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Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Titel: Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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– an die Stirn zu schlagen. Aber er hatte mich in gewisser Weise getäuscht. Durch eigene Listigkeit hatte er mich aus dem Gleichgewicht gebracht und dann versucht, meine Klinge zur Seite zu lenken. Leider war er jedoch nicht listig genug oder zu listig gewesen. Weil er mich aus dem Gleichgewicht gebracht hatte, hat mein Schlag ihn wuchtiger als beabsichtigt getroffen. Und weil er meine Klinge nicht genügend abgelenkt hat, hat ihn die Schneide getroffen.«
    Liand zuckte zusammen, und Pahni unterdrückte ein Seufzen. Aber sie schwiegen beide. Wie Linden waren sie von der Erzählung der Riesin gefesselt.
    Kaltgischts Stimme klang nun gepresst: »Du hast das Ausmaß seiner Verletzung gesehen – und wir haben es damals nicht erkannt. Wir haben nur gesehen, dass er schwer im Gesicht verletzt war – also haben wir ihn gepflegt. Zur Ausbildung der Schwertmainnir gehört notwendigerweise auch Heilkunst, und wir Riesen sind geschickte Heiler. Wir waren von der Schwere seiner Verletzung betroffen, aber wir haben nicht um sein Leben gefürchtet. Auch Filigran und Frohgeburt fürchteten trotz ihres Kummers über seine Schmerzen nicht, ihr Sohn müsse sterben.
    Inzwischen wissen wir, dass der Tod das bessere Los gewesen wäre.«
    Die Eisenhand nahm von Böenruh einige Schatzbeeren an, verzehrte sie ohne Hast und spuckte die Kerne aus. Dann sprach sie weiter: »Seine Genesung war lang und mühsam, und er hat auch im Delirium nicht gesprochen. In Erinnerung an Ankertau Seeträumer, dessen Gabe oder Fluch der Erd-Sicht von einer ähnlichen Wunde herrührte und der Visionen hatte, die ihn verstummen ließen, haben wir geglaubt, auch Lobpreis Welterweiterung würde vielleicht Anzeichen von Erd-Sicht erkennen lassen. Aber das war nicht der Fall. Stattdessen ist er eines Tages scheinbar grundlos und ohne Veränderung seines Zustands von seinem Lager aufgestanden und hat die Absicht verkündet, irgendeine namenlose ›Sie‹ zu ›erschlagen‹. Dann hat er die ihn pflegenden Riesinnen beiseitegestoßen und ist zum Hafen gerannt – offenbar, um ein Schiff zu finden, das ihn mitnehmen würde.
    Wir Schwertmainnir haben ihn zurückgeholt. Was hätten wir sonst tun sollen? Und als sich dann zeigte, dass er nicht von seiner Absicht abzubringen war, dass keine Strenge oder Freundlichkeit, keine Gespräche oder Liebesbezeugungen, keine Arznei und kein Diamondraught seine wütende Entschlossenheit mildern konnte, haben wir ihn gefesselt. Wir konnten nicht anders. Ungefesselt hat er alle verletzt, die ihn betreut haben. Immer wieder war er zum Hafen unterwegs, und sein tobender Zorn war für alle, die sich ihm entgegengestellt haben, schrecklich.
    Anfangs waren seine einzigen Worte ›sie erschlagen‹. Später hat er gefragt, ob wir alle närrisch seien. Und keine Fessel konnte ihn halten. Bloße Taue hat er wie Zwirnsfäden zerrissen. Seiner gewaltigen Kraft waren selbst Trossen nicht gewachsen. Hölzerne Fußfesseln wurden an seinen Füßen zu Feuerholz. So waren wir schließlich gezwungen, ihm schwere Granitfesseln anzulegen. Da wir ihm weder das Leben nehmen noch ihn verkrüppeln wollten, wussten wir kein anderes Mittel, um seine Wut zu zähmen.
    Anschließend haben wir uns im Riesenrat versammelt, um zu beraten, was zu tun war. Und während wir gemeinsam beraten haben, hat der Verrückte, den niemand mehr Lobpreis Welterweiterung nannte, seine Fesseln gesprengt. Mit bloßen Fäusten hat er seinen Vater Aufschwung Frohgeburt bewusstlos geschlagen und den Tod seiner Mutter Filigran verursacht. Als seine Flucht entdeckt wurde, war er bereits mit einem Tyrskull, einem leichten Übungsboot, in See gestochen – offenbar, um auf der Suche nach ›ihr‹, die er ›erschlagen‹ wollte, bis ans Ende der Welt zu segeln.«
    Mahrtiirs Hände umklammerten einander, als versuche er, seine Emotionen so im Zaum zu halten. Stave hörte mit ausdrucksloser Miene zu.
    »Wir haben ihn zurückgeholt. Als wir ihm wieder Granitfesseln angelegt haben, hat er die ganze Zeit getobt: ›Erschlagt sie!‹ und ›seid ihr närrisch?‹ Um keine anderen Riesen zu gefährden, wurde er nur von Schwertmainnir bewacht.
    Nun hatten die Diskussionen im Riesenrat nicht mehr das Thema ›Wie können wir seine Verrücktheit heilen?‹, sondern einfach nur: ›Wie können wir weiteren Schaden verhindern?‹ Wir standen vor einem Dilemma: Wir lieben Steine – und sind in Eisenarbeiten nicht geschickt. Wir verachten keines der Metalle, die die Erde birgt. Viele davon haben

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