst nach schwarzem Blut, der Nofretete durch die Londoner Stadtviertel trieb. Nein, dafür gab es noch einen anderen Grund, eine andere Hoffnung: Sie suchte Jacques.
Sie fand ihn schließlich im Dunkel der Nacht an den Piers. Jacques lag gekrümmt auf dem von Unrat übersäten Boden. Als er sie nahen hörte und erkannte, drehte er sich von ihr weg.
»Nein!« rief er. »Komm nicht näher!«
Nofretete blieb stehen. »Warum nicht?«
»Geh und laß mich in Frieden! Ich werde ohnehin bald sterben.«
»Aber ich habe dich tagelang gesucht und bin froh, dich endlich gefunden zu haben«, entgegnete sie. »Warum willst du, daß ich wieder gehe?«
»Ich ... ich ...« Jacques atmete schwer. »Ich will nicht, daß du mich in diesem Zustand siehst. Ich bin nicht mehr der, den du kennst und liebst. Ich ... bin alt geworden.«
Nofretete kam langsam ein paar Schritte näher. »Jacques, mir ist es gleichgültig, wie du aussiehst.«
»Ja?« Er keuchte schwer, dann drehte er sich mit einem Ruck herum, so
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