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Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Titel: Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Laufe der Jahrhunderte so dicht geworden und so voller Dickicht, abgebrochenen Ästen und bemoosten abgestorbenen Bäumen, dass er nahezu undurchdringlich wirkte und das Tageslicht fast zur Gänze ausschloss. Das dichte Unterholz musste die Wahrnehmungsgabe aller, die sich darin bewegten, erheblich beeinträchtigen, fünfzehn Meilen dieses Urwalds lagen zwischen ihr und Andelain, und Linden wusste nicht, wie schnell die Skurj waren.
    Als Hyn und die anderen Pferde langsamer wurden, um sich den Ramen anzuschließen, hatte Mahrtiir bereits kurz mit Bhapa und Pahni gesprochen. »Außer von den fernen Skurj droht hier im Augenblick keine Gefahr«, verkündete er. »Das wissen die Seilträger bestimmt. Wir sind Ramen. Nur Theurgie kann unsere Fertigkeiten behindern. Aber es gibt einen weiteren Punkt, der hier besprochen werden muss.«
    Linden drückte den Stab an ihre Brust. »Sprich! Ich weiß nicht, wie viel Zeit uns bleibt.«
    »Ring-Than«, sagte Mahrtiir, als starre er sie unter seinem Verband finster an, »wir dürfen nicht verlangen, dass die Ranyhyn in diesen Wald eindringen. Sie würden uns tragen, würden sich einen Weg durchs Unterholz bahnen. Aber würden wir angegriffen – von den Skurj oder sonstigen Feinden –, könnten sie sich weder verteidigen noch fliehen. Dafür ist der Salva Gildenbourne zu dicht, und die Ungeheuer, die wir fürchten müssen, könnten die Ranyhyn im Ganzen verschlingen.«
    Linden zuckte zusammen. »Das heißt, dass wir den Wald zu Fuß durchqueren müssen.« Fünfzehn Meilen durch den dichtesten Urwald, den sie seit der unter dem Sonnenübel wild wuchernden Vegetation gesehen hatte. »Das kommt einem nicht einmal möglich vor.«
    »Trotzdem spricht der Mähnenhüter wahr«, sagte Stave unbeirrt. »Die Gedemütigten und ich stimmen ihm zu.«
    Verdammt, dachte sie. »Und hier gibt es keine Straßen? Keine Wege? Nein, natürlich nicht.« Die Meister hatten jahrhundertelang alle Reisen unterbunden. Vor allem hatte niemand Andelain besuchen sollen, wo die numinose Manifestation von Erdkraft alles unterminiert hätte, was Staves Stammesgefährten durchzusetzen versuchten. »Wo ist also der nächste Fluss?«
    »In diesem Gebiet«, antwortete Bhapa zögernd, »gibt es viele Wasserläufe. Der nächste Bach liegt keine halbe Meile östlich von hier. Gewiss stellt er einen Weg durch den Salva Gildenbourne dar, aber ...«
    »Aber«, knurrte Mahrtiir, »falls wir angegriffen werden, würde er weder uns noch die Ranyhyn nützen. Diese Route ließe sich allzu leicht blockieren.«
    »Aus Norden tritt kein richtiger Fluss in den Salva Gildenbourne ein«, ergänzte Stave. »Nur die näheren Bäche fließen gen Süden, die meisten anderen jedoch zum Landbruch im Osten. Willst du auf dem Wasser nach Andelain gelangen, müssen wir nach Südwesten zum Seelentrostfluss reiten. Auch zu Pferd ist das ein weiter Umweg, und zuletzt wären wir gleich weit von unserem Ziel entfernt.«
    Frustriert und erbittert entgegnete sie: »Warum hast du mir das nicht gesagt? Das alles hast du gewusst. Wir hätten von Schwelgenstein aus direkt zum Seelentröster reiten können. So hätten wir nicht nur Zeit gespart, sondern auch ...«
    »Auserwählte.« Staves verbliebenes Auge funkelte sie an. »Ich habe den Seelentrösterfluss nicht erwähnt, weil ich keine bestimmte Nachricht von den Skurj hatte. Außerdem ist mir diese Route als sicherer erschienen. Jeder Versuch, den Salva Gildenbourne zu Wasser zu durchqueren, wäre höchst gefährlich. Die Ranyhyn könnten uns natürlich schwimmend tragen – aber dabei wären sie selbst wehrlos.« Seine Handbewegung umfasste ihre übrigen Gefährten. »Noch könnten wir sie verteidigen – oder uns selbst. Wir wären allein darauf angewiesen, was wir an Macht besitzen.«
    Mahrtiir und die Seilträger nickten zustimmend.
    »Ein Floß ...?«, schlug Linden zögernd vor, doch Stave schüttelte den Kopf: »Gewiss könnten wir ein Floß bauen, das groß genug wäre, um uns alle zu transportieren. Aber wir müssten uns trotzdem von den Ranyhyn trennen. Und wir wären – abgesehen von unserer Macht – trotzdem hilflos. Magst du dir vorstellen, wie Speere, Pfeile, Steine und namenlose Theurgien auf uns herabregnen, während wir schutzlos auf einem schwankenden Floß stehen? Ohne deinen Schutz wären wir dann alle verloren.«
    Vom Waldrand aus konnte Linden die Stelle, wo die Skurj den Salva Gildenbourne verschlangen, nicht mehr sehen, und vorläufig spürte sie nichts von den Ungeheuern.

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