Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08
Wunsch nach Bestätigung, als sie nochmals fragte: »Stave?«
Aus dem Tonfall des Haruchai sprach ein Schulterzucken. »Widerspricht die Auserwählte nicht, stimme ich dem Mähnenhüter zu.« Sekunden später ergänzte er: »Das tun auch die Gedemütigten. Es wird Zeit, ein Gelände zu suchen, das uns nützen kann.«
»Linden Riesenfreundin?«, fragte Kaltgischt. »Bist du derselben Meinung?«
Vier Meilen?, fragte Linden sich. Die halbe Strecke nach Andelain. Sie wusste nicht, wie viel Zeit seit ihrem Aufbruch vergangen war. Die Baumwipfel weit über ihr wurden von der Sonne beschienen, aber die Wände der Schlucht lagen weiterhin im Schatten. Hatten die Riesen tatsächlich schon vier Meilen zurückgelegt ...
Kaltgischt, Mahrtiir und Stave hatten recht. Kasteness würde bald angreifen. Darauf musste sie gefasst sein.
Worauf, um Himmels willen, wartete er noch?
Aber vielleicht wartete er überhaupt nicht, hatte längst einen Hinterhalt in Andelain vorbereitet. Bei der Vorstellung, die Skurj könnten Andelain verwüsten, wurde es Linden fast übel, doch sie schluckte ihre Beklommenheit hinunter: »Vermutlich hast du recht. Ich weiß jedenfalls nichts Besseres. Ich könnte eine Verschnaufpause brauchen. Und ich brauche Gelegenheit, mich zu sammeln.«
Die Eisenhand schickte sofort eine ihrer Kameradinnen, die nichts zu tragen hatte, nach vorn zu Bhapa und Pahni; Stave und die übrigen Riesinnen gingen gemächlich durch die Schlucht weiter.
Linden fragte sich vage, wie weit Langzorn und seine Bewacherinnen zurückgefallen sein mochten – und wie lange er sich noch beherrschen würde, ehe er sie wieder umzubringen versuchte. Aber sie konnte es sich nicht leisten, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Die Schwertmainnir würden sie beschützen. Sie musste ihre Aufmerksamkeit auf Kraft und die Skurj, auf Thomas Covenants Ring und seine unbegrenzte Macht konzentrieren. Nicht zum ersten Mal drängten die Umstände sie dazu, sich selbst zu übertreffen. Doch ein kummervoller, ängstlicher Teil ihres Ichs beharrte darauf, sie sei nicht Thomas Covenant, war ihm nie ebenbürtig gewesen. Es war töricht, so zu tun, als könne sie seine Fähigkeit imitieren, außergewöhnliche und unerwartete Siege erzielen.
Hätten Roger und der Croyel ihr in der Grotte des Erdbluts Zeit zum Nachdenken gegeben, hätte sie diesen Gedanken ausgesprochen – und ihnen so geholfen, sie zu vernichten. Zumindest teilweise hatte sie sich gegen die beiden behauptet, weil Jeremiahs verwundete Hilflosigkeit und die Grausamkeit des Croyel ihr keinen Raum für Selbstzweifel gelassen hatten. Dieses Bild hatte sich tief in ihrem Inneren festgesetzt, unerschütterlich wie gewachsener Fels. Solange sie ihre Unzulänglichkeiten übersah, würde sie für das, was sie liebte, kämpfen können – und bekämpfen, was sie hasste. Sie würde eine Möglichkeit finden.
Genau wie sie es nach der Zerstörung des Ersten Holzheims getan hatte.
In Graubrands Armen ruhend, suchte Linden ihr Inneres nach Resten von Covenants Macht ab.
Die Wände der Schlucht wurden allmählich flacher und entließen die Gesellschaft in ein weites Tal, das im Süden von einem dicht bewaldeten hohen Steilhang begrenzt wurde. Aus dem Wald gesehen schien die Felswand unersteigbar zu sein, aber Bhapa und Pahni fanden eine schräg durch die Wand führende Route, indem sie sich von Bäumen abstützten und an Büschen emporzogen. Die Büsche und Bäume wurzelten so tief in Felsspalten, dass sie den Schwertmainnir so gut Halt boten wie den Ramen, und so überwanden sie dieses Hindernis rascher, als Linden jemals für möglich gehalten hätte.
Jenseits der Felskante verlor der Salva Gildenbourne fast unmerklich an Höhe, und die Riesen steigerten ihr Tempo wieder. Hier war der felsige Untergrund nur mit einer dünnen Schicht Erde bedeckt. Die Bäume standen weiter auseinander, und der Waldboden zwischen ihnen wies kaum Unterholz auf. In unregelmäßigen Abständen lagen mit grün-gelben Flechten bewachsene kantige Felsblöcke unter den Gilden, Platanen und Eichen. Erstmals seit Tagesanbruch konnte Linden sich umsehen und alle sieben Schwertmainnir erkennen. Als ihr Blick Liand streifte, lächelte er aufmunternd.
Pahni blieb durch riesige Farne außer Sicht, aber Linden konnte die Seilträgerin nun manchmal mit ihren anderen Sinnen wahrnehmen. Obwohl Pahni weiter mit flüssigen Bewegungen bergab lief, konnte Linden spüren, wie ihre Muskeln zitterten. Bald, dachte Linden. Bhapa würde bald
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