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Die Rückkehr des Poeten

Die Rückkehr des Poeten

Titel: Die Rückkehr des Poeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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war. Darauf übernahm wieder Alpert.
    »Brass würde ich mir gern bis zum Schluss aufsparen. Deshalb lassen Sie uns hören, was es über den Boden gibt.«
    Das war für Mary Pond das Zeichen, zu übernehmen.
    »Wir haben alle Stätten durchgesiebt und sind auf nichts Auffälliges gestoßen – bis auf eine Sache, die wir gestern gefunden haben. In Ausgrabung sieben haben wir einen in seine Hülle gewickelten Klumpen Kaugummi gefunden. Der Hülle zufolge Juicy Fruit. Er befand sich in einem Ein-Meter-Grab in einer Tiefe zwischen sechzig und neunzig Zentimeter. Deshalb sind wir zuversichtlich, dass ein Zusammenhang besteht und dass uns dieser Fund weiterbringt.«
    »Dental?«, fragte Alpert.
    »Ja, wir haben Dentaldaten. Was genau, kann ich Ihnen noch nicht sagen, aber wie es aussieht, kriegen wir drei gute Abdrücke. Ich habe sie in Schachteln verpackt und an Brass geschickt.«
    »Ja, sie sind hier«, sagte Doran vom Bildschirm. »Heute morgen eingetroffen. Ich habe zwar eine sofortige Analyse veranlasst, aber auch darüber liegt mir bisher noch nichts vor. Vielleicht im Lauf des Tages. Allerdings bin ich einer Meinung mit Ihnen. Nach dem zu schließen, was ich gesehen habe, bekommen wir mindestens drei Zähne heraus. Vielleicht sogar DNS.«
    »Mehr brauchen wir vielleicht gar nicht«, fügte Alpert aufgeregt hinzu.
    Obwohl sie sich deutlich erinnern konnte, dass Bob Backus gewohnheitsmäßig Juicy Fruit gekaut hatte, war Rachel nicht aufgeregt. Der Kaugummi im Grab war zu schön, um wahr zu sein. Sie glaubte nicht, dass Backus so wichtige Indizien am Tatort zurückließe. Dafür war er sowohl als Killer wie als Agent zu gut. Wegen ihrer Abmachung mit Alpert, Backus im Beisein anderer Agenten nicht zu erwähnen, konnte sie jedoch ihre Zweifel nicht richtig äußern.
    »Der Kaugummi muss absichtlich zurückgelassen worden sein«, sagte sie.
    Alpert sah sie kurz an und wog dabei das Risiko ab, sie nach dem Grund dafür zu fragen.
    »Wie kommen Sie denn darauf, Rachel?«
    »Weil ich mir nicht vorstellen kann, wieso sich dieser Kerl, der in dieser gottverlassenen Gegend, wahrscheinlich auch noch mitten in der Nacht, eine Leiche vergräbt, die Zeit genommen haben sollte, die Schaufel beiseite zu legen, den Kaugummi aus dem Mund zu nehmen, in seine Verpackung, die er aus seiner Tasche hätte nehmen müssen, einzuwickeln und ihn dann fallen zu lassen. Ich glaube, wenn er Kaugummi gekaut hätte, hätte er ihn einfach ausgespuckt. Aber ich glaube nicht, dass er Kaugummi gekaut hat. Ich glaube, er hat diesen Klumpen Kaugummi irgendwo gefunden, zu dem Grab mitgenommen und ihn hineinfallen lassen, damit wir deswegen alle Hebel in Bewegung setzen würden, sobald er beschlossen hatte, uns mit diesem GPS-Trick auf die Spur der Leichen zu bringen.«
    Sie ließ den Blick über die Anwesenden gleiten. Sie hatte ihre Aufmerksamkeit, aber sie konnte sagen, dass sie für sie mehr ein Kuriosum war als eine respektierte Kollegin. Das Schweigen wurde vom Bildschirm her gebrochen.
    »Da könnte Rachel durchaus Recht haben«, sagte Doran.
    »Wir wurden in dieser Sache vom ersten Tag an manipuliert. Warum auch nicht im Fall des Kaugummis? Angesichts der Gründlichkeit, mit der das Unsub sonst vorgeht, erscheint mir das als ein schwer verständlicher Fehler.«
    Rachel bemerkte, dass Doran ihr zuzwinkerte.
    »Ein Stück Kaugummi, ein Fehler, bei acht Gräbern?«, sagte Gunning, einer der Agenten aus Quantico. »Ich halte das keineswegs für so unwahrscheinlich. Wir alle wissen, dass noch niemand das perfekte Verbrechen begangen hat. Gewiss, manche kommen ungestraft davon, aber Fehler machen sie alle.«
    »Na schön«, sagte Alpert, »dann warten wir erst mal ab und sehen, was dabei herauskommt, bevor wir irgendwelche vorschnellen Schlüsse ziehen, sei es in die eine oder die andere Richtung. Sonst noch etwas, Mary?«
    »Diesmal nicht.«
    »Dann kommen wir jetzt zu Agent Cates, um zu sehen, wie die lokalen Behörden mit den Identifizierungen vorankommen.«
    Cates schlug eine ledergebundene Mappe auf, die vor ihm auf dem Tisch lag. Sie enthielt einen Block mit zahlreichen Notizen darauf. Der Umstand, dass er für einen simplen Block so eine schöne und teure Mappe hatte, sagte Rachel, dass er sehr stolz auf seine Arbeit war. Entweder das, oder die Person, die ihm die Mappe geschenkt hatte, empfand es so. Egal, was davon nun zutraf, wurde er Rachel dadurch sofort sympathisch. Es führte ihr auch zu Bewusstsein, dass ihr etwas fehlte. Sie hatte nicht

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