Die Rückkehr des Poeten
mehr diesen Stolz auf das FBI oder auf ihre Tätigkeit.
»Okay, wir haben bei Vegas Metro wegen ihres Vermisstenfalls rumzuschnüffeln begonnen. Der Zwang zur Geheimhaltung stellt allerdings ein beträchtliches Handikap dar. Wir können deshalb nicht mit breiter Brust ankommen. Stattdessen haben wir nur sehr dezent Kontakt aufgenommen und gesagt, wir würden uns wegen der Staatsgrenzensache für den Fall interessieren – Opfer aus verschiedenen Bundesstaaten und sogar aus einem anderen Land. Auf diese Weise kriegen wir schon mal einen Fuß in die Tür, aber wir wollen uns natürlich nicht in die Karten schauen lassen, indem wir einfach so reinplatzen. Deshalb haben wir uns inzwischen darauf geeinigt, uns im späteren Verlauf des Tages mit ihnen zusammenzusetzen. Sobald wir also den Fuß in der Tür haben, fangen wir an, die Herkunft der einzelnen Opfer zurückzuverfolgen und nach dem gemeinsamen Nenner zu suchen. Vergessen Sie dabei nicht, dass diese Leute schon mehrere Wochen lang an dieser Geschichte dran sind und unseres Wissens immer noch einen Scheißdreck in der Hand haben.«
»Agent Cates«, sagte Alpert. »Das Gespräch wird aufgezeichnet.«
»Oh, entschuldigen Sie meine Ausdrucksweise. Ich wollte damit sagen, dass sie rein gar nichts in der Hand haben.«
»Sehr gut, Agent Cates. Halten Sie mich auf dem Laufenden.«
Es folgte nur Schweigen. Alpert lächelte Cates weiter freundlich an, bis es dem Agenten vor Ort dämmerte.
»Oh, ähm, wollen Sie, dass ich gehe?«
»Ich möchte, dass Sie da draußen an den Opfern arbeiten«, sagte Alpert. »Was sollen Sie also Ihre Zeit damit verplempern, sich anzuhören, wie wir hier endlos irgendwelche Details durchhecheln.«
»Also dann.«
Cates stand auf. Wäre er ein Weißer gewesen, wäre ihm seine Verlegenheit deutlicher anzusehen gewesen.
»Danke, Agent Cates«, sagte Alpert zu seinem Rücken, als er durch die Tür ging.
Dann wandte Alpert seine Aufmerksamkeit wieder dem Tisch zu.
»Ich glaube, auch Mary, Greta, Harvey und Doug werden hier nicht mehr länger benötigt. Leider brauchen wir Sie da draußen in vorderster Front.«
Da war es wieder, dieses administrative Lächeln.
»Ich würde aber gern bleiben und mir anhören, was Brass zu sagen hat«, sagte Mary Pond. »Das könnte uns beim Graben helfen.«
Angesichts dieses Widerspruchs verging Alpert das Lächeln.
»Nein«, entgegnete er bestimmt, »das ist nicht nötig.«
Über den Raum legte sich unbehagliche Stille, die schließlich von geräuschvollem Stühlerücken gebrochen wurde, als sich die Mitglieder des technischen Teams von ihren Plätzen erhoben. Die vier standen auf und verließen wortlos den Raum. Es war schmerzlich für Rachel, das zu beobachten. Die ungebremste Arroganz des Führungspersonals war beim FBI endemisch. Das würde sich nie ändern.
»Also, wo waren wir?«, sagte Alpert und morphte damit problemlos an dem vorbei, was er gerade fünf guten Mitarbeitern angetan hatte. »Jetzt sind Sie an der Reihe, Brass. Soviel ich hier stehen habe, haben Sie das Boot, das Klebeband und die Tüten, die Kleider, das GPS-Gerät, und jetzt haben Sie auch noch den Kaugummi, der, wie wir alle wissen, zu nichts führen wird, vielen Dank, Agent Walling.«
Er sagte das Agent, als sei es gleichbedeutend mit Idiot. Rachel hob kapitulierend die Hände.
»Tut mir Leid, aber ich wusste nicht, dass das halbe Einsatzteam nicht eingeweiht ist, was den Verdächtigen angeht. Komisch, als ich bei Behavorial war, haben wir es nie so gehandhabt. Wir haben alle Informationen und alles Wissen zusammengeworfen. Wir haben es nicht voreinander verborgen.«
»Sie meinen, als Sie für den Mann gearbeitet haben, nach dem wir gerade suchen?«
»Hören Sie, Agent Alpert, wenn Sie mich auf diese Tour herabsetzen wollen, dann …«
»Dieser Fall ist als geheim klassifiziert, Agent Walling. Das ist alles, was ich Ihnen klar zu machen versuche. Wie ich Ihnen bereits sagte: Jeder braucht nur das zu wissen, was er wirklich wissen muss.«
»Offensichtlich.«
Alpert wandte sich von ihr ab, als löschte er sie aus seinem Gedächtnis, und sah auf den Fernsehschirm.
»Brass, können Sie bitte anfangen?«
Alpert stellte sich bewusst zwischen Rachel und den Bildschirm, um ihre Außenseiterposition noch stärker zu unterstreichen.
»Okay«, begann Doran. »Um gleich zur Sache zu kommen: Ich habe etwas Signifikantes und … na ja, Eigenartiges. Ich erzählte Ihnen gestern von dem Boot. Die erste Fingerabdruckanalyse
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