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Die Rückkehr des Poeten

Die Rückkehr des Poeten

Titel: Die Rückkehr des Poeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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angerufen und vom Anrufbeantworter die Öffnungszeiten erfahren.«
    »Warum fahren wir zu seinem Laden? Alle anderen Polizisten waren zu Hause, als Backus sie umgebracht hat, einer in seinem Auto.«
    »Weil ich im Moment nicht weiß, wo Ed Thomas wohnt, und wegen des Buchs. Wenn mich nicht alles täuscht, wird Backus in der Buchhandlung zuschlagen. Wenn ich mich täuschen sollte und Ed nicht im Laden auftaucht, finden wir raus, wo er wohnt, und fahren dorthin.«
    Rachel nickte zum Zeichen, dass sie mit meinem Plan einverstanden war.
    »Es gab drei Bücher über den Poeten. Ich habe alle drei gelesen, und alle hatten ein Nachwort, in dem kurz auf den weiteren Lebensweg der Beteiligten eingegangen wurde. Dort stand zum Beispiel zu lesen, dass Thomas den Dienst quittiert und eine Buchhandlung gekauft hat. Ich glaube, in einem Buch wurde der Buchladen sogar namentlich erwähnt.«
    »Na, siehst du?«
    Sie sah auf die Uhr.
    »Schaffen wir es bis dorthin, bevor sie öffnen.«
    »Auf jeden Fall. Steht schon fest, wann die Pressekonferenz des Direktors stattfindet?«
    »Um fünfzehn Uhr Ortszeit in Washington.«
    Ich sah auf die Uhr am Armaturenbrett. Es war zehn Uhr vormittags. Wir hatten noch eine Stunde, bis die Buchhandlung öffnete, und zwei Stunden bis zum Beginn der Pressekonferenz. Wenn meine Theorie und meine Vermutung richtig waren, stünden wir in Kürze dem Poeten gegenüber. Ich war bereit, und ich war voll in Fahrt. Ich spürte das Oktan in meinem Blut. Nach alter Gewohnheit nahm ich die Hand vom Lenkrad und fasste an meine Hüfte. Dort hatte ich eine Glock 27 in ihrem Holster. Ich war nicht berechtigt, eine Waffe zu tragen, und wenn ich Gebrauch von ihr machen musste, bekam ich möglicherweise Ärger – die Sorte Ärger, die meine Rückkehr in den Polizeidienst vereiteln konnte.
    Aber es gibt Gelegenheiten, bei denen die Risiken, die einem drohen, die Risiken diktieren, die man eingehen muss. Und mein Gefühl sagte mir, dass das so eine Gelegenheit war.

40
    W
    egen des Regens war es schwierig, die Buchhandlung zu beobachten. Hätten wir die Scheibenwischer angelassen, hätte uns das garantiert verraten. Deshalb spähten wir zunächst durch die Wasserschlieren auf der Windschutzscheibe.
    Wir standen auf dem Parkplatz eines Einkaufszentrums am Tustin Boulevard in der Stadt Orange. Book Carnival war ein kleine Buchhandlung zwischen einem Mineraliengeschäft und einem Laden, der anscheinend leer stand. Drei Türen weiter war ein Waffengeschäft.
    Es gab nur einen öffentlichen Zugang zu der Buchhandlung. Bevor wir auf dem Parkplatz vor dem Laden Stellung bezogen hatten, waren wir auf die Rückseite des Einkaufszentrums gefahren und hatten einen Hinterausgang mit dem Namen der Buchhandlung darauf ausgemacht. Es gab eine Klingel und ein Schild mit der Aufschrift BEI LIEFERUNGEN BITTE KLINGELN.
    In einer perfekten Welt wären wir mit einem Minimum von vier Augenpaaren auf Vorder- und Rückseite der Buchhandlung gewesen. Backus konnte von beiden Seiten kommen. Von vorn, indem er sich als Kunde ausgab, von hinten als Paketausfahrer. Aber an diesem Tag war auf der Welt nichts perfekt. Es regnete, und wir waren nur zu zweit. Wir parkten den Mercedes in einiger Entfernung vom Vordereingang, aber doch nah genug, um noch etwas sehen und nötigenfalls einschreiten zu können.
    Ladentisch und Kasse befanden sich unmittelbar hinter dem Schaufenster von Book Carnival. Das kam uns zugute. Kurz nachdem Ed Thomas den Laden geöffnet hatte, konnten wir ihn hinter dem Ladentisch Stellung beziehen sehen. Er schob eine Geldlade in die Kasse und machte ein paar Anrufe. Trotz des Regens und der nassen Windschutzscheibe hatten wir ihn im Blick, solange er an der Kasse blieb. Es war der hintere Ladenbereich, der im Dunkeln verschwand. Jedes Mal, wenn er seinen Posten verließ und nach hinten zu den Regalen und Vitrinen ging, verloren wir ihn aus den Augen, und uns befiel elektrisierende Panik.
    Auf der Fahrt nach Orange hatte mir Rachel von dem GPS-Gerät an ihrem Auto erzählt, das für sie die endgültige Bestätigung gewesen war, dass sie von ihren Kollegen als Köder für Backus benutzt worden war. Und jetzt saßen wir hier und beobachteten einen meiner ehemaligen Kollegen, den wir in gewisser Weise ebenfalls als Köder benutzten. Das stieß mir sauer auf. Ich wollte reingehen und Ed sagen, dass er von einem Killer aufs Korn genommen wurde, dass er Urlaub nehmen und verreisen sollte. Aber das tat ich nicht, weil ich wusste, dass wir

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