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Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Titel: Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Menschlichkeit. »Oh, Jeremiah, Schatz«, flüsterte sie. »Mein Gott! Du hast gesagt, dass du das kannst, aber ich wusste nicht ... Ich hatte keine richtige Vorstellung davon. Dies ist das wundervollste ...«
    Ihre Stimme versagte. Unter anderen Umständen hätten ihre Augen sich mit Tränen gefüllt. Aber in dem, was sie zu tun entschlossen war, hatten Kummer und Tränen keinen Platz.
    Das Zucken in seinem Augenwinkel wurde stärker, morste so hektisch, dass er sein linkes Auge kaum noch offen halten konnte. »Freut mich, dass es dir gefällt«, sagte er schüchtern. »Ich könnte noch viel mehr tun, wenn ich die richtigen Materialien hätte.« Dann wandte er sich wieder an Covenant. »Wir müssen los, denke ich. Du hast zu lange unter zu viel Stress gestanden.«
    Covenant lachte grimmig. »Ich bin bereit. Bereiter kann ich nicht werden, ohne dass mir irgendwas platzt.«
    Er glaubte offenbar, er habe Linden überzeugt ...
    »Also, Mama ...« Jeremiah sah sie weiter nicht an. »Du bist die Erste. Sei vorsichtig mit dem Stab. Er passt nicht ganz hinein. Du musst ihn durch eine Lücke hinausragen lassen. Sobald du drinnen bist, lässt du dich an der Rückwand auf alle viere nieder. Stemm dich gut ein. Wir sind mit dir drinnen. Bewegt sich der Boden, könntest du einen von uns berühren. Oder der Stab könnte es tun. Wir haben nicht genug Platz, um auszuweichen.«
    »Gut«, murmelte sie, »ich verstehe.«
    Sie näherte sich dem Einstieg langsam, suchte den besten Weg in den Käfig. Verrat fürchtete sie hier nicht. Er wäre zwecklos gewesen. Aber sie musste sichergehen, dass sie keinen Teil von Jeremiahs Gebilde verrückte.
    Schließlich legte sie den Stab widerstrebend in der Nähe des Einstiegs ab. Mit leeren Händen drehte sie sich zur Seite und vertraute darauf, dass ihre Wahrnehmungsgabe sie leiten würde, als sie sich jetzt geduckt und vorsichtig in den Käfig schob. Sobald sie darin war, fasste sie den Stab an einem Ende und zog ihn zu sich hinein. In einer Ecke der Rückwand hatte Jeremiah eine Lücke zwischen den Zweigen und dem Granit des Himmelswehrs gelassen. Als sie den Stab hereinzog, ließ sie sein anderes Ende dort ins Freie ragen. Sie legte ihn sehr sorgfältig auf einen Stein, damit er nirgends das dürre Holz berührte. Dann kniete sie nieder und stützte sich auf beide Hände, sodass sie einfach zusammensacken und liegen bleiben konnte, falls sie das Gleichgewicht verlor – und rasch den Stab ergreifen konnte, falls sie ihn brauchte.
    Die Kälte des Gesteins begann sofort in ihren Körper aufzusteigen. Der Schmerz breitete sich durch ihre Handflächen und Finger bis zu den Handgelenken aus; ein Zittern wie von dem im Berg bevorstehenden Beben erfasste ihre Brust, doch die präzise Ausstrahlung des Gebildes schwankte nicht, veränderte sich nicht. Obwohl sie an Linden appelliert hatte, reagierte sie nicht auf ihre Anwesenheit. Der ziellose Vorsatz, der das Holz summen ließ, war noch nicht befriedigt. Oder er war noch nicht vollständig ...
    Sobald sie in Position war, folgte Covenant ihr weit weniger behutsam, als sei er zuversichtlich, Jeremiahs Theurgie dadurch nicht zu schaden. Anders als Linden kniete oder setzte er sich jedoch nicht auf den Boden. Stattdessen blieb er gebückt stehen und stützte sich mit beiden Händen auf den Oberschenkeln ab.
    Er stand so weit von Linden entfernt, wie er konnte, ohne Jeremiah zu behindern. Seine Augen beobachteten den Jungen, den sie nicht sehen konnte.
    Ich schreie, weil ich leide. Vielleicht verstand er Kasteness. Was er auch tut, ist alles nur eine Art Schmerzensschrei.
    Und wenn das nicht genügt ...
    Trotzdem machte Covenant nicht den Eindruck, als habe er Schmerzen. Ihrem Gesundheitssinn gegenüber war er verschlossen, aber ihre gewöhnliche Wahrnehmungsfähigkeit war durch jahrelangen Umgang mit Patienten geschärft. Sie sah nichts, was seine Behauptung, er sei verzweifelt und überanstrengt, hätte bestätigen können.
    Als Covenant den krummen Käfig betreten hatte, blieb Jeremiah zunächst noch draußen, um die letzten Äste und Zweige aufzusammeln. Dann schlüpfte auch er in der sicheren Gewissheit, sein fragiles Gebilde nicht beschädigen zu können, ohne zu zögern herein.
    Und wenn das nicht genügt, verstümmelt er ...
    Jeremiah machte sich daran, die Öffnung sorgfältig mit dürren Ästen zu verschließen, um das Portal zu vervollständigen. Während er arbeitete, nahm die in dem Gebilde gespeicherte Energie nochmals zu. Ihre Vibrationen

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