Die Rückkehr des Tanzlehrers
pflegte.
Es kann auch jemand anders gewesen sein, dachte er jetzt. Jemand anders, der hier gesessen hat. Stefan begann sich umzuschauen, aufmerksam diesmal. Die Stelle war gesäubert worden. Jemand hatte den Boden geglättet und Erde und Stöcke zwischen die Büsche geworfen. Er erhob sich und ging dann mitten auf der ebenen Fläche in die Hocke. Sie war nicht groß.
Kaum mehr als zwanzig Quadratmeter, aber gegen Einblick von außen gut geschützt. Die Wurzeln umgestürzter Bäume und einige große Felsblöcke machten es fast unmöglich, hierher zu gelangen, wenn man nicht am Wasser entlangging. Er untersuchte den Boden. Wenn er die Augen leicht zusammenkniff, meinte er, im Moos einen schwachen Rand erkennen zu können. Ein Viereck. Er fühlte mit den Fingern an den Ecken des Vierecks. Dort waren Löcher. Er stand auf. Ein Zelt, dachte er. Wenn ich mich nicht vollkommen irre, hat hier ein Zelt gestanden. Wie lange, kann ich nicht sagen. Auch nicht, wann es aufgeschlagen oder abgebaut worden ist. Aber es muß in diesem Jahr gewesen sein. Der Schnee hätte sonst alle Spuren beseitigt.
Er blickte sich um. Langsam, als ob jeder Eindruck entscheidend sein könnte. In seinem Kopf nagte der Gedanke, daß das, was er gerade tat, sinnlos war. Andererseits gab es nichts anderes, womit er sich hätte ablenken können.
Er entdeckte keine Überreste eines Feuers, aber das hatte nichts zu bedeuten. Heutzutage benutzte man Campingkocher, wenn man in den Wald ging. Er untersuchte den Boden um den Baumstamm ein weiteres Mal, ohne etwas zu finden.
Dann kehrte er zum Wasser zurück. Direkt am Ufer lag ein großer Stein. Er setzte sich darauf. Schaute ins Wasser hinab und dann auf die Rückseite des Steins. Er tastete mit den Fingern, und das Moos löste sich. Als er es zur Seite kratzte, lagen dort Reste von Zigarettenkippen. Das Papier war braun. Auch wenn alles durchweicht war, waren noch Tabakreste übrig. Er grub weiter. Überall lagen Zigarettenkippen. Auf dem Stein hatte jemand gesessen und viel geraucht. Stefan fand eine Kippe, deren Papier verfärbt war, an der aber trotzdem noch etwas Weißes zu erkennen war. Er nahm sie vorsichtig auf und suchte in seinen Taschen nach etwas, in das er sie stecken konnte. Als einziges fand er eine Quittung. Krankenhauscafeteria Boras. Er legte die Zigarettenkippe vorsichtig darauf und faltete sie zu einem kleinen Päckchen zusammen. Er suchte weiter und malte sich aus, was er getan hätte, wenn er hier ein Zelt aufgeschlagen hätte. Man braucht eine Toilette, dachte er. Über die eine Seite des größten Felsblocks konnte man in den Wald hineingelangen. Das Moos schien an der Kante des Felsblocks abgeschabt zu sein. Er untersuchte den Boden davor genau. Nichts. Dann ging er in den Wald hinein. Meter für Meter. Er dachte an die Polizeihunde, von denen Andersson gesprochen hatte. Wenn sie keine Witterung aufgenommen hatten, lag das daran, daß sie kaum so weit entfernt gesucht hatten wie hier an diesem Zeltplatz. Entweder nahmen sie eine Spur auf oder nicht.
Er blieb stehen. Vor ihm, unmittelbar neben einem Kiefernstamm, lagen menschliche Exkremente. Exkremente und Toilettenpapier. Sein Herz schlug schneller. Jetzt wußte er, daß er recht hatte. Jemand hatte hier unten am See gezeltet.
Dennoch fehlte ihm das Wichtigste. Etwas, was den Zelter mit Herbert Molin in Verbindung brachte. Er ging zurück zu dem Platz, an dem das Zelt gestanden hatte. Eigentlich müßte er jetzt den Weg zur Hauptstraße suchen oder einen Seitenweg, in dem der Zelter seinen Wagen geparkt haben konnte.
Stefan erkannte sofort die Schwäche seiner Argumentation. Wenn der Zeltplatz ein sorgfältig organisiertes Versteck gewesen war, paßte es schlecht dazu, daß ein Wagen in der Nähe der Hauptstraße gestanden haben sollte. Aber welche Alternativen gab es? Ein Motorrad oder ein Fahrrad waren leichter zu verstecken. Vielleicht hatte auch jemand den Zelter hergebracht.
Stefan blickte auf den See hinaus. Es gab natürlich noch eine Möglichkeit. Der Zelter konnte über den See gekommen sein. Dann war nur die Frage, wo sich das Boot befand.
Giuseppe, dachte er. Ich muß mit ihm reden. Es besteht kein Grund, hier heimlich private Nachforschungen anzustellen. Das sollen die Polizisten von Jämtland und Härjedalen erledigen.
Er setzte sich wieder auf den Kiefernstamm. Es war kühler geworden. Die Sonne ging unter. Etwas flatterte zwischen den Bäumen auf. Als er sich in die Richtung drehte, aus der ihn das Geräusch
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