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Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Titel: Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Auch sie sind gefährdet. Du musst wie Bäume, wie Baumwurzeln werden. Gewachsenen Fels suchen.«
    »Anele, bitte.« Linden hätte ihn am liebsten angeschrien. »Ich bin nicht jemand, der im Fels lesen kann. Das kannst nur du. Selbst wenn ich tief genug herunterkäme ...« Auch wenn sie ihre einzige Gelegenheit unter dem Melenkurion Himmelswehr nicht verspielt hätte. »... kann ich Fels nicht hören.
    Ich muss nach Andelain. Ich muss daran glauben, was ich tue. Covenant hat mich aufgefordert, ihn zu finden. Ich weiß nicht, wo ich ihn sonst suchen sollte.«
    Der Alte zerrte an seinem verfilzten Haar. Dann schien er sich gewaltsam zusammenzureißen, als klammere er sich an seine Vernunft, die ihm wie Wasser zwischen den Fingern zerrann, und sein Tonfall veränderte sich. Sekundenlang sprach er eine Handvoll Worte wie Sunder, wie sein eigener Vater: schaurig und kummervoll: »Er hat deine Absicht nicht gekannt.«
    Dann riss er seine Füße aus dem Sand und platschte ins Wasser, um Wahrnehmungen abzuspülen, die er nicht ausdrücken konnte. Mit schwacher Stimme, die Linden an Hollian erinnerte, murmelte er: »Wir sind nicht die Einzigen. Auch andere haben sich verirrt.«
    Danach verfiel er in wirres Gestammel, so zusammenhanglos wie das Murmeln des Bachs.
    Verdammt! Linden wusste bereits, dass Sunder und Hollian nicht wollten, dass sie nach Andelain kam. Anele war bei klarem Verstand gewesen, als er für seine schon lange toten Eltern gesprochen hatte. Er hatte den Orkrest in der Hand gehalten, hatte sich also nicht irren können. Aber alles andere ...
    Vergiss die Elohim. Auch sie sind gefährdet.
    Die Elohim ...? Die Wesen, die sich das Herz der Erde genannt hatten? Die Wesen, die gesagt hatten: Wir stehen im Mittelpunkt von allem, was lebt und sich bewegt und existiert?
    Auch andere wissen nicht weiter.
    Nur Fels und Holz würden die Wahrheit wissen ...
    »Linden«, schlug Liand halblaut vor, »vielleicht wäre es gut, ihm den Orkrest anzubieten? Ohne ihn kann er sich nicht verständlich ausdrücken.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Schön wäre es – aber wir dürfen nicht riskieren, Aufmerksamkeit auf uns zu lenken. Wir wissen nicht, was die Skurj alles wittern können.«
    Oder Kasteness ...
    Liand, der den Alten betrachtete, nickte trübselig, und als Stave zum Aufbruch drängte, nahm Linden wieder Aneles Arm und führte den Alten weiter den Bach entlang.
    Dunklere Schatten verschmolzen miteinander. Die Sonnenflecken auf dem Waldboden wurden weniger und verschwommener, was darauf schließen ließ, dass die Sonne jetzt tief am westlichen Himmel stand. Trotzdem blieb Lindens Zeitgefühl vage, durch die Schatten und den gewundenen Bachlauf abgeschwächt. Sie hätte glauben können, sie habe eine Stunde oder Tage im Salva Gildenbourne verbracht, ohne den Grenzen Andelains näher gekommen zu sein. Irgendwann würde sie vielleicht entdecken, dass die Zeit gar keine Bedeutung besaß; dass Roger und Kasteness und der Verächter nichts zu befürchten hatten, weil sie in einem Zauberwald gefangen war, aus dem es kein Entrinnen gab.
    Eine Zeit lang ging sie nur weiter, weil sie wusste, dass sie keine andere Wahl hatte. Ihre Schritte wurden zu einem scheinbar endlosen Dahinschleppen über glitschige Steine und feuchten Sand. Die herabsinkende Dämmerung schien ihren Verstand zu schlucken, wie die Bäume jedes Geräusch schluckten. Gerade fragte sie sich, ob sie nicht schon lange viel zu erschöpft war, um weiterzugehen, als Stave sie aus ihrer Lethargie riss: »Seilträger Bhapa kommt eilig zurück.«
    Anele wollte sich aus ihrem Griff befreien, aber sie ließ ihn nicht los.
    »Hat er einen Hinweis auf die Skurj entdeckt?«, fragte Liand nervös.
    »Das weiß ich nicht.« Staves Stimme schien nur bis Linden zu tragen. Er hatte aufgehört, den Dschungel abzusuchen. »Er ist kein Haruchai. Ich kann nur feststellen, dass er besorgt ist.«
    Auch sie sind gefährdet, wiederholte Linden in Gedanken ohne bestimmten Grund. Auch andere wussten nicht weiter. Irgendwann würde sie müde genug sein, um sich selbst zu verzeihen. Sie hoffte, dieser Tag würde bald kommen.
    Plötzlich aber riss Anele sich von ihr los, und da erst wurde ihr bewusst, wie sehr sie sich unter ihrem Mantel an Müdigkeit und Tristesse sorgte. Erschrocken fuhr sie auf, doch es war bereits zu spät: Sie hörte Anele durch den Bach platschen, konnte ihn aber in der herabsinkenden Dämmerung nicht mehr sehen. Stattdessen fühlte sie, dass er das Bachbett hastig nach

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