Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08
können würde.
Sie spürte, wie Rahnock in der Ferne vor ihnen Pahni erreichte, wie sie die Seilträgerin in ihre Arme riss und weiterstürmte. Die beiden suchten Bhapa, aber sie gelangten außer Lindens Reichweite, ohne ihn entdeckt zu haben.
An Kaltgischts Seite sprach Stave so laut, dass auch Linden und der Mähnenhüter ihn hören konnten. »Branl meldet keine Gefahr. Langzorn und seine Eskorte werden anscheinend nicht angegriffen. Und auch Clyme kann keine Gefahr entdecken. Deshalb kommen Branl und er her, um unsere Abwehr zu verstärken. Das tut auch Galt. Aber er will erst versuchen, die Skurj zu zählen. Vorläufig nimmt er kaum eineinhalb Dutzend wahr. Sollten es nicht mehr werden, will er versuchen, sie vielleicht von ihrer jetzigen Route abzulenken.«
Linden fuhr erschrocken zusammen. Jedes dieser Ungeheuer konnte Galt binnen Sekundenbruchteilen verschlingen ...
»Dann ist er ein Dummkopf«, knurrte die Eisenhand.
Stave ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Er ist ein Haruchai und ein Gedemütigter dazu, weder körperlich noch geistig schwach. Er würde sich nur opfern, wenn er uns damit direkt helfen könnte.«
Kaltgischt wollte antworten, aber ein ferner Schrei unterbrach sie. Rahnocks durch Laub und Bäume gedämpfte Stimme war eben noch hörbar: »Der richtige Ort ist gefunden! Haltet euch etwas weiter östlich!«
Östlich ... den Skurj näher.
Die Eisenhand blieb stehen und wandte sich an Mahrtiir. »Mähnenhüter«, sagte sie angespannt, »unsere Hochachtung vor den Ramen wird immer größer. Zu sagen, dass deine Seilhüter uns gute Dienste erwiesen haben, wäre zu geringes Lob. Für aufrichtige Dankesbezeugungen ist jetzt keine Zeit. Aber du sollst wissen, dass wir uns geehrt fühlen, Leute, die solche Kraft und Geschicklichkeit besitzen, unsere Freunde nennen zu dürfen.«
Und bevor Mahrtiir noch antworten konnte, warf sie sich herum und rannte los. Gemeinsam hielten sie sich leicht nach links, als sie durch den Wald stürmten.
Linden wusste nicht, wie weit sie rannten. Wie Blut pulste die Angst durch ihre Glieder, und mehrmals ertappte sie sich dabei, dass sie den Atem anhielt, während der Salva Gildenbourne um sie herum langsam lichter wurde. Gilden, alte Eichen und einzelne spröde Birken wuchsen in so großen Abständen auf dem zunehmend felsigen Grund, dass breite Streifen Sonnenlicht den Waldboden erreichten. Die Riesinnen stürmten durch diese gleißend hellen Bereiche, als wechselten sie flackernd zwischen Wirklichkeit und Unwirklichkeit, und als der Wald lichter wurde, sah Linden durch eine Lücke zwischen den Bäumen einen felsigen Hügel: hoch und abgerundet wie der Grabhügel eines Titanen. Als die Riesinnen kurz darauf in den gleißend hellen Sonnenschein hinausstürmten, hielt Linden den Atem an: Vor ihr lag eine Gesteinsformation wie ein Vulkanpfropfen, so unvorstellbar alt, dass die Äonen sie größtenteils abgetragen hatten. Linden erschien sie gigantisch: Sie hätte keinen Stein über ihren oberen Rand werfen können. Trotzdem war sie niedriger als die Bäume in der Umgebung. Ohne Bhapas – und Pahnis – Führung hätten die Riesinnen dieses Felsgebilde leicht übersehen können.
Die Einfassung bestand aus hausgroßen Felsblöcken, der restliche Hügel jedoch aus Felsbrocken und Geröll in allen Formen und Größen. Aus Lindens Perspektive schien der Hügel allen Riesinnen Platz zu bieten, wenn sie sich mit gezogenen Schwertern im Kreis aufstellen wollten.
Bhapa hatte schwer atmend am Fuß des Hügels haltgemacht, doch Rahnock trug Pahni unter begeistertem Lachen den Hügel hinauf: »Ich nehme alles zurück!«, rief sie. »Geschicklichkeit erreicht oft mehr als Muskeln und Sehnen! Die Seilträger des Mähnenhüters haben mich beschämt. Ich hätte diese wunderbare Verteidigungsstellung sicher nicht gefunden!«
»Nicht schlecht«, murmelte Mahrtiir und betrachtete den Hügel mit seinen Sinnen. »Hier können sogar Ramen gegen Kasteness' Ungeheuer bestehen.«
Aber Linden war nicht ganz überzeugt. Beschlossen die Riesinnen, sich auf diesem Hügel zu verteidigen, blieb ihnen keine Rückzugsmöglichkeit. Und Bhapas Verfassung machte ihr Sorgen: Er schien am Rande eines Zusammenbruchs zu stehen, dehydrierte, zitterte und hatte unterwegs offenbar weder Wasser noch Schatzbeeren zu sich genommen. Nach der Zerstörung des Ersten Holzheims hatte er sich geweigert, Mahrtiir als Mähnenhüter abzulösen. Vielleicht als Ausgleich dafür leistete er Übermenschliches, um
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