Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08
kreischte Linden. Los jetzt, du verdammter Hundesohn! Erzähl mir etwas, das ich brauchen kann! »Es erklärt nicht, warum Kasteness und Roger und du ...« Von Sunder und Hollian ganz zu schweigen. »... mich nicht dort haben wollen.«
Finde mich, hatte Covenant sie gedrängt. Finde mich.
Denk daran, dass ich tot bin.
Esmer wand sich, als werde er innerlich zerrissen. »Bist du blind, Weißgoldträgerin?« Enttäuschung und Schrecken bluteten aus seinen Augen, aus seinen Wunden; sein zerrissener Umhang flatterte. » Verstehst du noch immer nichts? Wir fürchten dich! Wir fürchten, was du im Besitz des Krill versuchen könntest. Das fürchtet alle Welt – jedes mit Vernunft oder Lehrenwissen begabte Wesen unter den Lebenden und den Toten. Das fürchten sogar jene, die nach der Vernichtung der Zeit und allen Lebens streben. Das fürchtet auch der Egger, obwohl er bestimmt so tun würde, als ginge ihn das nichts an. Wir können nicht erkennen, was du vorhast. Wir wissen nur von deinem Kummer und deinem großen Zorn. Daraus schließen wir, dass deine Absichten unvorstellbar schrecklich sind. Sie werden nicht auf ein neues Ritual der Schändung hinauslaufen. Mit Loriks Krill wirst du ein Ende anstreben, das zu absolut und abscheulich ist, um ertragen werden zu können. Und deshalb musst du deinem Zweck abschwören «, schloss Esmer heiser flüsternd. »Tust du es nicht, muss ich deinen Tod in Kauf nehmen, obwohl Cails Blut in meinen Adern fordert, dass ich dir diene. Sonst erlischt auf dieser Erde für immer alle Hoffnung.«
Esmer hatte ihr geantwortet. Aber er hatte ihr nichts gegeben.
Und sie glaubte ihm nicht ganz. Linden, finde mich. Ihrer Überzeugung nach wollten Esmer und Kasteness – und natürlich Roger – verhindern, dass sie Thomas Covenant unter den Toten aufspürte.
Die eine Schwertmain, deren Namen sie nicht kannte, ging zu Boden; Linden wusste nicht, ob sie wieder aufstehen würde. Irgendwie gelang es den verbleibenden Riesinnen, Mahrtiir und den vier Haruchai noch immer, die Skurj daran zu hindern, über den Rand des Plateaus heraufzukommen. Aber bei jedem neuen Vorstoß fraßen ihre feuerrot glühenden Reißzähne sich tiefer in die Reihen der Verteidiger hinein. Auch Bhapa, Pahni und Anele waren mit dem stinkenden Blut der Ungeheuer getränkt.
Aber Linden konnte nicht für sie kämpfen. Sie war machtlos. Esmer, der wie eine stumme Klage vor ihr stand, hinderte sie daran. Und während sie taumelte – außerstande sich selbst zu retten, außerstande sonst jemanden zu retten –, hörte sie ein lautes Grollen wie einen Donnerschlag. Linden hatte nicht bemerkt, wie der Himmel sich verdüstert hatte; hatte nicht darauf geachtet, dass das Tageslicht schwand, bis das Schlachtfeld nur noch von leuchtenden Reißzähnen und dem reinweißen Licht des Orkrest erhellt wurde. Aber als ihr Regentropfen ins Gesicht klatschten, hob sie den Kopf und sah die sich über ihnen auftürmenden Gewitterwolken. Ringsum war der Himmel wolkenfrei; nur der Hügel und seine nähere Umgebung lagen unter Wolken. Und diese dunkel dräuenden Gewitterwolken waren real: Sie brachten Blitze und Donner und Wind ...
... und Regen.
Als sie herumfuhr, sah sie Liand mit dem hochgehaltenen Sonnenstein dastehen und wusste sofort, was er getan hatte. Stave hatte bestätigt, dass der Orkrest sich zum Wettermachen gebrauchen ließ ...
Liand hielt den Stab des Gesetzes in einer Armbeuge. Seine andere Hand umklammerte die Hand des Lehrenkundigen der Urbösen so, dass ihre Handflächen aneinander lagen. Seine Menschenhaut und das schwarze Fleisch des Lehrenkundigen waren mit angetrocknetem Blut bedeckt.
O Gott, dachte Linden, die sich daran erinnerte, wie die Urbösen ihre Kraft und Klarheit mit anderen teilten. Der Lehrenkundige musste Liands Handfläche und seine eigene mit einem Schnitt geöffnet haben, damit ihr Blut sich vermischen und er ihm sein Lehrenwissen und seine unheimlichen Kräfte schenken konnte. Durch Blut hatte die Dämondim-Brut Liand gezeigt, wie er ein Gewitter heraufbeschwören konnte. Das hatten Urböse und Wegwahrer ihm ermöglicht, obwohl sie selbst unter der schrecklichen Nähe des Stabes litten.
Regen! Wasser ... Das war eine Waffe. Wind und Blitze und Donner bedeuteten nichts; diese Naturgewalten konnten die Skurj nicht aufhalten. Aber Regen ...!
Sobald sie begriff, was Liand vorhatte, wusste Linden, dass sein Versuch fehlschlagen würde. Er hatte schon alle seine Grenzen überschritten – ohne dass der
Weitere Kostenlose Bücher