Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08
verrückten Absichten des Zweiflers zu verhindern. Kevin hatte befürchtet, die Grausamkeit des Verächters habe Covenant gebrochen.
Sein Zweck ist das Werk des Verächters. Er darf ihn nicht verwirklichen.
Ähnliches war von Linden behauptet worden.
Trotzdem hatte Kevin sich getäuscht. Durch seine Kapitulation hatte Covenant den Bogen der Zeit gestärkt und erhalten. Mit Sonnenschein auf dem Gesicht und Andelains Wohltaten wie ein belebendes Elixier in den Adern konnte Linden glauben, wer ihre Fähigkeiten zu Bosheit und Niedertracht fürchte, irre sich bestimmt ebenfalls.
Sie kann es schaffen. Und sonst gibt es niemanden, der auch nur den Versuch wagen dürfte.
Die Hügel waren sicher. Ihre Freunde und sie hatten überlebt und diesen Ort voller Reichtum und Gesundheit erreicht. Jetzt war Linden bereit, die Folgen ihrer Entscheidungen zu tragen. Sobald sie den Krill in Händen hielt ...
Um die Asche der Caamora herum waren einige Riesinnen bereits wach und andere bewegten sich, weil das leise Gemurmel ihrer Kameradinnen sie weckte. Liand schlief noch, aber Bhapa, Pahni und der Mähnenhüter suchten in den Hügeln nach Schatzbeeren, und Stave und die Gedemütigten bewachten die Gefährten vor Gefahren, die ihnen nicht länger drohten. Die Haruchai wirkten so selbstsicher und wachsam wie immer: Männer, die keine Müdigkeit kannten und keinen Schlaf brauchten. Eine Nacht in Andelain hatte ausgereicht, um ihre Verletzungen ganz ausheilen zu lassen.
Von Langzorn war nichts zu hören oder zu sehen. Falls er sich an der Grenze zu Andelain versteckt hielt, konnte Linden ihn nicht entdecken. Offenbar schreckte er wie Anele vor allem zurück, was die hermetische Logik seines Wahns gefährden konnte. Hätte die Berührung der Flammengeister ihn von seiner Verrücktheit geheilt, hätte er die Folgen seiner Untaten erkennen müssen.
Seufzend schob Linden ihre Gedanken an Langzorns Dilemma beiseite. Anele war von den Flammengeistern nicht abgewiesen worden. Das war ihr wichtiger als Langzorns Mordgier. Es ließ hoffen, Anele werde unter seinen Toten vielleicht eine Art von Trost finden.
Sowie Steinmangold sah, dass Linden wach war, stieß die Riesin Liand an. Seine Augen blitzten erwartungsvoll, als er sich aufsetzte.
Unnötigerweise von Stave begleitet, ging Linden den Hang hinunter, um aus dem Bach zu trinken. Dann wusch sie sich Gesicht, Hände und Arme. Das Wasser war jetzt wieder klar; die Trübung durch das Unwetter des Vortags hatte sich gesetzt, und seine frische Kälte schärfte ihre Sinne.
Eine Hand voll Aliantha ersetzte das Frühstück. Während ihre Gefährten noch aßen, fragte Linden Stave, wie lange sie brauchen würden, um den Krill zu erreichen.
»In zwei Tagen sind wir am Seelentrost«, antwortete er, »wenn die Riesinnen dich tragen und sich nicht durch allzu hohes Tempo überanstrengen. Loriks Krill befindet sich etwas über eine halbe Meile südlich des Flusses.«
Linden runzelte die Stirn. Sie war nicht nur bereit; sie konnte es kaum noch erwarten. Jeremiah befand sich schon viel zu lange in Lord Fouls Gewalt. »Verdammt«, murmelte sie. »Gibt es denn keine Möglichkeit, schneller voranzukommen?« Sofort wandte sie sich an Kaltgischt: »Versteht mich bitte nicht falsch. Ich bin dankbar dafür, hier zu sein. Ich bin euch für alles dankbar, was ihr getan habt. Ich kann mich kaum an eine andere Zeit erinnern, in der wir nicht in Gefahr waren. Jetzt sind wir in Andelain. Wir sollten diesen Wechsel genießen. Aber ich ... brauche meinen Sohn.« Sie brauchte Thomas Covenant. »Ich muss imstande sein, ihn zu retten. Und dafür brauche ich Macht .« Eine Waffe, die meine eigene Unzulänglichkeit kompensiert. »Ich weiß nicht, wie ich es ertragen soll, noch zwei Tage zu warten.«
Kaltgischt war sichtlich bekümmert, als sie über Lindens Wunsch nach größerer Eile nachdachte. Die Schwertmainnir waren ständig gerannt, seit sie Herzeleid, die ehemalige Heimstatt der Riesen an der Wasserkante, verlassen hatten. Und sie hatten zwei ihrer Kameradinnen verloren – und Langzorn, dessen Wahn Kaltglanz verursacht und den zu beschützen sie und die anderen Riesinnen sich verpflichtet hatten. Sie rang sichtlich um eine Antwort.
Stave hob jedoch eine Hand, um der Riesin zuvorzukommen. Statt Linden zu antworten, wandte er sich Mahrtiir zu. Der Mähnenhüter und er schienen einander sekundenlang im Geiste zu betrachten, dann räusperte Mahrtiir sich: »Ring-Than ...«, sagte er bedächtig. »Wir haben uns
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