Die Rückkehr des Poeten
Letzte an die Reihe, sich vorzustellen.
»Agent Rachel Walling«, sagte sie. »Außendienststelle Rapid City. Früher Behavioral. Ich habe eine gewisse … Erfahrung mit einem Fall wie diesem.«
»Gut, danke, Rachel«, sagte Alpert schnell, als fürchtete er, Rachel würde Robert Backus namentlich erwähnen.
Das verriet Rachel, dass Leute im Raum waren, die nicht über den wichtigsten Punkt des Falls informiert worden waren. Sie vermutete, dass zu ihnen auch Cates gehörte, der als Vertreter der Außenstelle hier war. Sie fragte sich, ob vielleicht auch einige oder sogar alle Angehörigen des technischen Teams nicht im Bild waren.
»Fangen wir mit den technischen Aspekten an«, fuhr Alpert fort. »Zuallererst, Brass? Irgendwas von Ihrer Seite?«
»Nicht von der Technik. Ich glaube, das haben alles Ihre Tatortleute. Hallo, Rachel. Lange nicht gesehen.«
»Hallo, Brass«, sagte Rachel ruhig. »Zu lange.«
Sie sah auf den Bildschirm, und ihre Blicke trafen sich. Rachel wurde bewusst, dass es wahrscheinlich acht Jahre her war, seit sie Doran zum letzten Mal gesehen hatte. Sie sah ausgelaugt aus, Mund und Augen nach unten gezogen, das Haar kurz, mit einer Frisur, die vermuten ließ, dass sie nicht viel Zeit darauf verwendete. Sie war eine Empathin, und die Jahre hatten ihren Tribut gefordert.
»Gut siehst du aus, Rachel«, sagte Doran. »Die frische Luft und das Landleben scheinen dir gut zu bekommen.«
Alpert ging dazwischen und ersparte Rachel, sich mit einem falschen Kompliment zu revanchieren.
»Greta, Harvey, wer will den Anfang machen?«, fragte er, das digitale Wiedersehen niedertrampelnd.
»Ich würde sagen, ich, weil alles mit der Grabung beginnt«, schlug Greta Coxe vor. »Bis gestern Abend neunzehn Uhr haben wir acht Leichen vollständig ausgegraben. Sie befinden sich inzwischen in Nellis. Wenn wir heute Nachmittag zur Grabung zurückkehren, werden wir mit Nummer neun beginnen. Was wir bei den ersten Ausgrabungen beobachtet haben, gilt auch für die späteren. Jedes Mal die Plastiktüten und die …«
»Greta, wir haben hier ein Band mitlaufen«, unterbrach Alpert. »Schildern Sie den Sachverhalt also möglichst genau. So, als sprächen Sie vor Leuten, die nichts über die Sache wissen. Klammern Sie nichts aus.«
Außer natürlich, dass Robert Backus hinter all dem steckt, dachte Rachel.
»Okay, gern«, sagte Coxe. »Ähm, alle acht Leichen, die bisher ausgegraben und exhumiert wurden, sind vollständig bekleidet. Die Verwesung ist weit fortgeschritten. Hände und Füße sind mit Klebeband umwickelt. Alle haben Plastiktüten über den Kopf gestülpt, die mit Klebeband am Hals befestigt sind. Es gibt keinerlei Abweichung von diesem Vorgehen, nicht einmal bei den Opfern eins und zwei. Und das ist ungewöhnlich.«
Rachel hatte die Fotos gegen Ende des Vortages gesehen. Sie war in das Wohnmobil, das als Einsatzzentrale diente, zurückgegangen und hatte sich die Fotos an der Wand angesehen. Es schien klar, dass die Männer ohne Ausnahme erstickt worden waren. Die Plastiktüten waren nicht aus durchsichtigem Plastik, aber die Gesichtszüge und die weit offenen Münder, die nach Luft, die nicht kommen würde, schnappten, waren trotzdem deutlich zu erkennen. Sie erinnerten sie an Fotos von Kriegsgräueln, exhumierte Leichen aus Massengräbern in Jugoslawien oder im Irak.
»Warum ist das ungewöhnlich?«, fragte Alpert.
»Weil man in solchen Fällen meistens beobachten kann, dass sich die Mordmethode weiterentwickelt. In Ermangelung einer besseren Beschreibung: Die Tötungstechnik wird besser. Das Unsub lernt von Opfer zu Opfer, es besser zu machen. Das geht normalerweise aus den Daten hervor, die wir vorliegen haben.«
Aus dem Umstand, dass Coxe den Begriff Unsub, kurz für unbekanntes Subjekt, verwendet hatte, schloss Rachel, dass sie nicht eingeweiht war und nicht wusste, dass das Subjekt dem FBI sehr wohl bekannt war.
»Okay, dann stand also die Methode von Tag eins an fest«, sagte Alpert. »Sonst noch etwas, Greta?«
»Nur, dass wir die Ausgrabungen wahrscheinlich übermorgen abgeschlossen haben werden. Außer, die Sondierungen führen zu einem weiteren Fund.«
»Sondieren wir denn noch?«
»Ja, wenn wir Zeit dazu haben. Aber wir sind mit den Sonden schon zwanzig Meter über den letzten Fund hinaus und sind auf keinen weiteren mehr gestoßen. Außerdem sind sie gestern Nacht von Nellis aus noch einmal über die Grabung geflogen. Die Wärmebildgebung hat nichts Neues erbracht. Deshalb sind wir
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