Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08
begrüßte Linden mit einer tiefen Verbeugung, die sie akzeptierte, weil sie zu müde war, um sie zurückzuweisen. Ohne ihren Blick von den Gedemütigten zu nehmen, sagte Linden: »Ich habe Vernigil gesehen. Er hat unfreiwillig etwas Heilwirkung abbekommen. Aber was ist mit ihnen? Werden sie von selbst wieder gesund?«
Stave sah nicht zu seinen ehemaligen Kameraden hinüber. »Sie sind Haruchai. Keine ihrer Wunden ist lebensgefährlich. Und wir sind gegen todbringende Infektionen gefeit. Sie werden ein paar Tage brauchen, um wieder zu Kräften zu kommen, aber wenn uns ein neuerlicher Angriff erspart bleibt ...« Er verstummte mit einem Schulterzucken.
Wenn Roger nicht mit weiteren Höhlenschraten zurückkehrte. Wenn die Sandgorgonen sich nach Doriendor Korischew oder gegen die Skurj wandten, statt leichteren Siegen, leichteren Opfern den Vorzug zu geben. Wenn der Egger nicht wieder aufkreuzte und Esmers Stürme hinter sich herzog. Wenn der Wüterich Moksha nicht weitere Kresch zusammentreiben konnte.
Wenn Kasteness nicht seine Ungeheuer entsandte ...
Verdammt! Linden würde lernen müssen, Covenants Ring zu gebrauchen. Der Stab des Gesetzes reichte nicht aus.
»Dann können wir nur hoffen«, murmelte sie grimmig, »dass die Vertreibung des Eggers genügt, um Kasteness und Roger zufriedenzustellen – und Jehannum und Lord Foul. Zumindest vorläufig.«
Liand fuhr unwillkürlich zusammen. »Seit dem Einsturz des Kevinsblicks«, gestand er, »leben wir in ständiger Gefahr – aber ich bin noch immer nicht daran gewöhnt. Ich hatte nicht mit weiteren Kämpfen ...« Er sah sich um. »... oder der Verwundbarkeit dieser Holzheimer gerechnet, sobald wir von ihnen Abschied genommen haben.«
Linden legte ihm ebenso haltsuchend wie beruhigend eine Hand auf die Schulter, ohne jedoch zu antworten. Stattdessen fragte sie Stave: »Kannst du mir sagen, warum sie nicht eingegriffen haben?« Sie nickte zu Galt, Branl und Clyme hinüber. »Ihr Haruchai habt lange und hart dafür gearbeitet, jedermann in Bezug auf Erdkraft unwissend zu erhalten. Aber jetzt haben Dutzende von gewöhnlichen Dorfbewohnern Heilerde an sich selbst ausprobiert. Kevins Schmutz kann ihnen zumindest vorläufig nichts mehr anhaben, und sie werden diese Erfahrung nicht vergessen. Wieso haben die Meister nicht versucht, das zu unterbinden? Was hat diesen Meinungsumschwung bewirkt?« War es wirklich denkbar, dass die Ereignisse die Intransigenz von Staves Stammesgefährten etwas aufgeweicht hatten?
Stave jedoch schüttelte den Kopf. »Erst mal ist festzuhalten, dass kein Haruchai sich bewusst über die klaren Wünsche der Ranyhyn hinwegsetzen würde. Aber die Meister haben weder ihre Denkweise noch ihre Ziele geändert. Sie gestehen nur ein, dass diese Störung ihres Diensts jegliche Prävention verhindert hat. Sie hätten diese Schlacht oder die Enthüllung von den Holzheimern unbekannten Kräften nicht verhindern können. Nach diesen Maßstäben ist jede Erfahrung mit Heilerde und Gesundheitssinn nur eine Bagatelle. Außerdem müssen sie sich eingestehen, dass sie versagt haben.« Staves Tonfall schien härter zu werden. »Den Missbrauch von Erdkraft zu verhindern ist nur ein Aspekt ihrer Verantwortung. Ein anderer ist, dass sie die Völker des Landes erhalten müssen. Die Meister werfen sich nicht vor, den gegen sie ins Feld geführten Kräften unterlegen zu sein. Haben sie jedoch versagt, erfordert ihre Meisterschaft nicht, dass andere dafür leiden müssen. Sie lassen ihre Wunden nicht behandeln, weil sie sich für diesen Dienst entschieden haben, aber die Holzheimer hatten keine andere Wahl. Deshalb verlangt niemand von ihnen, dass sie dafür mitbüßen.«
Einen Augenblick später fügte er hinzu: »Allerdings dürfen sie Schwelgenstein dann nie mehr verlassen.«
Linden fluchte leise, aber sie protestierte nicht. Das hatte sie schon oft genug getan – immer vergeblich. Stattdessen sagte sie: »Das verstehe ich noch immer nicht, aber das bedeutet nicht, dass ich nicht dankbar bin. Diese Leute haben einen weiten Weg vor sich. Sie werden alles Mitgefühl brauchen, das sie bekommen können.«
»In der Tat«, bestätigte Liand nachdrücklich.
»Erzähl mir also, dass ich das Richtige tue«, fuhr sie fort. »Bestätige mir, dass wir ihnen nicht helfen müssen, Schwelgenstein zu erreichen. Ich muss dringend nach Andelain. Wir haben hier bereits einen Tag verloren. Aber diese armen Leute ...«
»Sie werden unterwegs nicht überfallen«, stellte Stave
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