Die Rückkehr des Poeten
T-Shirt unter einer Levi’s-Jacke.
Das sechste Foto, das letzte der Serie, war nach Beendigung der Chartertour gemacht worden. Es war aus einiger Entfernung aufgenommen und zeigte den Mann, wie er, offensichtlich nach Verlassen der Following Sea, über den Avalon Pier ging. Sein Gesicht war halb der Kamera zugewandt, aber man konnte von kaum mehr als von einer Profilaufnahme sprechen. Allerdings fragte ich mich, ob sich der Mann nach der Aufnahme noch weiter herumgedreht und dann vielleicht McCaleb und die Kamera gesehen hatte.
»Und was ist mit dem da?«, fragte ich. »Was können Sie mir über diesen Mann erzählen?«
»Nichts«, sagte Lockridge. »Wie gesagt, auf dieser Tour war ich nicht dabei. Das war ein Kunde, der ganz spontan vorbeikam. Ohne Reservierung. Der Typ kam einfach mit dem Wassertaxi an, als Terry auf dem Boot war, und fragte, ob er ihn rausfahren könnte. Er zahlte für einen halben Tag, die Mindestzeit. Er wollte sofort los, und ich war drüben auf dem Festland. Da Terry nicht auf mich warten konnte, fuhr er ohne mich mit ihm raus. Allein, was ziemlich nervig ist. Aber sie haben eine schöne Spanische Makrele gefangen. Nicht übel.«
»Hat er hinterher von dem Kerl erzählt?«
»Nein, eigentlich nicht. Er hat nur gesagt, dass er nicht den vollen halben Tag in Anspruch genommen hätte. Er wollte schon nach zwei Stunden wieder Schluss machen. Also haben sie das getan.«
»Irgendwas an dem Mann muss Terry komisch vorgekommen sein. Er hat sechs Fotos gemacht, drei davon, als der Mann nicht hinsah. Hat er darüber wirklich nicht irgendeine Bemerkung fallen gelassen?«
»Wie bereits gesagt, nicht mir gegenüber. Aber Terry war nicht sehr gesprächig.«
»Wissen Sie, wie der Mann heißt?«
»Nein, aber ich bin sicher, Terry hat es im Log vermerkt. Soll ich es Ihnen holen?«
»Ja. Und ich würde auch gern das genaue Datum wissen und wie er bezahlt hat. Aber vorher noch was anderes: Können Sie diese Fotos ausdrucken?«
»Alle sechs? Das wird aber eine Weile dauern.«
»Ja, alle sechs. Und machen Sie mir auch von Finder eins, weil wir gerade dabei sind. Ich habe Zeit.«
»Gerahmt wollen Sie sie aber nicht auch noch, oder?«
»Nein, Buddy, das ist nicht nötig. Nur die Fotos.«
Ich machte ihm Platz, und er setzte sich auf den gepolsterten Hocker vor dem Computer. Er machte den Drucker an, füllte ihn mit Fotopapier und gab die Befehle ein, um die sieben Bilder an den Drucker zu senden. Wieder fiel mir auf, wie vertraut er mit den Geräten war. Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass es in dem Laptop nichts gab, was er nicht genau kannte. Wahrscheinlich auch in den Aktenbehältern in der Koje über uns nicht.
»Okay.« Er stand auf. »Dauert ungefähr eine Minute pro Bild. Sie kleben auch noch ein bisschen, wenn sie rauskommen. Vielleicht sollten wir sie zum Trocknen auslegen. Ich gehe inzwischen nach oben und sehe nach, was im Log über den geheimnisvollen Unbekannten steht.«
Als er weg war, setzte ich mich auf den Hocker. Ich hatte beobachtet, wie Lockridge die Fotodateien aufgerufen hatte, und ich lernte schnell. Ich ging zur Gesamtübersicht zurück und klickte den Fotoordner mit der Bezeichnung MAIL CALL an. Ein Fenster mit sechsunddreißig kleinen Fotos in einem Raster öffnete sich. Ich klickte das erste an, und das Foto wurde vergrößert. Es zeigte Graciela, die einen Buggy mit einem schlafenden kleinen Mädchen darin schob. Cielo Azul. Terrys Tochter. Die Umgebung sah nach einem Einkaufszentrum aus. Das Foto wies insofern eine gewisse Ähnlichkeit mit Terrys Aufnahmen von dem Unbekannten auf, als Graciela nicht mitzubekommen schien, dass sie fotografiert wurde.
Ich drehte mich um und schaute durch die Tür zur Treppe. Von Lockridge war nichts zu sehen. Ich stand auf und ging leise in den Gang hinaus. Ich schlüpfte durch die offene Tür der Pütz. Ich drückte mich an die Wand und wartete. Kurz darauf kam Lockridge mit dem Logbuch die Treppe herab. Er bewegte sich sehr leise, sichtlich bemüht, keinen Lärm zu machen. Ich ließ ihn vorbeigehen und trat dann hinter ihm auf den Gang hinaus. Ich beobachtete, wie er durch die Tür der Bugkabine ging, um mich wieder mit seinem unvermuteten Erscheinen zu erschrecken.
Aber es war Lockridge, der erschrak, als er merkte, dass ich nicht in der Kabine war. Als er sich umdrehte, war ich direkt hinter ihm.
»Sie schleichen sich gern an andere Leute ran, nicht wahr, Buddy?«
Ȁh, nein, nicht wirklich. Ich wollte nur
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