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Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Titel: Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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dem Gras empor. Wie Pferde wiehernd, schienen sie auf die Rücken ihrer Ranyhyn zu fließen. Selbst Mahrtiir bestieg Narunal sicher und geschickt, und Stave und Liand folgten seinem Beispiel. Während die Eisenhand ihre Kameradinnen um sich sammelte, bestiegen auch die Gedemütigten ihre Ranyhyn. Wenige Augenblicke später hatte nur Hrama keinen Reiter; er bäumte sich wiehernd auf, als sei er begierig, Anele zu finden.
    »Kaltgischt!«, sagte Linden drängend. »Leg ein Tempo vor, das ihr halten könnt. Macht halt, wenn ihr eine Ruhepause braucht. Wir bleiben bei euch.« Irgendwie würde sie ihre Ungeduld bezähmen. »Ich will nur bis Sonnenuntergang den Seelentrost erreichen.«
    »Nur?«, wiederholte die Riesin lachend. »Das ist alles? Dann müssen wir dankbar sein, dass du nicht mehr forderst. Wir sind schon endlose Tage lang gerannt, bis wir dachten, unsere Seelen müssten zerbrechen, obwohl wir Riesen sind. Aber ich habe eine bessere Idee. Brauchen wir eine Rast, solltest du uns in Feuer baden, wie du es bei den Ranyhyn getan hast. Mit solcher Stärkung können wir dir deinen Wunsch bestimmt erfüllen.«
    »Wird gemacht.« Linden beugte sich nach vorn und spornte Hyn leicht an. »Erinnere mich später daran, euch zu sagen, wie froh ich bin, dass ihr da seid. Ich werde eine kleine Rede halten.«
    Dann ließ sie den Stab über ihrem Kopf kreisen, und die Schwertmainnir setzten sich in Bewegung, verteilten sich lachend hinter den Ranyhyn, hielten locker mit ihnen Schritt. In leichtem Trab trugen die großen Pferde Linden und ihre Gefährten den Hügel hinauf in die blühende Pracht des Frühlings von Andelain.
     
    *
     
    Tagsüber genoss Linden das Tempo, die herrliche Landschaft und die Aussicht, ans Ziel ihrer Wünsche zu gelangen. Die Ranyhyn hätten noch viel schneller laufen können, hätten im Galopp die Riesinnen mühelos abgehängt. Aber das wollte Linden nicht. Sie hatte Kaltgischt, Graubrand und ihre Kameradinnen bereits lieb gewonnen. Ihre Bereitschaft, trotz aller Anstrengungen entzückt oder anerkennend zu lachen, richtete Linden immer wieder auf.
    Und die Hügel stärkten sie ebenfalls. Obwohl Linden sie gut im Gedächtnis hatte, war es nur natürlich, dass sie sich nicht an die Gesundheit und Majestät der Wälder, das Leuchten von in der Sonne stehenden Gilden, die weit ausladenden Kronen von Platanen, Ulmen und Eichen, die fast strahlende Üppigkeit des Graslands erinnern konnte. Oder vielleicht war Linden bei ihrem ersten Aufenthalt in Andelain noch vom Sonnenübel angegriffen und zu stark von Unrichtigkeit betroffen gewesen, als dass sie solche Schönheit hätte in sich aufnehmen können. Wie zum ersten Mal sah sie Hügel und stille Täler mit in Ringen und Ketten wachsenden Wildblumen, Aliantha, Primeln und Gänseblümchen. Trabte sie an hohen Tannen- und Zedernbeständen oder Akazienhainen vorbei, genoss sie ihren würzigen Duft, als seien dies ganz unbekannte Gerüche. Das muntere Rauschen von mit Lichtreflexen geschmückten Bächen und kleinen Flüssen begrüßte sie wie die Stimmen lange vermisster alter Freunde.
    Unterwegs hatte Linden das Gefühl, das Wesen des Landes in sich aufzunehmen und zu speichern: den eigentlichen Grund für alles, was sie erduldet hatte oder ersehnte. Hätte sie die Hügel nicht nach dem Tod des letzten Forsthüters vom Sonnenübel verwüstet gesehen, hätte sie vielleicht nicht die Kraft aufgebracht, einen neuen Stab des Gesetzes zu erschaffen und zu nutzen. Und ohne Thomas Covenant und die Riesen, ohne Sunder und Hollian – ohne Andelain selbst, kostbar und verwundbar – wäre Linden nicht die Frau geworden, die ihrem erwählten Sohn so viel von sich selbst geschenkt hatte. Zweifellos hätte sie Jeremiah nicht geliebt, hätte Covenant sie nicht zuvor geliebt – und hätte die Reaktion ihrer Seele auf Andelain sie nicht gelehrt, das Land zu lieben.
    Auf Hyns starkem Rücken ritt Linden durch die Hügel, als widerlegten sie alle Einwände gegen ihre Absichten. In ihrem verlorenen früheren Leben war Jeremiah ihr Andelain gewesen. Seine Hilflosigkeit und scheu gezeigte Kreativität hatten Andelains verwundbaren Liebreiz widergespiegelt. Und Lord Fouls gegenwärtiger Missbrauch ihres Sohns war so bitter und unverzeihlich wie das Sonnenübel.
    Gutes kann nicht mit schlimmen Mitteln erreicht werden. Wenn diese Aussage stimmte, würde sie glauben, ihre Mittel seien nicht böse.
    Tagsüber machte die Gesellschaft dreimal halt. Zum ersten Mal wegen Anele. Sein Ziel,

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