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Die Rückkehr des Sherlock Holmes

Die Rückkehr des Sherlock Holmes

Titel: Die Rückkehr des Sherlock Holmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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gratuliere Ihnen.«
    »Aber wir haben noch einen weiten Weg vor uns. Seien Sie so freundlich und gehen Sie neben dem Weg. Nun wollen wir der Spur folgen. Ich fürchte, sie wird nicht sehr weit führen.«
    Im Fortschreiten fanden wir jedoch, daß dieser Teil des Moors von weichen Stellen durchzogen war, und obwohl wir die Spur häufig aus den Augen verloren, gelang es uns immer wieder, sie aufzunehmen.
    »Fällt Ihnen auf«, sagte Holmes, »daß der Fahrer jetzt unzweifelhaft das Tempo steigert? Daran kann kein Zweifel bestehen. Sehen Sie diesen Eindruck hier, wo man beide Reifen deutlich sehen kann. Der eine ist genauso tief wie der andere. Das kann nur bedeuten, daß der Fahrer sein Gewicht auf die Lenkstange verlagert, wie man es tut, wenn man sehr schnell fährt. Donnerwetter! Er ist gestürzt.«
    Der Pfad war über einige Yards von einem großen, unregelmäßigen Abdruck bedeckt. Dann waren ein paar Fußspuren zu sehen, und der Reifen tauchte wieder auf.
    »Ausgerutscht«, schlug ich vor.
    Holmes hielt einen zerknickten blühenden Ginsterzweig in die Höhe. Zu meinem Entsetzen bemerkte ich, daß die gelben Blüten von oben bis unten mit etwas Rotem bespritzt waren. Auch auf dem Weg und zwischen dem Heidekraut waren dunkle Flecken geronnenen Bluts.
    »Übel!« sagte Holmes. »Übel! Bleiben Sie stehen, Watson! Keinen überflüssigen Schritt! Was muß ich hier lesen? Er stürzte verwundet hin, erhob sich, stieg wieder auf sein Rad und fuhr weiter. Aber es gibt keine zweite Spur. Vieh auf diesem Seitenweg. Er wurde doch nicht von einem Stier aufgespießt? Unmöglich! Aber ich sehe sonst keine Spuren. Wir müssen weiter, Watson. Jetzt, wo uns sowohl Blutflecken als auch Radspuren leiten, kann er uns nicht mehr entwischen.«
    Unsere Suche währte nicht sehr lange. Die Reifenspur begann auf dem feuchten und glänzenden Pfad sonderbar verschlungen zu werden. Als ich nach vorne sah, fiel mir plötzlich aus den dichten Ginsterbüschen ein metallisches Glitzern ins Auge. Wir zogen ein Fahrrad daraus hervor: Palmer-Reifen, ein Pedal verbogen, der ganze Vorderteil gräßlich mit Blut beschmiert und besudelt. Hinter den Büschen ragte ein Schuh hervor. Wir liefen dahinter, und da lag der unglückliche Fahrer. Es war ein großer Mann mit Vollbart und Brille, deren eines Glas herausgeschlagen war. Todesursache war ein furchtbarer Schlag auf den Kopf, der den Schädel teilweise zertrümmert hatte. Daß er mit einer solchen Verletzung noch hatte weiterfahren können, sagte viel über die Lebenskraft und den Mut dieses Mannes aus. Er trug Schuhe, aber keine Strümpfe, und unter seinem offenen Mantel war ein Nachthemd zu sehen. Es handelte sich unzweifelhaft um den Deutschlehrer.
    Holmes drehte die Leiche ehrerbietig um und untersuchte sie sehr sorgfältig. Dann saß er eine Zeitlang tief in Gedanken da, und seiner gefurchten Stirn konnte ich ansehen, daß diese schaurige Entdeckung uns seiner Meinung nach nicht viel weitergebracht hatte.
    »Es ist nicht leicht zu entscheiden, was wir nun tun sollen, Watson«, sagte er schließlich. »Ich selbst bin geneigt, diese Untersuchung voranzutreiben, da wir bereits so viel Zeit verloren haben, daß wir es uns nicht leisten können, eine weitere Stunde zu vergeuden. Andererseits müssen wir die Polizei von diesem Fund unterrichten und dafür sorgen, daß man sich um die Leiche dieses armen Kerls kümmert.«
    »Ich könnte einen Brief hinbringen.«
    »Aber ich brauche Ihre Gesellschaft und Unterstützung. Moment mal! Da drüben ist ein Bursche beim Torfstechen. Bringen Sie ihn her, er soll die Polizei führen.«
    Ich brachte den Bauern herüber, und Holmes entsandte den verschreckten Mann mit einem Brief an Dr. Huxtable.
    »Nun, Watson«, sagte er, »wir haben heute morgen zwei Spuren aufgenommen. Die eine stammt von dem Fahrrad mit Palmer-Reifen, und wir sehen, wohin sie geführt hat; die andere von dem Rad mit dem geflickten Dunlop-Reifen. Ehe wir diese nun untersuchen, wollen wir uns vergegenwärtigen, was wir bestimmt wissen, um das Beste daraus zu machen und das Wesentliche von dem Nebensächlichen zu scheiden.
    Zunächst einmal möchte ich Ihnen einschärfen, daß der Junge mit Sicherheit freiwillig weggelaufen ist. Er ist aus seinem Fenster gestiegen und gegangen, entweder alleine oder in Begleitung. Das steht fest.«
    Ich stimmte zu.
    »Nun, also, wenden wir uns diesem unglücklichen Deutschlehrer zu. Der Junge war bei seiner Flucht vollständig bekleidet. Er wußte demnach schon

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