Die Rückkehr des Poeten
uns im Augenblick ziemlich sicher, dass wir sie alle haben.«
»Gott sei Dank. Harvey? Was können Sie uns berichten?«
Richards räusperte sich und beugte sich vor, damit seine Stimme von den Mikrofonen, wo immer sie auch sein mochten, erfasst würde.
»Greta hat Recht, wir haben alle acht Exhumierten in der Gerichtsmedizin in Nellis. Bisher hält der Schleier der Geheimhaltung dicht. Ich glaube, die Leute dort glauben, wir bringen ihnen Außerirdische von einem UFO-Absturz in der Wüste. So entstehen moderne Legenden, Leute.«
Nur Alpert rang sich ein Lächeln ab. Richards fuhr fort.
»Vollständige Autopsien haben wir bislang an vieren vorgenommen, am Rest nur vorläufige Untersuchungen. Auch hier kann ich mich nur Gretas Ausführungen anschließen: Wir können zwischen den einzelnen Leichen keine großen Unterschiede feststellen. Dieser Kerl ist ein Roboter. Keinerlei Variationen des Themas. Es ist fast so, als spielte für ihn das Töten selbst keine Rolle. Vielleicht ist es die Jagd, auf die dieser Typ abfährt. Oder vielleicht sind die Morde nur Teil eines größeren Plans, den wir noch nicht kennen.«
Rachel sah Alpert durchdringend an. Sie fand es unmöglich, dass Leute, die so tief in den Fall involviert waren, immer noch im Dunkeln gelassen wurden. Aber ihr war klar, dass sie sehr schnell vor die Tür gesetzt werden könnte, wenn sie den Mund aufmachte. Und das wollte sie nicht.
»Haben Sie eine Frage, Rachel?«
Er hatte sie überrumpelt. Sie zögerte.
»Warum werden die Leichen nach Nellis gebracht und nicht hierher oder nach L.A.?«
Sie wusste die Antwort, bevor sie die Frage stellte, aber sie musste etwas sagen, um die Situation zu bereinigen.
»So lässt sich einfacher verhindern, dass etwas nach draußen durchsickert. Beim Militär verstehen sie was von Geheimhaltung.«
Der Ton, in dem er das sagte, suggerierte den unausgesprochenen Zusatz: Sie auch? Er richtete den Blick wieder auf Richards.
»Fahren Sie fort, Doktor.«
Rachel entging der feine Unterschied nicht. Alpert hatte Richards mit Doktor angesprochen, während er bei Greta Coxe nur den Vornamen verwendet hatte. Das war ein Charakterzug. Entweder hatte Alpert grundsätzlich Probleme mit Frauen in einflussreichen Positionen, oder er hatte keine hohe Meinung von der Wissenschaft der Anthropologie. Sie vermutete, dass Ersteres der Fall war.
»Also, als Ursache haben wir bei allen hier Erstickung«, sagte Richards. »Das geht aus dem, was wir vorliegen haben, ziemlich eindeutig hervor. Von den meisten ist nicht besonders viel übrig, womit man arbeiten kann, aber an dem, was wir noch haben, können wir keine weiteren Verletzungen feststellen. Das Unsub überwältigt sie irgendwie, umwickelt Fuß- und Handgelenke mit Klebestreifen und zieht ihnen dann eine Tüte über den Kopf. Dass er sie mit Klebeband am Hals befestigt, halten wir für bedeutsam. Es weist auf einen langsamen Tod hin. Mit anderen Worten: Das Unsub hält die Tüte nicht fest. Er lässt sich Zeit, zieht sie über den Kopf, befestigt sie mit Klebeband und kann dann zurücktreten, um zuzusehen.«
»Doktor?«, meldete sich Rachel zu Wort. »Wurde das Klebeband von vorn oder von hinten angebracht?«
»Die Enden befinden sich im Nacken, was meiner Meinung nach als Indiz dafür gelten kann, dass die Tüte von hinten übergestreift wurde – möglicherweise, als sich das Opfer in einer sitzenden Position befand –, und dann mit Klebeband befestigt wurde.«
»Demnach könnte es ihm – äh, dem Unsub – peinlich oder unangenehm gewesen sein, seine Opfer anzusehen, als er das tat.«
»Durchaus möglich.«
»Wie steht es mit den Identifizierungen?«, fragte Alpert.
Richards sah Sundeen an, worauf dieser übernahm.
»Weiterhin nur die fünf, die zu dem Las-Vegas-Ermittlungsverfahren gehörten. Wir vermuten, die sechste Leiche aus ihrer Gruppe wird eine der letzten beiden Ausgrabungen sein. Über die anderen haben wir vorerst noch nichts.
Keine brauchbaren Fingerabdrücke. Die Kleidung – was davon noch übrig war – haben wir nach Quantico geschickt, und vielleicht kann uns Brass etwas Neues darüber berichten. In der Zwischenzeit versuchen wir …«
»Nein, nichts Neues«, sagte Doran vom Bildschirm.
»Okay«, sagte Sundeen. »Die Dentaldaten geben wir heute in den Computer ein. Vielleicht können wir ja hier einen Treffer landen. Ansonsten warten wir darauf, dass irgendetwas passiert.«
Er brachte mit einem Nicken zum Ausdruck, dass er mit seinem Bericht fertig
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