Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08
werden eines Tages alle Bewohner des Landes ihr Geburtsrecht zurückerhalten.«
Linden war nicht überrascht, als die meisten Holzheimer nach vorn drängten und sich in der Helligkeit um Rhohm und Liand zusammendrängten, als verleihe das Leuchten des Sonnensteins ihrem Leben einen Sinn. An ihrer Stelle hätte sie das Gleiche getan, wenn Liands Großzügigkeit ihr unversöhntes Herz hätte heilen können.
Mit Tränen in den Augen murmelte Pahni: »Allein dafür liebe ich ihn.«
Mahrtiir nickte: »Damit beweist er ein edleres Erbe, als ihm bewusst ist. In den Sagen der Ramen sind die alten Lords von solcher Statur: bescheiden in ihrem Ruhmesglanz, mit offenem Herzen für alle Nöte. Aber er verkörpert noch mehr. Er besitzt etwas vom Lehrenwissen der Rhadhamaerl. Nach unzähligen Generationen des Niedergangs ist er der erste wahre Steinhausener unter seinesgleichen.«
»Ganz recht«, bestätigte Bhapa schroff. »Als Ramen gestehe ich ungern, dass er mich übertroffen hat.«
Nur Stave sagte ausdruckslos: »Das ist seine Gefahr. Der Verderber genießt es, solche Unschuld zu vernichten.«
Linden wandte sich ab. Sie spürte, wie Gesundheitssinn und wachsende Aufregung die Holzheimer erfassten, als der lästige Nebel von Kevins Schmutz durch Erdkraft und Liands Mut hinweggefegt wurde. Wie Pahni und der Mähnenhüter war sie stolz auf ihn. Wie Stave hatte sie Angst um ihn. Aber sie war auch beschämt.
Wenn Linden Avery die Auserwählte mit ihrem Vorhaben nicht scheitert ...
Ihre bloße Anwesenheit unter den Dorfbewohnern war ein Versprechen, von dem sie nicht wusste, wie sie es halten sollte.
8
Salva Gildenbourne
Ich kann dich zu deinem Sohn bringen.
Die Abschiedsworte des Eggers hallten in Lindens Herz wie eine Totenglocke nach. Während Liands Orkrest die Dorfbewohner in sein strahlend helles Licht tauchte, ritt sie von der Menge und den Trümmern des Ersten Holzheims fort, entfernte sich auch von ihren Freunden. Von Zweifeln und der Erinnerung an ihre Träume gequält, wollte sie mit Hyn allein sein.
Sie verstand nicht, wie die Ramen zu wissen schienen, was die Ranyhyn wollten oder vorhatten, und konnte nicht einmal erraten, woher sie die Namen der großen Pferde kannten. Trotzdem existierte irgendeine Form von Kommunikation zwischen den Ramen und den Ranyhyn. Linden hatte diese Verbindung bei dem Rösserritual, an dem sie mit Hyn, Hynyn und Stave teilgenommen hatte, selbst kennengelernt. In Notfällen wusste Hyn stets, was Linden von ihr wünschte – und gehorchte jedes Mal.
Von Ängsten und Sehnsucht getrieben, ritt Linden ein kleines Stück von ihren Gefährten weg. Dann beugte sie sich tief über den Hals der Stute und bat sie flüsternd, damit niemand sie hören konnte, sie zu Jeremiah zu bringen.
Linden fühlte Hyns Muskeln vor Willigkeit oder Bangigkeit zittern. Die Stute scharrte unruhig mit den Hufen, warf den Kopf hoch und schüttelte ihn dann. Aber sie blieb stehen, wo sie war.
Um deutlich zu machen, was sie meinte, holte Linden Jeremiahs Spielzeug aus der Tasche und hielt es mit einer Hand umklammert. Dann schloss sie die Augen und stellte sich ihren Sohn vor – nicht wie sie ihn in ihrem früheren gemeinsamen Leben gekannt und geliebt hatte, sondern wie sie ihn zuletzt unter dem Melenkurion Himmelswehr gesehen hatte: mit dem schmarotzerhaft an seinen Rücken geklammerten Croyel, von der grausamen Theurgie dieses Geschöpfes erniedrigt. Sie rief sein Bild in allen Einzelheiten auf, stellte es Hyn vor und appellierte stumm an sie.
Die Stute bewegte sich noch immer nicht.
Dann erschien Mahrtiir an Lindens, aber auch an Hyns Seite ... von seiner Sensibilität Linden gegenüber oder seinem instinktiven Verhältnis zu den großen Pferden angezogen. Er beruhigte die Stute murmelnd, bis ihr Zittern verging.
»Du darfst sie nicht missverstehen, Ring-Than«, forderte er Linden fast barsch auf. »Hyn ist unvergleichlich tapfer. Sie würde dich – wie schon ins Herz von Zäsuren – in jede der Sieben Höllen tragen. Aber sie weiß nicht, wo dein Sohn zu finden wäre. Vielleicht erkennt sie die Art seines Verstecks oder Gefängnisses, aber sie kann den Ort nicht ausfindig machen. Deshalb scheut sie vor deinem Wunsch zurück. Der Sohn des ehemaligen Ring-Than hält sich in unserer Zeit auf. Deshalb vermute ich, dass dein Sohn sich ebenfalls darin aufhält. Wie du uns geschildert hast, war die Kraft der Halbhand und des Croyel nötig, um das Gesetz der Zeit zu umgehen. Daher geben die Untaten
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