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Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Titel: Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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beiden Ramen hinüber. »Bhapa nimmt diese Sache persönlich.«
    In ihren Ohren klang das herzlos. Ihr Tonfall verfälschte, was sie in Wirklichkeit empfand, doch die Überreste von Träumen hingen noch immer wie Spinnweben an ihr. Als sie Joan Covenant ihren Ehering zurückgegeben hatte, hatte sie Gräueltaten wie die Zerstörung des Ersten Holzheims erst möglich gemacht.
    »Die Ramen sind stolz«, bemerkte Stave nüchtern. »Ich habe gelernt, das als Stärke, aber auch als Schwäche zu sehen. Der Mähnenhüter und der Seilträger haben beide viel verloren. Der verunsicherte Seilträger fürchtet sich einzugestehen, dass auf seinen Mähnenhüter nicht mehr unbedingt Verlass ist. Und der Mähnenhüter, der die Folgen seiner Erblindung fürchtet, lässt sich von Zorn leiten. Deshalb streben die Haruchai danach, Leidenschaft auszuschalten. Trotzdem beherrscht sie uns. Ich bin nicht weniger ihr Sklave als die Meister.«
    Ihre Albträume hatten Linden für Schamgefühle empfänglich gemacht. Auch sie hatte viel verloren und wurde von Ängsten und Leidenschaften beherrscht, die sie kaum zu ertragen wusste. Wortlos runzelte sie die Stirn, dann gesellte sie sich mit ihren Freunden zu den Dorfbewohnern, die an Kesseln mit dampfendem Hirsebrei saßen, der mit Obst und Honig gesüßt war.
    Die Sonne des neuen Tages stieg über dem Hügelland im Osten auf, vertrieb Morgenkühle und Taunässe. Die Luft hätte so sauber riechen müssen, wie dieses Licht war: voller Frühlingsdüfte und dem Geruch von Holzfeuern. Aber der Erdboden war von der Zäsur aufgewühlt, von Macht und Bösartigkeit verbrannt, mit Blut getränkt. Und der Aschegeruch von Esmers Scheiterhaufen hing beständig wie Kevins Schmutz weiter über dem Lager.
    Linden, der Erinnerungen an ihre Träume zusetzten, wollte rasch aufbrechen. Sie hatte reichlich Gründe, sich zu beeilen, darunter die Möglichkeit, ihre Gegenwart könnte die Dorfbewohner noch mehr gefährden. Ihre schüchternen Begrüßungen und Dankesworte wischte sie beiseite, aß hastig, löschte dann ihren Durst am wieder klaren Bach und machte sich bereit. Die Ramen folgten ihrem Beispiel; selbst die Gedemütigten schienen entschlossen, den Ritt trotz ihrer schmerzend vernarbten Wunden möglichst rasch fortzusetzen. Und Stave war immer bereit. Aber Anele saß bei Karnis und Quilla, verschlang gierig seinen Brei und machte zusammenhanglose Bemerkungen, die die Heers freundlicherweise als Scherze auffassten. Und Liand aß gravitätisch langsam, als müsse er Kräfte für eine schwierige Aufgabe sammeln.
    Linden war versucht, ihn zur Eile zu drängen, aber seine zielbewusste Art hielt sie davon ab. Sie konnte sehen, dass er zu einem Entschluss gelangt war – und dass ihn irgendein Aspekt davon beunruhigte. Doch ihre Wahrnehmungsgabe ließ sie nur seine Gefühle erkennen; seine Gedanken lesen konnte sie nicht.
    Während der Steinhausener sich Zeit ließ, sah Linden zu Pahni hinüber und fragte unbehaglich: »Weißt du, was mit ihm los ist? Ihn bewegt irgendwas, aber ich kann nicht erkennen, was es ist.«
    Die junge Seilträgerin schüttelte den Kopf, die sanften braunen Augen dunkel vor Sorge: »Ich habe seine Entschlossenheit gespürt. Sie hat sich nachts in ihm verstärkt, und er hat wenig geschlafen. Aber er hat nicht darüber gesprochen. Und ich ...« Ihre Stimme versagte. Fast wispernd fügte sie hinzu: »Ich habe mich gefürchtet, danach zu fragen. Ich habe Angst um ihn.«
    Thomas Covenant hatte Liand durch Anele mitgeteilt: Ich wollte, ich könnte dich verschonen. Hatte der Steinhausener am Ende beschlossen, sich beim Abwenden irgendeiner unmittelbaren Gefahr zu opfern, die weder Stave, die Ramen noch Linden selbst bislang wahrgenommen hatten?
    Doch in diesem Augenblick schien Liand seine interne Debatte abzuschließen und nickte vor sich hin, während er seine Sachen zusammensuchte. Dann bedeutete er Linden und Stave, er sei marschbereit. Endlich.
    »Also gut«, murmelte Linden. »Jetzt aber los!«
    Stave steckte sofort zwei Finger in den Mund und rief mit schrillen Pfiffen nach den Ranyhyn, und auch Mahrtiir, Bhapa, Pahni und Stave gesellten sich an Lindens Seite, und Vernigil und die Gedemütigten verließen ihre Posten. Sogar Anele hob den Kopf und suchte die Umgebung des Lagers scheinbar eifrig mit seinen Mondsteinaugen ab.
    Bald kamen die Ranyhyn aus Südosten herangestürmt – Linden zählte zehn Pferde mit sternförmigen Blessen auf der Stirn. Zehn?, fragte sie sich verwundert, doch dann

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