Die Rückkehr nach Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
sein Tempo und die drei Delfine warteten eine Weile vor der Öffnung, um ganz sicher zu sein, dass draußen vor dem Eingang kein Mondfisch lauerte.
»Es ist niemand da«, sagte Fenolf schließlich. »Kommt!«
Sie verließen den Kanal und schwammen ins offene Meer.
Je weiter sie sich von der Stadt entfernten, desto sauberer und klarer wurde das Wasser. Wieder war Sheila erstaunt über die Vielfalt der Korallen und erinnerte sich daran, was Talita über Zaidons Zaubergärten erzählt hatte. Sie entdeckte Hirnkorallen, die aussahen wie kleine Labyrinthe oder angelegte Irrgärten. Manche Korallen ähnelten Brokkoliköpfen, dazwischen wuchsen rote und gelbe Gorgonien. Eine getupfte Porzellankrabbe versteckte sich in einer Anemone. Die Delfine schwammen durch einen Schwarm schwarz-gelber Wimpelfische, die nicht die geringste Angst vor ihnen hatten.
Immer wieder ragten vom Meeresboden seltsam geformte Felsen auf. Die meisten waren völlig mit Muscheln und Seepocken bewachsen. Nur selten schimmerte der Untergrund hervor.
»Sieht aus wie Lavageröll«, meinte Mario.
»Du glaubst, es gab hier mal einen Vulkan?«, fragte Sheila verwundert.
»Warum nicht? Vulkane kommen doch überall auf der Erde vor«, sagte Mario.
Nicht überall, dachte Sheila, sondern immer dort, wo die Erdkruste besonders dünn ist. Beispielsweise an Stellen, an denen die Kontinentalplatten aneinanderstoßen oder sich übereinanderschieben. Das hatte sie daheim in einem Buch gelesen. Es gab Gegenden mit ganz vielen Vulkanen. Ob sie noch aktiv waren und irgendwann wieder ausbrechen würden, hing davon ab, was sich unterirdisch abspielte. Manche Vulkane konnten jahrhundertelang schlafen und dann plötzlich, wenn niemand mehr damit rechnete, wieder erwachen.
Sheila musste daran denken, dass einige Leute glaubten, Atlantis sei durch einen Vulkanausbruch untergegangen. Andere Forscher dagegen bezweifelten überhaupt, dass es Atlantis je gegeben hatte, und hielten alle Geschichten darüber für Märchen.
Von einem aktiven Vulkan hatte Sheila während ihres Aufenthalts in Atlantis nichts bemerkt. Es hatte kein Erdbeben oder unterirdische Erschütterungen gegeben, die typische Anzeichen eines bevorstehenden Ausbruchs waren. Vielleicht irrte sich Mario auch und es handelte sich nicht um Vulkangestein, sondern einfach um andere schwarz gefärbte Steine.
»Wir müssen um die Stadt herumschwimmen«, sagte Fenolf. »Am besten bleiben wir möglichst weit von den Mauern entfernt. Dann ist die Gefahr geringer, dass wir einem Mondwächter begegnen.«
Gerade als Sheila an einem großen Felsen vorbeischwimmen wollte, schoss aus einer Öffnung ein großer grauer Fisch mit leuchtend orangefarbenen Flossen.
»Spy!«, rief Sheila freudig überrascht.
»Mann, dass ihr euch auch mal wieder blicken lasst«, nörgelte Spy. »Ich dachte schon, ihr habt mich völlig vergessen und ich kann hier meine Kreise drehen, bis ich schwarz werde.«
Trotzdem merkte Sheila, dass sich auch Spy über das Wiedersehen freute – so emsig, wie er um sie herumtänzelte und dabei mit den Flossen wedelte.
»Wir konnten nicht eher weg«, berichtete Sheila. »Und wir stecken schon wieder mitten in einem Abenteuer. Wir müssen jemanden aus dem Verlies retten. Aber wenn du mitkommst, kann ich dir alles in Ruhe erzählen. Ich darf bei der Befreiungsaktion sowieso nicht dabei sein, sondern ich soll vor Atlantis Wache halten. Du könntest mir dabei helfen.«
»Abenteuer«, murmelte Spy und seine Linsenaugen glänzten. »Das habe ich mir gedacht. Ihr würdet euch ja nie damit zufriedengeben, an einem Ort zu bleiben und friedlich Krill zu fressen. Immer braucht ihr Nervenkitzel, immer muss irgendwas los sein. Hauptsache, ihr habt eure Unterhaltung, und so ein armer Fisch wie ich ist euch letztlich völlig egal.«
»Jetzt bist du ungerecht«, meinte Sheila. »Ich habe oft an dich gedacht. Aber du kannst dir nicht vorstellen, was in Atlantis los ist. Die Zustände in der Unterstadt sind unglaublich! Zaidon ist ein Herrscher, vor dem viele Leute Angst haben. Er lässt jeden, der ihm nicht passt, verschwinden. Er hat auch Talita gefangen genommen.«
»Wer ist der Kerl, der mit euch schwimmt?«, fragte Spy aufgeregt. »Den habe ich noch nie gesehen.«
»Das ist Fenolf, Zaidons Wesir«, antwortete Sheila.
»Seid ihr verrückt geworden?«, regte sich Spy auf. »Ich dachte, Zaidon ist unser Feind!«
»Das ist er auch. Aber Fenolf ist wirklich in Ordnung. Er ist der Freund von Anjala. Aber die kennst
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