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Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Titel: Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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darüber Tränen vergießen könnte. ›Nicht mehr gewöhnt.‹« Sie lachte erneut. »Und ihre Pein wird durch Kürze noch grausamer. Wir sind Riesen. Würden wir nicht lachen, müssten wir darauf bestehen, die ganze Geschichte deiner einsamen Jahre zu hören. Das würde jeder Tropfen Blut in unseren Adern fordern.«
    »Erschlagt sie«, warf Langzorn ein. »Erschlagt. Sie.« Zumindest vorläufig klang seine Aufforderung seltsam ungezwungen. Vielleicht war das eine Nebenwirkung der Aliantha, oder die Fröhlichkeit der Riesinnen beruhigte ihn ein wenig.
    »Na schön«, seufzte Linden, während ihr Herz höher schlug. »Ich habe nicht alles vergessen. An die Riesen erinnere ich mich gut.« Dann rief sie über die Schulter hinweg: »Liand, bist du bereit?«
    Der Steinhausener sprang sofort auf. »Das bin ich.« Er hielt das Stück Sonnenschein bereits in der Hand, und sein Gesicht strahlte vor Eifer. Sein noch untätiger Orkrest wirkte durchsichtig und leer, wie ein Loch in seiner Handfläche, und Linden hatte eine seltsame Erinnerung: Vor Jahrtausenden hatte Hoch-Lord Mhoram unter den Toten von Andelain Covenant ermahnt, sich an das Paradoxon des weißen Goldes zu erinnern. Covenant hatte ihr diese Szene einige Tage später geschildert, nachdem er sie aus den Händen der Sonnengefolgschaft befreit hatte. Im Widerspruch liegt Hoffnung.
    In der Würgerkluft hatte die Mahdoubt praktisch das Gleiche gesagt: Ruin und Erlösung sind manchmal nicht voneinander zu unterscheiden.
    Dann schloss Liand seine Finger um den Sonnenstein, der jetzt zu leuchten begann. Sein Licht war reiner, weißer als der Silberglanz von wilder Magie. Und es brannte und gloste nicht, sondern erfüllte stetig und makellos die Lichtung. Während die Riesen staunend zusahen, hüllte der Orkrest auch Pahni in dieses weiße Licht, bis auch sie wie verwandelt leuchtete. Obschon Linden wusste, dass die junge Ramen Angst um Liand hatte, versuchte sie nicht, ihre Freude über die Wiederherstellung ihres Gesundheitssinns zu verbergen, und auch Linden sehnte sich danach, wieder spüren zu können. Ihre Nerven hungerten danach.
    Zum Glück war Liand durch Erfahrung geschickt geworden. Obwohl seinem Volk über Jahrtausende hinweg sein Geburtsrecht vorenthalten worden war, reagierte sein ganzes Wesen auf den Sonnenstein. Er brauchte nur wenige Augenblicke, um Mahrtiirs und Bhapas Wahrnehmungsgabe wiederherzustellen. Dann richtete er sein weißes Licht auf Linden.
    Erdkraft konnte ihre emotionalen Wunden nicht heilen. Sie konnte ihre quälende Sehnsucht nach Jeremiah – oder nach Thomas Covenant – nicht abschwächen. Trotzdem fühlte Linden sich nun wieder ganz, trotz ihrer vielen Schwächen zu allem imstande. Als das Licht des Orkrest sie verließ, war sie wieder die Linden Avery, die Roger und den Croyel zurückgeschlagen hatte, die Kämpferin, die die Zeit aufreißen konnte ...
    Vertrau auf dich selbst. Tu etwas Unerwartetes.
    Ich kann dir nur helfen, wenn du mich findest.
    Die Riesinnen beobachteten sie – lachend, voller Freude.
    Im Widerspruch liegt Hoffnung.
    Zugleich kehrte Langzorns Wut zurück. »Erschlagt sie!«, forderte er. »Erschlagt sie!«
    Liand ignorierte die anderen Schwertmainnir. Linden sah, wie das Leuchten des Orkrest sich in seinem kühnen Blick widerspiegelte, als er auf Langzorn zuschritt. Vor einigen Tagen hatte sie beobachten können, wie der Sonnenstein auf Anele gewirkt hatte. Liand hatte offenbar ein ähnliches Experiment mit dem geistig verwirrten Riesen vor.
    Trotz seiner Verrücktheit schien Langzorn die Absicht des Steinhauseners zu begreifen. Als Liand sich ihm näherte, duckte er sich nach vorn und brachte so seine Bewacherinnen aus dem Gleichgewicht. Dann warf er sich brüllend und mit solcher Gewalt rückwärts, dass sie ihn nicht halten konnten, landete auf dem Rücken und wälzte sich auf den Bauch, wobei er die Beine anzog. Als er dann aufsprang, fielen die Hand- und Fußfesseln von ihm ab. Ein tierhaftes Aufbrüllen ließ seine Halssehnen hervortreten, als er sein Schwert aus der Scheide riss.
    Liand wich hastig zurück, ließ den Sonnenstein erlöschen, versteckte ihn hinter seinem Rücken; sein Gesicht brannte vor Enttäuschung und Verdruss.
    Linden fürchtete, Langzorn werde eine der Schwertmainnir verletzen, aber sie überwältigten ihren Kameraden mit geübter Leichtigkeit. Kaltgischt vertrat dem Tobenden den Weg und kreuzte mit ihm die Klingen, während vier Riesinnen ihn rasch umringten. Sobald die Eisenhand ihn

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