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Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Titel: Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Als der Forsthüter majestätisch und bedrohlich am Rand des Lichtscheins ihres Kochfeuers haltmachte, neigte sie zur Begrüßung ernst den Kopf: »Die Mahdoubt begrüßt dich, Großer Mann. Willkommen an unserem Feuer. Willst du nicht mit uns zu Abend essen? Unser Mahl ist bescheiden – oh gewisslich –, aber es wird bereitwillig angeboten, und die Einladung ist freundlich gemeint.«
    »Anmaßendes Weib.« Caerroil Wildholz' Stimme glich dem Rauschen eines munteren Baches: zart und rein. Sie klang sogar leicht amüsiert, obwohl das silberne Blitzen seiner Augen unter den dichten weißen Brauen diesen Eindruck Lügen strafte. Vielmehr forderten seine Blicke Achtung vor seinem unterdrückten Zorn. »Solche Nahrung brauche ich nicht.«
    Linden biss sich besorgt auf die Unterlippe, aber das Lächeln der Alten blieb unbekümmert. »Wozu bist du sonst gekommen? Das fragt die Mahdoubt mit allem Respekt. Wird deine Macht nicht anderswo in diesem ehrwürdigen Wald gebraucht?«
    »Ich bin überall bei meinen Bäumen«, sang der Forsthüter, »anderswo so gut wie hier. Versuch nicht, mich irrezuführen. Du hast in der Würgerkluft, die Flammen mit Hass und Angst betrachtet, ein Feuer entzündet. Ich bin gekommen, um deine Motive zu ergründen.«
    »Ah.« Lindens Gefährtin nickte. »Das bezweifelt die Mahdoubt, Großer Mann.« Sie hob mit einer unterwürfigen Geste beide Hände. »Mit allem Respekt, mit allem Respekt.« Dann ließ sie die Arme auf ihrem deutlich hervortretenden Bauch ruhen. »Bist du nicht gekommen, um uns zu vernichten? Bist du nicht entschlossen, jeden zu töten, der in diese altehrwürdige Kluft eindringt?«
    Der Hüter des Waldes schien ihr zuzustimmen. »Von einer Grenze zur anderen dürstet mein Revier nach Wiedergutmachung durch Blut.«
    Die Alte nickte erneut. »Gewisslich. Und dieser Durst ist gerechtfertigt, behauptet die Mahdoubt. Jahrtausende unersetzlicher Verluste liefern reichlich Gründe dafür.«
    »Dennoch halte ich mich zurück«, stellte Caerroil Wildholz fest.
    »Gewisslich«, wiederholte die Mahdoubt. »Deshalb ist das Herz der Mahdoubt voller Dankbarkeit. Trotzdem sind die Motive, die der Große Mann erkunden will, seine eigenen, nicht unsere. Durch Beobachtung hat er festgestellt, dass er unseretwegen keinen Grund zum Zorn hat. Und er hat auch erkannt, dass er der Lady nichts antun darf. Er hat alles gehört, was die Mahdoubt über sie gesagt hat. Er kennt ihre Verdienste um alles, was seinem Herzen nahesteht. Also ist er gekommen, um seine eigenen Motive – nicht die der Mahdoubt oder der Lady – zu ergründen.«
    Als der Forsthüter seinen strahlenden Blick auf Linden richtete, spürte sie ihn fast körperlich. Gegen ihren Willen hob sie den Kopf, ließ sich mit Silber sondieren. Sie hörte eine Art Erkennen in seiner Musik: einen persönlicheren Zorn als sein Durst nach dem Blut derer, die sich an Bäumen vergriffen. Er senkte langsam den Blick, betrachtete ihre Kleidung, studierte Covenants Ring unter ihrer Bluse, erkannte das Einschussloch über ihrem Herzen und begutachtete den Stab des Gesetzes. Er bemerkte ihre grasfleckigen Jeans ... und sang nicht von ihrem Tod.
    Stattdessen wandte er seine Aufmerksamkeit wieder der Mahdoubt zu: »Ich bin der Statthalter des Schöpfers des Landes. Sie trägt die Zeichen von Fruchtbarkeit und hohem Gras. Zudem hat sie den Preis des Schmerzes gezahlt. Und das Siegel der Bedürfnisse des Landes ist ihr eingebrannt worden. Deshalb soll sie nicht in diesem verkrüppelten Überrest des Einholzwaldes sterben. Solange sie Gras und Bäumen die Treue hält, wird auch kein anderer Forsthüter gegen sie singen. Kommt«, befahl er dann schroff. »Mein Pfad ist gewählt. Sie muss auf dem Galgenbühl stehen.«
    Er machte kehrt und schritt davon.
    Die Mahdoubt stand sofort, aber ohne übertriebene Eile auf. »Komm«, wiederholte sie, als Linden zögerte. »Und jetzt muss die Lady den Stab mitbringen. Gewisslich.« Sie nickte. »Der Große Mann wird ihr eine Gunst gewähren, um die sie ihn nicht gebeten hat, und seinerseits etwas fordern, worauf sie nicht gefasst ist. Trotzdem darf seine Hilfe nicht abgewiesen werden. Was er für sich begehrt, übersteigt ihre Fähigkeiten nicht.«
    Linden starrte die Alte blinzelnd an. Sie verstand gar nichts, und ihr Herz war aus Granit: unter ihrer Angst vor dem Forsthüter gab es nur Jeremiah und Zorn ... und Thomas Covenant. Sie hatte Grund, für Essen und Wärme dankbar zu sein – aber sie hatte ihren Sohn verloren.

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