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Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Titel: Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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erschien ihr das Platschen ihrer Stiefel in dem lächerlich seichten Bach sehr laut, aber dann schien der Dschungel allmählich auch diese Geräusche zu verschlucken. Sie konnte Aneles Atemzüge nicht mehr hören, erkannte kaum ihre eigenen und bewegte sich durch dräuende Stille, als hätte sie unabsichtlich die Grenze zu Taubheit oder Tod überschritten.
    Als Linden sich jetzt umsah, konnte sie weder Branl noch Galt und auch nicht mehr die Stelle sehen, an der sie den Salva Gildenbourne betreten hatten. Liands und Staves Gesichtszüge waren nur sichtbar, wenn ein Sonnenstrahl sie streifte und flüchtig erhellte.
    Einige Zeit lang folgten Anele und sie dem Bachlauf ohne größere Schwierigkeiten. Immer wieder mussten sie unter tief herabhängenden Zweigen hindurchschlüpfen oder abgebrochene Äste umgehen, und je weiter sie in den Wald eindrangen, desto öfter stießen sie auf quer über den Bach gestürzte Bäume. Vielleicht hatte Wasser ihre Wurzeln unterspült, ihre Kronen waren vom Blitz getroffen worden oder Altersschwäche hatte sie zu Fall gebracht. Manche waren vor so langer Zeit umgestürzt, dass sie ins Bachbett gesunken waren und verrottend Moos und Baumschwämme genährt hatten. Andere, die dem ungezügelten Wachstum des Urwalds erst kürzlich erlegen waren, konnten Linden und Anele nicht überwinden, ohne über die Stämme zu klettern oder sich unter ihnen hindurchzuzwängen und sich mit Gewalt einen Weg durch das Geäst zu bahnen.
    Der Salva Gildenbourne glich immer mehr einem Labyrinth. Linden konnte nicht mehr sagen, wie lange sie schon unterwegs waren – oder in welche Richtung. Trotz der natürlichen Ausstrahlung des Waldes, trotz seiner fundamentalen ungezähmten Gesundheit, schien sie durch eine todbringende Wildnis – weglos und verworren – zu irren, in der sie endlos im Kreis würde wandern müssen, bis sie allen Mut verlor. Dass sie vorankam, wusste sie nur, wenn Bhapa oder Pahni plötzlich auftauchten, um zu melden, sie hätten keine Gefahren entdeckt: keine lauernden Höhlenschrate oder sonstige Räuber; keine Spur und keine Witterung von den Skurj; keinerlei Anzeichen dafür, dass es hier neben scheuen Waldtieren seit neuestem auch denkende Wesen gab.
    Immer wenn Bhapa mit Linden sprach, versicherte er ihr, Mahrtiir vor ihnen sei unverletzt und komme überraschend gut voran. Pahni hielt sich jedoch eher an Liand als an Linden, flüsterte unter vier Augen mit ihm, überzeugte sich davon, dass es ihm gut ging, und versprach ihm weiter äußerste Aufmerksamkeit.
    Die kurzen Besuche der Seilträger trösteten Linden. Verschwanden die beiden wieder im Dschungel, fürchtete sie auf ganz unvernünftige Weise, sie werde sie nie wiedersehen. Dabei waren sie Ramen mit erstklassiger Ausbildung, und Linden bezweifelte nicht, dass sie von Vorsicht mehr verstanden als sie selbst. Trotzdem wurden ihre Ängste umso größer, je tiefer sie ins Halbdunkel und das Gewirr von Salva Gildenbourne eindrang.
    Die Höhlenschrate machten ihr jetzt keine Sorgen – nicht hier, nicht in der Enge des Urwalds, in der sie nicht wirkungsvoll hätten kämpfen können. Außerdem hatte sie Roger in Verdacht, zu feige zu sein, um sie allein anzugreifen. Er würde auf Verbündete, auf Unterstützung durch eine Übermacht bestehen. Auch wegen Wölfen oder anderen Raubtieren war sie nicht besorgt. Wurden sie nicht beherrscht und zum Angriff getrieben, würden sie sich von unbekannten Beutetieren instinktiv fernhalten.
    Wild wucherndes Wachstum und Verfall umgaben sie auf allen Seiten: alte monolithische Zedern, mit Moos behangene verkrümmte Zypressen, weit ausladende Gilden, die lebhaft golden aufleuchteten, wo ein Sonnenstrahl sie traf, üppige Farne und Schlingpflanzen, dazwischen gelegentlich Aliantha und weitere zähe Sträucher. Solche Dinge erfüllten ihre Sinne; schotteten sie gegen alles außer dem Bach und ihren unmittelbaren Gefährten ab. Selbst die Zeit verblasste, bis Linden sich ihrer nicht mehr ganz sicher war. Wann immer Liand ihr ein Stück Obst, Käse oder Butter gab, merkte sie überrascht, dass sie hungrig war.
    Trotzdem verdüsterte ihr Gemüt sich in dem ihr aufgezwungenen Halbdunkel zunehmend, und Anele erging es wie ihr – oder seine Nerven waren für andere Dimensionen von Wissen und Gefahr empfänglich. Er wurde zunehmend erregter, warf den Kopf von einer Seite zur anderen, und seine Hände zitterten. Dann schlug er sich ohne erkennbaren Grund ins Gesicht, als wolle er sich aus einer Benommenheit

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