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Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Titel: Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Willen zu folgen.«
    Er starrte sie sekundenlang stirnrunzelnd an. Sein Blick war leer, nicht zu deuten, ausdruckslos flach. Dann senkte er den Kopf. Seine Finger trommelten an seinem Oberschenkel, als brauche er ein Ventil für seine Anspannung, die er unbedingt verbergen wollte.
    »Mir fehlt mein Leben, Linden.« Er schien mit den Grasflecken auf ihren Jeans zu sprechen. »Mir fehlt es zu leben. Als du diesen Stab gemacht hast, hast du mich eingesperrt. Ich weiß, dass das nicht deine Absicht war, aber du hast es getan. Nun sitze ich seit Jahrtausenden fest. Das hat mich bitter gemacht. Ich schreie, weil ich leide. Und ich erzähle dir nicht alles, weil du mir nicht vertraust. Ich weiß nicht, was du tun wirst. Ich bin sicher, dass du deinen Sohn nicht verletzen würdest, aber ich weiß nicht, was du mir antun könntest. Gibst du mir meinen Ring nicht zurück ...« Sein Tonfall suggerierte, sie sei imstande, ihn aus einer boshaften Laune heraus zu vernichten.
    Er hob langsam den Kopf, bis er die unter ihrer Bluse verborgene Halskette zu studieren schien. »Deswegen muss ich sicher sein, dass zwischen uns Klarheit herrscht. Ich könnte keine weiteren Überraschungen mehr verkraften. Ich muss wissen, was du vorhast.«
    Nun traf Linden ihre Entscheidung. Jeremiahs Entschluss stand fest. Er wollte, dass sie verhinderte, dass Joans Tod seine Verbannung aus dem Land nach sich zog. Er wollte im Land bleiben: körperlich und geistig gesund. Mit Covenant. Erdblut würde es ihr ermöglichen, ihm seinen Wunsch zu erfüllen. Damit würde sie ihn für immer verlieren. Das konnte sie um seinetwillen ertragen. Außerdem würde sie selbst verloren sein: zehntausend Jahre vor ihrer eigentlichen Gegenwart gefangen. Und in dieser Zeit würden sie und ihr Stab und Covenants Ring eine große Gefahr für den Bogen der Zeit, einen lebenden Affront gegen die Geschichte des Landes darstellen. Aber darüber konnte sie sich später, wenn Jeremiah und das Land außer Gefahr waren, den Kopf zerbrechen. Sie konnte sogar das Problem mit Roger und die von Joans Weißgold ausgehende Gefahr ignorieren. Solche Dinge waren Probleme, die zu einer Zukunft gehörten, in der sie keine Rolle mehr spielen würde. Aber sie hatte trotzdem kein Verständnis für Covenants unterschwellige Unaufrichtigkeit. Die konnte sie nicht ertragen.
    Er fürchtete den Stab des Gesetzes. Er behauptete, jeglicher Körperkontakt mit ihr zerstöre die Zeitverzerrung, die ihm – und Jeremiah – erst ermöglichte, in ihrer Gegenwart zu existieren. Trotzdem hatten Bereks Berührung, Bereks erwachende Kraft ihm nicht geschadet. Und er ließ keine Angst erkennen, wenn er davon sprach, zur reinsten und potentesten Quelle von Erdkraft im ganzen Land vorzudringen.
    Er wollte, dass Linden glaubte, sie sei gefährlicher für ihn als Berek Halbhand oder das Erdblut. Als er sie im Traum aufgefordert hatte: Vertrau auf dich selbst ... Du brauchst den Stab des Gesetzes ... Linden, finde mich, hatte er mehr wie er selbst, mehr wie der Mann geklungen, der das Land zweimal gerettet hatte, als er jemals in Person geklungen hatte.
    Vor langer Zeit hatte sie mehr als einmal geglaubt, Covenant habe unrecht und sein Handeln werde zu Leid und Untergang führen. Mehr als einmal hatte sie sogar versucht, ihm in den Arm zu fallen. Und er hatte ihr jedes Mal bewiesen, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte. Durch die schlichte Kraft seines Muts, seiner Liebe und seines Willens hatte er das Grundmaterial von Katastrophen in Erlösung umgeschmiedet. Aber das hatte er getan, ohne Linden seine Wünsche aufzuzwingen. Und er hatte nie – kein einziges Mal – auch nur angedeutet, sie sei an seinem Dilemma schuld.
    Fürchtest du nicht, was ich dir enthüllen werde?
    Deshalb zögerte sie nicht länger. Sorgfältig neutral und bewusst unehrlich antwortete sie: »Zwischen uns ist alles klar. Jeremiah bringt uns zu dem Erdblut.« Sie staunte darüber, dass ihre Stimme nicht zitterte, sondern im Gegenteil unerschütterlich fest blieb. »Du trinkst davon und übst die Macht des Gebots aus. Danach verschwindest du und ich bin an der Reihe, Erdblut zu trinken, damit ich Jeremiah retten kann.«
    Ihr Entschluss stand fest. Trotzdem betete sie darum, unrecht zu haben – dass sie einen Grund finden würde, sich anders zu entscheiden; dass Covenant etwas tun oder sagen würde, das seine Lügen rechtfertigte ... oder vielleicht nur beweisen würde, dass ihr Schicksal ihm nicht gleichgültig war. Der Mann, an

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