Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rückkehr des Sherlock Holmes

Die Rückkehr des Sherlock Holmes

Titel: Die Rückkehr des Sherlock Holmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
Vom Netzwerk:
Blatt Papier auf den Tisch und wandte sich wieder seiner chemischen Analyse zu.
    Ich betrachtete die absurden Hieroglyphen auf dem Blatt mit Verwunderung.
    »Holmes, das ist eine Kinderzeichnung!« rief ich.
    »Oh, meinen Sie!«
    »Was denn sonst?«
    »Das möchte auch Mr. Hilton Cubitt aus Ridling Thorpe Manor in Norfolk unbedingt wissen. Dies kleine Rätsel kam heute mit der ersten Post, und er wollte mit dem nächsten Zug nachkommen. Es läutet an der Tür, Watson. Ich wäre nicht allzu erstaunt, wenn er es wäre.«
    Schwere Schritte stiegen die Treppe hoch, und einen Augenblick darauf trat ein großer, rosiger, glattrasierter Gentleman ein, dessen klare Augen und blühende Wangen davon kündeten, daß er sein Leben fern von den Nebeln der Baker Street führte. Bei seinem Eintreten schien er einen Schwall der kräftigen, frischen, belebenden Luft seiner Heimat an der Ostküste mit hereinzubringen. Nachdem er uns beiden die Hand gegeben hatte, wollte er sich gerade hinsetzen, als sein Blick auf das Papier mit den merkwürdigen Zeichen fiel, das ich eben untersucht und auf dem Tisch liegengelassen hatte.
    »Nun, Mr. Holmes, was halten Sie davon?« rief er. »Man hat mir gesagt, Sie hätten seltsame Rätsel gern, und ein seltsameres als dieses dürfte Ihnen so bald nicht unterkommen. Ich habe das Blatt vorausgeschickt, damit Sie vor meinem Eintreffen Zeit hätten, es zu studieren.«
    »Es handelt sich in der Tat um ein recht kurioses Erzeugnis«, sagte Holmes. »Auf den ersten Blick sieht es nach einem Kinderpossen aus. Es besteht aus einer Anzahl absurder kleiner Figuren, die über das Papier tanzen, auf das sie gezeichnet sind. Warum legen Sie einem so grotesken Gegenstand eigentlich Bedeutung bei?«
    »Tue ich ja nicht, Mr. Holmes; aber meine Frau. Sie ist davor zu Tode erschrocken. Sie sagt zwar nichts, doch sehe ich das Entsetzen in ihren Augen. Und darum will ich die Sache von Grund aufklären.«
    Holmes hielt das Papier hoch, so daß das Licht der Sonne voll darauf fiel. Es war ein aus einem Notizbuch herausgerissenes Blatt. Die Zeichen waren mit Bleistift gemalt und sahen folgendermaßen aus:
     

    Holmes studierte sie eine Zeitlang, dann faltete er das Blatt sorgfältig zusammen und legte es in sein Notizbuch.
    »Dies verspricht ein höchst interessanter und ungewöhnlicher Fall zu werden«, sagte er. »Sie haben mir in Ihrem Brief zwar schon ein paar Einzelheiten mitgeteilt, Mr. Hilton Cubitt, doch wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn Sie diese zugunsten meines Freundes Dr. Watson hier noch einmal zusammenfassen würden.«
    »Ich bin kein guter Geschichtenerzähler«, sagte unser Besucher, indem er nervös an seinen großen kräftigen Händen herumknetete. »Fragen Sie nur, wenn ich mich nicht deutlich genau ausdrücke. Ich beginne mit der Zeit meiner Verehelichung im vorigen Jahr; zunächst aber möchte ich darauf hinweisen, daß meine Familie, wenn ich auch kein reicher Mann bin, seit fünf Jahrhunderten in Ridling Thorpe ansässig ist und es in der ganzen Grafschaft Norfolk keine bekanntere Familie gibt als die meine. Voriges Jahr fuhr ich zum Jubiläum nach London und stieg in der Pension am Russell Square ab, weil dort auch Parker, der Vikar unserer Gemeinde, logierte. Dort wohnte auch eine junge amerikanische Lady mit Namen Patrick – Elsie Patrick. Irgenwie freundeten wir uns an, und nach einem Monat war ich über beide Ohren in sie verliebt. Wir heirateten in aller Stille auf einem Standesamt und kehrten als Ehepaar nach Norfolk zurück. Sie werden es für unsinnig halten, Mr. Holmes, daß ein Mann von guter Herkunft eine Frau heiratet, von deren Vergangenheit und Familie er überhaupt nichts weiß; doch wenn Sie sie sähen und kennenlernten, würden Sie mich begreifen.
    Elsie war, was das betraf, ganz offen. Ich kann nicht behaupten, daß sie mir nicht jede Möglichkeit gegeben hat, mich aus der Affaire zu ziehen, wenn ich es gewünscht hätte. ›Ich bin in meinem Leben einige sehr unangenehme Beziehungen eingegangen‹, sagte sie, ›von denen ich nichts mehr wissen will. Ich möchte nicht mehr an die Vergangenheit denken müssen, da sie mir sehr schmerzlich ist. Wenn Sie mich nehmen, Hilton, werden Sie eine Frau bekommen, die sich persönlich nichts vorzuwerfen hat; doch werden Sie sich mit meinem Wort zufriedengeben und mir erlauben müssen, von all dem zu schweigen, was vor der Zeit geschah, da ich die Ihre wurde. Sind Ihnen diese Bedingungen zu hart, so gehen Sie nach Norfolk zurück und

Weitere Kostenlose Bücher