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Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Titel: Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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stolperten gelegentlich, und ihre langen Muskeln zitterten.
    O Gott, dachte Linden. Jesus, was habe ich getan?
    Sie konnte nicht einmal vermuten, wie viele Meilen sie galoppiert waren oder wie viele Hindernisse sie überwunden hatten, und trotzdem wurden sie bereits stärker, als sie sich näherten. Die Verwandlung vollzog sich allmählich, war aber unverkennbar. Andelains Vitalität verlieh den Ranyhyn Auftrieb. Mit jedem Schritt absorbierten sie Energie aus dem Boden, saugten neue Kraft in ihre pfeifenden Lungen. Sie hatten die Grenzen ihrer Ausdauer fast erreicht. Aber ein paar Stunden Rast – mit Wasser und reichlich Nahrung – würden ihre Erschöpfung verschwinden lassen. Sie würden bereit sein, ihre Reiter zu tragen.
    Trotzdem fühlte Linden sich für ihren Zustand verantwortlich. Jedes Lebewesen, das sie unterstützte, musste dafür einen allzu hohen Preis zahlen. Sie sehnte sich danach, sie alle beschützen zu können. Als die Ranyhyn vor den bewundernden Blicken der Riesinnen und der besorgten Empathie der Ramen zitternd zum Stehen kamen, entlockte sie dem Stab des Gesetzes Heilkräfte, die sie wie eine Decke über die großen Pferde warf. Das war nicht gefährlich. An diesem Ort war jede Anwendung des Gesetzes zulässig, und die segensreiche Wirkung der Hügel neutralisierte Kevins Schmutz. Nichts behinderte Linden, als sie die erschöpften Energiereserven der Ranyhyn mit frischer Kraft auffüllte.
    Die Ranyhyn hatten von Natur aus teil an Erdkraft: Sie waren die idealen Objekte für ihre Magie, tranken ihre Flammen, als seien sie das heilkräftige Wasser des Glimmermere, inhalierten ihr Feuer, als vereinige es die segensreichen Wirkungen von Amanibhavam und Aliantha. Und während sie das taten, fiel ihre Erschöpfung von ihnen ab. Als Linden fertig war – als sie ihre Wunden geheilt und ihren Schweiß getrocknet und ihnen ihre tiefste Dankbarkeit ausgedrückt hatte –, glänzten sie wieder von Leben. Einige von ihnen wieherten entzückt und erleichtert. Andere schüttelten ihre Mähne, peitschten mit dem Schwanz, stampften mit den Hufen. Ihr Fell glänzte in der Sonne.
    Während die Haruchai ihren alten zeremoniellen Gruß sprachen und die Ramen sich ehrfürchtig tief verbeugten, kam Hyn auf Linden zugetänzelt, ließ sich vorn auf die Knie nieder und senkte gehorsam oder dankend den Kopf. Dann erhob sie sich wieder, stieß Lindens Schulter mit weichen Nüstern an und forderte sie zum Aufsitzen auf. Ihre Augen waren voller Lachen.
    Beim Rösserritual hatten Hyn und Hynyn Stave mit derselben liebevollen Freundlichkeit angelacht, die Linden jetzt in Hyns sanftem Blick sah. Ihm hatten sie ihre Verwunderung über die Anmaßung der Meister offenbart – und ihre Bereitschaft, Linden nach besten Kräften zu dienen. Aber ihr eigenes Erlebnis, als sie das Psychen verschmelzende Wasser des Bergsees getrunken hatte, war völlig anders gewesen. Ihr hatten Hyn und Hynyn weder Lachen noch Zuneigung angeboten. Stattdessen hatten sie ihr grausame Horrorvisionen gezeigt: Linden selbst, als sei sie Hoch-Lord Elena: irregeleitet und verdammt. Und sie hatten Jeremiah mit Lindens und Covenants Bild überlagert. Im Albtraum des Rösserrituals hatten Lindens Bemühungen, Covenant und ihren Sohn zu befreien, die Schlange des Weltendes auf den Plan gerufen.
    Die Erinnerung daran hätte Linden verzagen lassen können, aber Hyns liebevoll freundlicher Blick gab ihr Halt. Siehst du?, schien die Stute zu sagen. Ich bin hier. Wir sind hier. Und wir stehen dir bei. Wir haben dich nur gewarnt. Wir haben nicht prophezeit, dass dein Vorhaben misslingen wird.
    »Also gut«, antwortete sie, als gebe sie ein Versprechen ab. Auf ihre Weise versuchte Linden, es den Flammengeistern gleichzutun: Schrecken und Zweifel abzuwehren, wie sie Langzorn zurückgewiesen hatten. Sie hatte einen zu langen Weg zurückgelegt, um jetzt aufzugeben, und der Einsatz war zu hoch. Sie brauchte eine Feuersbrunst, die so gewaltig war, dass sie die Grundfesten von Lord Fouls Reich des Bösen erschüttern konnte. Du bist die Einzige, die es schaffen kann. »Also gut.«
    Während die Riesinnen beifällig murmelten, sprang Linden mit einem Satz auf Hyns Rücken. Als sie sich auf der Stute sitzend sicher wie in Abrahams Schoß fühlte, reckte sie ihren Stab empor: »Es ist so weit!«, rief sie ihren Gefährten zu. Andelain und die Zukunft des Landes lagen offen vor ihr. »Ich will nicht länger warten. Los, lasst uns reiten!«
    Die Ramen schnellten wie ein Mann aus

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