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Die Rückkehr des Sherlock Holmes

Die Rückkehr des Sherlock Holmes

Titel: Die Rückkehr des Sherlock Holmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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zu sehen, wie mein Verschwinden aufgefaßt wird, und ich bin sicher, Sie werden nicht so ungerecht sein und auf die Idee kommen, ich hätte es jemals zugelassen, daß dem armen jungen Mr. McFarlane etwas Böses zustoßen würde.«
    »Das müssen die Geschworenen entscheiden«, sagte Lestrade. »Jedenfalls werden wir Sie wegen Verschwörung, wenn nicht gar wegen versuchten Mordes unter Anklage stellen.«
    »Und Sie werden vermutlich finden, daß Ihre Gläubiger das Bankkonto von Mr. Cornelius beschlagnahmen lassen werden«, sagte Holmes.
    Der kleine Mann zuckte zusammen und wandte seine boshaften Augen meinem Freunde zu.
    »Ich habe Ihnen für ein schönes Geschäft zu danken«, sagte er; »hoffentlich kann ich die Rechnung eines Tages begleichen.«
    Holmes lächelte nachsichtig.
    »Ich kann mir vorstellen, daß Ihre Zeit in den nächsten Jahren reichlich eingeschränkt sein wird«, sagte er. »Was haben Sie übrigens außer Ihren alten Hosen auf den Holzstapel gelegt? Einen toten Hund, oder ein Kaninchen, oder was? Sie wollen’s nicht sagen? Ach nein, wie überaus unfreundlich von Ihnen! Nun, nun, ich möchte meinen, ein paar Kaninchen dürften sowohl das Blut als auch die verkohlten organischen Überreste erklären. Falls Sie je einen Bericht darüber schreiben sollten, Watson, bedienen Sie sich getrost der Kaninchen.«

Die tanzenden Männchen 12
    Holmes hatte bereits mehrere Stunden lang schweigend seinen langen dürren Rücken über ein chemisches Gefäß gebeugt, in welchem er eine besonders übelriechende Substanz zusammenbraute. Sein Kopf war ihm auf die Brust gesunken, und er wirkte in meinen Augen wie ein seltsamer hagerer Vogel mit stumpfgrauem Gefieder und schwarzem Schopf.
    »So, Watson«, sagte er plötzlich, »Sie beabsichtigen also nicht, in südafrikanische Effekten zu investieren?«
    Ich fuhr erstaunt auf. So sehr ich auch mit Holmes bemerkenswerten Fähigkeiten vertraut war, so vollkommen unerklärlich war mir doch diese jähe Einmischung in meine innersten Gedanken.
    »Woher um alles in der Welt wissen Sie das?« fragte ich.
    Er drehte sich auf seinem Stuhl herum; in seiner Hand hielt er ein qualmendes Reagenzglas, und in seinen tiefliegenden Augen blitzte es amüsiert.
    »Nun, Watson, gestehen Sie, Sie sind absolut fassungslos«, sagte er.
    »Allerdings.«
    »Ich sollte mir das von Ihnen schriftlich geben lassen.«
    »Wieso?«
    »Weil Sie in fünf Minuten sagen werden, das Ganze sei doch lächerlich einfach.«
    »Ich bin sicher, daß ich nichts dergleichen sagen werde.«
    »Sehen Sie, mein lieber Watson« – er stellte das Reagenzglas in den Ständer zurück und begann mir mit der Miene eines Lehrers, der zu seiner Klasse spricht, einen Vortrag zu halten – »es ist wirklich nicht schwierige eine Kette von Schlüssen zu entwickeln, worin jeder einzelne sich aus seinem Vorgänger ergibt und für sich allein ganz einfach ist. Wenn man dann, nachdem man dies getan, schlichtweg alle vorangegangenen Schlüsse wegläßt und seinem Publikum lediglich den Ausgangspunkt und die endgültige Schlußfolgerung präsentiert, kann man eine verblüffende, wenngleich vielleicht etwas effekthascherische Wirkung erzielen. Nun, es war wirklich nicht schwierig, mittels der Betrachtung der Delle zwischen Ihrem linken Zeigefinger und Daumen zu der Überzeugung zu gelangen, daß sie
nicht
beabsichtigen, Ihr kleines Vermögen in die Goldfelder zu investieren.«
    »Ich sehe keinerlei Zusammenhang.«
    »Was mich nicht wundernimmt; aber ich kann Ihnen den engen Zusammenhang rasch aufzeigen. Die fehlenden Glieder der höchst simplen Kette sind diese: 1. Sie hatten Kreide zwischen Ihrem linken Zeigefinger und Daumen, als Sie vorige Nacht vom Club nach Hause kamen. 2. Kreide benutzen Sie beim Billardspielen, um das Queue damit einzureiben. 3. Billard spielen Sie ausschließlich mit Thurston. 4. Vor vier Wochen haben Sie mir erzählt, Thurston besäße eine Option auf ein Grundstück in Südafrika, die in einem Monat auslaufen würde und an der er Sie sich als Teilhaber wünschte. 5. Ihr Scheckbuch befindet sich in meiner Schublade, und Sie haben mich nicht um den Schlüssel gebeten. 6. Sie beabsichtigen nicht, Ihr Geld auf diese Weise anzulegen.«
    »Wie lächerlich einfach!« rief ich aus.
    »Sehr richtig!« sagte er ein wenig gereizt. »Jedes Problem wird höchst kindisch, wenn man es Ihnen erst einmal erklärt hat. Das hier ist noch unerklärt. Sehen Sie zu, was Sie daraus machen können, Freund Watson.« Er warf ein

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