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Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Titel: Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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keines dieser Worte heraus. Ihr Mund und ihre Zunge schienen sie nicht bilden zu können. Stattdessen fragte sie mit schwacher Stimme, beinahe flüsternd: »Warum haben sie mich nicht einfach umgebracht?«
    Zu jedem anderen Zeitpunkt ihres Lebens, unter allen anderen Umständen hätte sie mit feuchten Augen und Tränen in der Stimme gesprochen, doch all ihre Gefühle waren zu einem Klumpen Obsidian zusammengeschmolzen. Linden empfand nur noch Zorn, für den ihr aber die Kraft fehlte.
    »Über die Jahre hinweg«, antwortete die Alte, »hat die Mahdoubt hier auf die Lady gewartet.« Ihre Stimme klang unbesorgt, zufrieden. »Oh, gewisslich. Und auch diesmal hat sie nichts als magere Kost anzubieten. Die Lady wird sie für wenig fürsorglich halten. Doch gibt es hier Schalotten in einer guten Fleischbrühe ...« Sie deutete mit ihrem Schöpflöffel auf den Kochtopf in der Glut. »... mit Wintergemüse und ein paar Aliantha. Und sie hält auch eine Flasche Frühlingswein bereit. Will die Lady nicht mit ihr zu Abend essen und daraus ein wenig Trost ziehen?«
    Linden roch die kräftige Fleischbrühe. Sie hatte lange nichts mehr gegessen oder getrunken, aber das war ihr egal. Sie versuchte, einen zweiten Anlauf zu nehmen. Dieses Feuer ... Der Forsthüter ...
    »Warum haben sie mich nicht einfach umgebracht?«
    Nutzloses Schreien hatte sie heiser gemacht. Sie konnte ihre eigene Stimme kaum hören.
    Die Mahdoubt seufzte. Ihr orangerotes Auge musterte Linden kurz, während das andere weiter das Feuer beobachtete. Dann wandte sie den Blick ab. Ihre Stimme klang bedrückt, als sie erwiderte: »Die Mahdoubt darf nicht auf die Kümmernisse der Lady eingehen. Die Zeit ist brüchig geworden. Sie darf nicht noch mehr belastet werden. Das kann die Mahdoubt gewisslich sagen. Aber es bekümmert sie, die Lady so zu sehen – müde, hungrig, von Traurigkeit erfüllt. Will sie nicht an diesen kleinen Annehmlichkeiten teilhaben?« Sie deutete wieder auf ihren Topf, auf ihr Feuer. »Hier gibt es Essen, Wärme, in der man schlafen kann, und den Trost der freundlichen Gesinnung der Mahdoubt. Ablehnung kann deinen Kummer nur verstärken.«
    Schlafen? Unbestimmter Ärger über sich selbst ließ Linden die Stirn runzeln. Einst hatte sie sich danach gesehnt, mit der Mahdoubt sprechen zu können. Auf ihr liegt ein Glanz, der das Herz an Vernichtung bindet. Zumindest das war die Wahrheit gewesen. Sie bemühte sich erneut, die Warnung auszusprechen, die sie der Alten für ihre Freundlichkeit schuldete. »Bitte ...«, begann sie mit schwacher Stimme, weiter schwankend, weiter nicht ganz sicher, ob sie wirklich aufgehört hatte, sich zu bewegen. »Dein Feuer. Der Forsthüter. Er wird es sehen.« Das hatte er bestimmt schon getan. »Dann sterben wir beide. Warum haben sie mich nicht umgebracht?«
    Roger und der Croyel hätten sie jederzeit im Schlaf ermorden können.
    »Pscht, Lady«, antwortete die Alte. »Ist die Mahdoubt beunruhigt? Das ist sie nicht. In ihrer Jugend hätten solche Dinge sie vielleicht verunsichert, aber nun steckt in ihren alten Knochen ihr volles Maß an Jahren, und nichts kann sie mehr beunruhigen. Höre auf sie, Lady. Die Mahdoubt bittet dich darum. Setz dich an ihr wärmendes Feuer. Nimm das nahrhafte Mahl zu dir, das sie zubereitet hat. Ihre Zuvorkommenheit hat diesen Lohn verdient.« Die Alte betrachtete Linden erneut mit ihrem seltsamen Blick. »In der Tat gibt es vieles, worüber sie nicht sprechen darf. Trotzdem kann die Mahdoubt gefahrlos spekulieren – ja, gewisslich –, solange sie sich auf Dinge beschränkt, die die Lady selbst gehört hat oder allein begreifen würde, wenn sie bei nüchternem Verstand wäre.«
    Linden blinzelte verständnislos. Sie hatte Caerroil Wildholz' Lied gehört oder geschmeckt; sie kannte seine Macht. Hätte sie nicht protestieren müssen? Das wäre sie selbst einer Fremden schuldig gewesen. Und die Mahdoubt hatte Besseres verdient ...
    Aber der Balsam in der Stimme der Alten lullte sie ein. Linden konnte ihrem violetten Auge so wenig widerstehen wie dem orangeroten. Wie unter Zwang trat sie näher ans Feuer heran und sank dann zu Boden.
    Der Erdboden war dick mit Laub bedeckt. Die Blätter mussten gefroren gewesen sein, waren aber durch die Hitze des Kochfeuers aufgetaut und bildeten jetzt einen feuchten Laubteppich. Ohne den Stab aus ihrer verschorften Faust zu legen, rückte Linden mit untergeschlagenen Beinen näher an das Feuer heran.
    Das orangerote Auge der Mahdoubt schien jäh

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