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Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Titel: Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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was ihnen widerfahren war.
    Sie hatte nicht den Mut dazu, aber Liand nahm ihr diese Aufgabe ungefragt ab. Zwischen den Feuern stehend strahlte er Würde und Offenheit aus, als er den wie gebannt zuhörenden Holzheimern erzählte, was er wusste. Seine Version der Ursache der Schlacht und der Natur der Feinde des Landes entsprach nicht ganz dem, was Linden gesagt hatte. Sie war einfacher und direkter, nicht durch Unzulänglichkeit oder Verbitterung kompliziert. Aber sie entsprach dem beschränkten Verständnis seiner Zuhörer auch besser, und die Dorfbewohner nahmen sie wie einen Gnadenerweis auf.
    Mit jedem Wort verstieß Liand gegen lange bestehende Verbote der Meister, doch trotzdem unterbrachen weder Vernigil noch die Gedemütigten ihn. Wie schon zuvor, als es um den Gebrauch von Heilerde gegangen war, schienen die Meister Mitleid mit den Holzheimern zu haben. Linden aber wusste es besser. Hatten die Baumbewohner Schwelgenstein erst einmal betreten, würden sie die Feste nie mehr verlassen dürfen. War das Mitleid, wollte sie nichts damit zu schaffen haben.
    Für die Nacht streckten die Dorfbewohner sich auf Lagern aus Laubstreu unter geretteten Wolldecken aus. Trotz Bhapas Drängen weigerte Mahrtiir sich, ebenfalls zu schlafen. Er könne zwar nicht mehr sehen, aber noch hören, riechen und gehen, stellte er barsch fest. Dann entfernte er sich allein von den Feuern – offenbar mit der Absicht, den Ranyhyn und den Meistern zu helfen, Wache zu halten. Der rötliche Feuerschein erhellte noch einen Augenblick seinen schmutzig weißen Kopfverband. Dann verschluckte ihn die Nacht, und er blieb verschwunden.
    Bhapa, der weiter trübselig den Kopf hängen ließ, folgte seinem Mähnenhüter.
    Als Linden ein Bett angeboten wurde, überzeugte sie sich nur noch davon, dass Stave auf Anele aufpasste. Dann sank sie auf das Lager, behielt den Stab des Gesetzes unter einem Arm und schlief augenblicklich ein.
     
    *
     
    In dieser Nacht wurde sie von Albträumen gequält, die nicht von Feuer und Kämpfen, sondern von Schändung handelten. Sie lag wie Aas da, konnte sich nicht bewegen, während Tausendfüßler und giftige Spinnen, die ihr aus Mund und Nase kamen, über ihr Gesicht krochen. Schleimige Würmer umkreisten ihre Augen; widerliches Ungeziefer kroch ungehindert durch ihre Kleidung; Zangen und faulige Zähne nagten an ihrem Fleisch. Das Wissen, dass sie alle im Dunkeln ihres Herzens ausgebrütet worden waren, erfüllte sie mit Entsetzen.
    Leise wimmernd sehnte sie sich danach aufzuwachen und konnte es nicht. Ihre Träume hielten sie gefangen, bis Stave sie bei Tagesanbruch weckte.
    Ein Gefühl moralischer Schwäche haftete ihr an, als sie vor Kälte zitternd aufstand. Nachts war starker Tau gefallen, der die Wolldecken durchnässt hatte, sodass ihre Flanellbluse und ihre Jeans feucht waren. Um die Albträume und die Kälte zu vertreiben, entlockte sie dem Stab bei Sonnenaufgang zarte Fäden von Erdkraft und suchte dann die nähere Umgebung ab, um festzustellen, wie es ihren Freunden und den Holzheimern ergangen war.
    Das Lager erwachte allmählich. Stave hatte Anele in der Obhut der Heers zurückgelassen, und der Alte schien sich in ihrer Gesellschaft wohlzufühlen. Eine Gruppe von Dorfbewohnern, zu der sich auch Liand und Pahni gesellt hatten, kam mit Holz für Kochfeuer aus dem Banyan-Hain zurück. Die Ranyhyn waren nirgends zu sehen; sie mussten auf der Suche nach Weidegründen oder möglicher Gefahr weit ausgeschwärmt sein. Von der Sonne angestrahlt, hielten Vernigil und die Gedemütigten am Rand des Lagers aufmerksam Wache. Mahrtiir und Bhapa allerdings waren nachts zurückgekehrt und standen jetzt an einem der Feuer und stritten sich anscheinend – wenn die zurückhaltende Art des Seilträgers, auf die Behauptungen seines Mähnenhüters zu antworten, überhaupt als Streit bezeichnet werden konnte.
    Bhapa drängte Mahrtiir, den Augenverband abzunehmen. Der Seilträger argumentierte, Sonnenlicht und frische Luft würden die Heilung beschleunigen, aber der Mähnenhüter weigerte sich, sein entstelltes Gesicht zu zeigen. Mit unterdrücktem Zorn bestand er darauf, das werde Mitleid wecken. Und er behauptete, er brauche diesen Kopfverband, der ihn daran erinnere, dass er nicht sehen könne. Verleiteten seine übrigen Sinne ihn dazu, seine Blindheit zu vergessen, könne er einen lebensgefährlichen Fehler machen.
    Als Linden genug Kraft aus ihrem Stab aufgenommen hatte, um wieder klar denken zu können, nickte sie zu den

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