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Die Rückkehr des Poeten

Die Rückkehr des Poeten

Titel: Die Rückkehr des Poeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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ich die Woche danach noch mal anrief, sagten sie, sie hätten mit dem Kerl geredet – am Telefon. Sie haben sich nicht mal die Mühe gemacht, hinzufahren und persönlich mit ihm zu reden.
    Natürlich hat er, wie nicht anders zu erwarten, alles abgestritten, und damit war für sie der Fall erledigt.«
    »Wie heißt dieser Typ?«
    »Robert Finder. Seine Firma heißt Isthmus Charters. In der Annonce nennt er sich Robert ›Fisch‹-Finder. Meine Fresse. Wohl eher ›Fisch-Stehler‹.«
    Ich sah auf das Foto auf dem Bildschirm und fragte mich, ob diese Geschichte in irgendeinem Zusammenhang mit meinen Ermittlungen stand. Könnte das verschwundene GPS-Gerät etwas mit Terry McCalebs Tod zu tun haben? Ziemlich unwahrscheinlich. Der Gedanke, dass jemand die Fischplätze eines Konkurrenten stahl, war verständlich. Dass er sich dann allerdings einen raffinierten Plan ausdachte, um diesen Konkurrenten zu ermorden, schien etwas arg weit hergeholt. Im Fall Finders hätte das einen äußerst komplizierten Plan und eine entsprechende aufwändige Umsetzung erfordert, so viel stand fest.
    Lockridge schien meine Gedanken zu lesen.
    »Moment, Sie denken doch nicht etwa, dieser Dreckskerl könnte bei Terrors Tod seine Finger mit ihm Spiel gehabt haben?«
    Ich blickte nachdenklich zu ihm auf und merkte, die Möglichkeit, dass Lockridge hinter McCalebs Tod steckte, weil er die Charterfirma und die Following Sea in seinen Besitz bringen wollte, wäre eine glaubhaftere Theorie.
    »Das weiß ich nicht«, sagte ich. »Aber wahrscheinlich werde ich dieser Möglichkeit nachgehen.«
    »Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie wollen, dass jemand mitkommt.«
    »Sicher. Aber was anderes. Im Bericht des Sheriffs stand, dass das GPS der einzige Gegenstand war, der gestohlen gemeldet wurde. Ist es dabei geblieben? Haben Sie sonst nichts mehr entdeckt, was fehlt?«
    »Nein, nur das GPS. Darum fanden ich und Terry es am Anfang ja auch so eigenartig. Bis wir draufkamen, dass es Finder war.«
    »Dachte auch Terry, dass er es war?«
    »Am Schluss war auch er davon überzeugt. Ich meine, ich bitte Sie, wer hätte es denn sonst sein sollen?«
    Das war eine berechtigte Frage, aber keine, die im Moment besonders vordringlich war. Ich zeigte auf den Bildschirm und bat Lockridge, die Fotos weiter aufzurufen. Das tat er, und die Prozession glücklicher Fischer ging weiter.
    Wir stießen auf eine weitere Merkwürdigkeit bei den Erinnerungsfotos. Lockridge ging zu einer Gruppe von sechs Fotos, auf denen ein Mann abgebildet war, dessen Gesicht zunächst nicht richtig zu sehen war. Auf den drei ersten Fotos hielt er einen farbenprächtigen Fisch hoch, allerdings so, dass sein Gesicht von dem Fisch fast ganz verdeckt wurde und nur seine dunkle Sonnenbrille über die Rückenflosse des Fisches linste. Der Fisch schien auf jeder der drei Aufnahmen derselbe zu sein, was mich zu der Annahme führte, dass der Fotograf wiederholte Male versucht hatte, ein Foto zu machen, auf dem das Gesicht des Fischers ganz zu sehen war. Allerdings vergeblich.
    »Wer hat die aufgenommen?«
    »Terror. Auf dieser Tour war ich nicht dabei.«
    Etwas an dem Mann oder vielleicht auch an der Art, wie er sich auf dem Trophäenfoto vor der Kamera versteckte, hatte McCalebs Verdacht geweckt. Das schien offensichtlich. Die nächsten drei Fotos der Serie waren Aufnahmen des Mannes, die ohne sein Wissen gemacht worden waren. Die ersten zwei waren aus der Kajüte in das Cockpit hinaus aufgenommen worden, wo der Fischer am rechten Dollbord lehnte. Weil die Glasscheibe der Kajütentür spiegelbeschichtet war, hatte der Mann aller Wahrscheinlichkeit nach nicht gesehen oder mitbekommen, dass McCaleb Fotos von ihm gemacht hatte.
    Das erste dieser zwei Fotos war eine Profilaufnahme. Das nächste war direkt von vorn aufgenommen. Von der Umgebung abgesehen, hatte McCaleb den Mann wie für eine Verbrecherkartei fotografiert – ein weiterer Hinweis auf seinen Argwohn. Aber selbst auf diesen Aufnahmen war von dem Mann nicht viel zu sehen. Er hatte einen bräunlich grauen Vollbart und trug eine Sonnenbrille mit großen dunklen Gläsern sowie eine blaue L.A.-Dodgers-Kappe. Das wenige, was vom Haar des Mannes zu sehen war, schien kurz geschnitten und von der Farbe seines Bartes. Im rechten Ohr hatte er einen goldenen Ohrring.
    Auf der Profilaufnahme waren seine Augen stark zusammengekniffen und, unabhängig von der dunklen Sonnenbrille, auf natürliche Weise verborgen. Er trug eine Bluejeans und ein einfaches weißes

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