Die Rückkehr des Poeten
ich damit nicht sagen. Ich habe Ihnen doch gesagt, diese Puffs sind wie Felsen. Da ist es schwer, Wasser zu finden. Und mit dem Sheriff zu drohen war eindeutig falsch. Ich habe Ihnen doch gesagt, die Hälfte seines Gehalts stammt wahrscheinlich von den Bordellen in seinem Revier.«
»Sie wollen also nur rumkritisieren und nichts zur Lösung beitragen.«
»Jetzt lassen Sie das doch, Rachel. Lassen Sie Ihre Wut an jemand anderem aus. Ich bin nicht der, auf den Sie sauer sind, ja? Wenn Sie es im nächsten Puff auf eine andere Tour versuchen wollen, will ich es gern probieren.«
»Bitte, tun Sie sich keinen Zwang an.«
»Gut. Dann geben Sie mir die Fotos, und warten Sie im Auto.«
»Wie bitte? Ich komme auf jeden Fall mit rein.«
»Mit der Brechstange erreicht man hier gar nichts, Rachel. Das hätte mir von Anfang an klar sein sollen, als ich Sie eingeladen habe mitzumachen. Aber ich dachte nicht, Sie würden denen, kaum dass wir zur Tür rein waren, Ihre Dienstmarke unter die Nase halten.«
»Dann werden Sie also jetzt da reingehen und es mit Finesse versuchen.«
»Ich weiß nicht, ob ich es Finesse nennen würde. Ich werde es einfach auf die altmodische Tour probieren.«
»Heißt das, Sie ziehen Ihre Klamotten aus?«
»Nein, das heißt, ich ziehe mein Portemonnaie raus.«
»Das FBI kauft keine Informationen von potenziellen Zeugen.«
»Mag sein. Aber ich bin nicht vom FBI. Wenn ich auf diesem Weg einen Zeugen finde, braucht das FBI nichts zu zahlen.«
Ich legte meine Hand auf ihren Rücken und bugsierte sie behutsam in Richtung Mercedes. Ich machte ihr die Tür auf und schob sie ins Auto. Ich gab ihr die Schlüssel.
»Machen Sie meinetwegen die Klimaanlage an. Aber es wird nicht lange dauern.«
Ich rollte die Ausdrucke mit den Fotos zusammen und steckte sie unter dem Sakko in meine Gesäßtasche.
Auch der Weg zum Eingang von Tawny’s High Five war aus rosa eingefärbtem Beton, und langsam begann ich die dahinter verborgene Symbolik zu sehen. Die Frauen, mit denen wir es im Sheila’s zu tun gehabt hatten, waren trotz aller weiblichen Attribute knallhart. Das galt auch für Rachel. Langsam bekam ich das Gefühl, dass meine Füße in Kübeln mit rosa Beton steckten.
Ich drückte auf den Klingelknopf. Darauf öffnete mir eine Frau in einer abgeschnittenen Bluejeans und einem Trägertop, das ihre offensichtlich operativ vergrößerten Brüste nur mit Mühe fasste.
»Komm rein. Ich bin Tammy.«
»Danke.«
Ich betrat den Eingangsbereich des Wohnwagens, wo sich zwei Sofas gegenüberstanden. Auf den Sofas saßen drei Frauen, die mich mit einem versierten Lächeln ansahen.
»Das sind Georgette und Gloria und Mecca«, sagte Tammy. »Und ich bin Tammy. Du kannst dir eine von uns aussuchen oder auf Tawny warten. Sie ist gerade mit einem Kunden hinten.«
Ich sah Tammy an. Sie machte den willigsten Eindruck. Sie war sehr klein und topplastig und hatte kurzes braunes Haar. Für manche Männer war sie wahrscheinlich attraktiv, aber für mich nicht. Ich sagte ihr, sie wäre völlig in Ordnung, worauf sie mit mir einen Gang hinunterging, der nach rechts in einen anderen Wohnwagen führte. Auf der linken Seite waren drei Zimmer, und Tammy blieb vor dem dritten stehen und schloss die Tür auf. Wir gingen hinein, und sie machte die Tür zu, ohne sie jedoch abzuschließen. Es gab kaum genug Platz zum Stehen, weil ein Doppelbett fast den ganzen Raum einnahm.
Tammy setzte sich aufs Bett und tätschelte die Stelle neben ihr. Ich setzte mich, worauf sie von einem Bord voller zerlesener Krimis etwas nahm, was aussah wie eine Speisekarte, und mir gab. Es war ein dünner Ordner mit einer Karikatur vorn drauf. Eine nackte Frau auf allen vieren, die hinter sich blickte und einem Mann zuzwinkerte, der von hinten in sie eindrang. Auch der Mann war bis auf einen Cowboyhut und zwei Revolver an seinen Hüften nackt. Er hatte einen Arm in die Höhe gereckt und schwang ein Lasso, dessen Schlinge über dem Paar die Worte Tawny’s High Five bildete.
»Du kannst ein T-Shirt damit haben«, erklärte mir Tammy.
»Kostet zwanzig Dollar.«
»Toll«, sagte ich, als ich den Ordner aufklappte.
Wie sich herausstellte, war es tatsächlich eine Art Speisekarte. Sie war speziell auf Tammy abgestimmt. Sie enthielt ein einziges Blatt Papier, das in zwei Spalten unterteilt war. In einer war neben den sexuellen Handlungen, zu denen sie bereit war, die Dauer der jeweiligen Sitzung aufgelistet, in der anderen waren die Preise angegeben, die diese
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