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Die Rückkehr des Sherlock Holmes

Die Rückkehr des Sherlock Holmes

Titel: Die Rückkehr des Sherlock Holmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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überlassen mich dem einsamen Leben, in dem Sie mich angetroffen haben.‹ Es war der Tag vor unserer Hochzeit, da sie diese Worte zu mir sprach. Ich sagte ihr, ich sei es zufrieden, sie zu ihren Bedingungen zu nehmen, und ich habe mein Wort getreulich gehalten.
    Nun, wir sind jetzt ein Jahr lang verheiratet und waren sehr glücklich. Aber vor einem Monat, Ende Juni, gewahrte ich an ihr zum ersten Mal Anzeichen von Betrübnis. Eines Tages erhielt meine Frau einen Brief aus Amerika. Ich erkannte dies an der amerikanischen Briefmarke. Sie wurde leichenblaß, las den Brief und warf ihn ins Feuer. Sie äußerte sich nachher nicht mehr darüber, und ich auch nicht, denn versprochen ist versprochen; aber seither hat sie keine unbeschwerte Stunde mehr gehabt. Sie sieht ständig verängstigt aus – als ob sie etwas erwarte oder befürchte. Sie täte besser daran, sich mir anzuvertrauen. Sie würde den besten Freund in mir finden. Doch kann ich nichts sagen, ehe sie nicht den Anfang gemacht hat. Und bedenken Sie, Mr. Holmes, sie ist eine wahrheitsliebende Frau, und was auch immer Schlimmes in ihrem früheren Leben vorgefallen sein mag: Es ist nicht ihre Schuld gewesen. Ich bin ja nur ein einfacher Gutsherr aus Norfolk, doch stellt niemand in ganz England die Ehre seiner Familie höher als ich. Sie weiß das wohl, und sie wußte es auch, ehe sie mich heiratete. Sie würde sie nie beflecken – dessen bin ich sicher.
    Nun komme ich zu dem seltsamen Teil meiner Geschichte. Vor etwa einer Woche – es war am vorigen Dienstag – entdeckte ich auf einem Fensterbrett eine Reihe komischer kleiner tanzender Figuren, wie die auf dem Papier hier. Sie waren mit Kreide hingekritzelt. Ich glaubte, der Stalljunge hätte sie gemalt, aber der Bursche hat mir geschworen, daß er nichts davon wüßte. Jedenfalls sind sie in der Nacht dort hingekommen. Ich ließ sie abwaschen und sprach erst danach zu meiner Frau davon. Zu meiner Überraschung nahm sie dies sehr ernst und bat mich, falls noch mehr dergleichen auftauchen sollte, es ihr zu zeigen. Eine Woche lang geschah nichts, aber dann fand ich gestern früh diesen Zettel auf der Sonnenuhr in meinem Garten. Ich zeigte ihn Elsie, worauf sie in Ohnmacht fiel. Seitdem macht sie den Eindruck einer Traumwandlerin, sie ist wie betäubt, und das Entsetzen lauert ständig in ihrem Blick. Da schrieb ich Ihnen und schickte dieses Blatt, Mr. Holmes! So etwas konnte ich nicht der Polizei übergeben, denn die hätten mich ausgelacht, aber Sie werden mir sagen, was ich tun soll. Ich bin kein reicher Mann; aber wenn meiner kleinen Frau irgendeine Gefahr droht, würde ich meinen letzten Heller hergeben, um sie zu schützen.«
    Ein edles Geschöpf, dieser Mann vom guten alten englischen Boden – schlicht, offen und freundlich mit seinen großen, ernsten blauen Augen und seinem klaren, ebenmäßigen Gesicht. Aus seinen Zügen leuchteten Liebe und Vertrauen zu seiner Frau. Holmes hatte seiner Erzählung mit äußerster Konzentration zugehört, und jetzt verharrte er eine Zeitlang in Schweigen versunken.
    »Glauben Sie nicht, Mr. Cubitt«, sagte er schließlich, »Sie täten am besten daran, sich direkt an Ihre Frau zu wenden und sie zu bitten, Ihnen ihr Geheimnis mitzuteilen?«
    Hilton Cubitt schüttelte sein massives Haupt.
    »Versprochen ist versprochen, Mr. Holmes. Wenn Elsie mir etwas mitzuteilen wünschte, würde sie das tun. Wenn aber nicht, darf ich sie nicht dazu zwingen. Jedoch darf ich mit gutem Recht meinen eigenen Weg gehen – und das werde ich tun.«
    »Dann will ich Ihnen von ganzem Herzen helfen. Zunächst einmal, haben Sie irgendwelche Fremden in Ihrer Nachbarschaft bemerkt?«
    »Nein.«
    »Ich nehme an, dies ist ein sehr ruhiger Ort. Da würde doch jedes neue Gesicht Aufsehen machen?«
    »In der unmittelbaren Nachbarschaft schon. Aber etwas weiter weg haben wir ein paar kleine Badeorte, und die Bauern nehmen Logiergäste auf.«
    »Diese Hieroglyphen haben offenbar eine Bedeutung. Sollte es eine rein willkürliche sein, dürften wir sie wohl unmöglich herausfinden. Sollte sie hingegen System haben, werden wir der Sache zweifellos auf den Grund kommen. Aber dieses eine Stück hier ist so kurz, daß ich nichts tun kann, und was Sie mir berichtet haben, ist so unbestimmt, daß wir zu einer Nachforschung noch keine Grundlage haben. Ich schlage daher vor, Sie kehren nach Norfolk zurück, verhalten sich dort sehr wachsam und fertigen von allen tanzenden Männchen, die noch auftauchen mögen, genaue

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