Die Rückkehr nach Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
Zaidon nicht auch die Muscheln verzaubert hatte, die hier wuchsen? Vielleicht hatten auch die Anemonen unsichtbare Ohren!
Allmählich bekam sie einen richtigen Verfolgungswahn! Immer wieder sah sie sich um und benutzte sogar ihr Sonar. Es signalisierte ihr nur ganz normale Muscheln, ganz normale Korallen und ganz normale Anemonen. Aber würde ihr Sonar überhaupt auf magische Veränderungen ansprechen?
»Ist es sicher, dass uns hier niemand belauscht?«, fragte sie nervös.
»Das weiß ich nicht, aber Zaidon hätte viel zu tun, wenn er den ganzen Meeresboden abhören würde«, antwortete Fenolf. »Gewiss gibt es Späher und Spione, aber die platziert Zaidon an strategisch wichtigen Stellen.«
Seine Antwort beruhigte Sheila. Die Unterwasserregion, in der sie sich gerade befanden, wirkte abgelegen. Auch Zaidons Gärtner schienen sich um diesen Teil nicht gerade viel zu kümmern, so eintönig und karg, wie alles aussah. In der Ferne erkannte Sheila die Stadtmauer von Atlantis. Aus mehreren Öffnungen sprudelte schmutzig trübe Flüssigkeit. An dieser Stelle wurden die Abwässer der Stadt ins Meer geleitet – bestimmt kein Ort, an dem man eine Verschwörung vermutete.
»Also«, Fenolf wandte sich an Mario, »hast du den Plan von den Kanälen noch im Kopf?«
»Drei Kanäle liegen direkt nebeneinander und zeigen in die gleiche Richtung«, antwortete Mario. »Der mittlere führt am weitesten in die Stadt hinein und verzweigt sich dann. Am günstigsten ist es, wenn wir diesen Kanal benutzen. Nach etwa dreihundert Metern müssen wir nach links abbiegen, dann zweimal rechts, dann kreuzt ein größeres Rohr …«
»Ich sehe, du hast dir alles gut gemerkt«, sagte Fenolf anerkennend.
Unauffällig näherten sie sich der Stadtmauer und taten so, als hätten sie kein besonderes Ziel, sondern würden nur der Nase nach schwimmen. Sheila und Mario warfen einander ein Algenbüschel zu, wie es Delfine manchmal beim Spielen taten. Schließlich waren sie ziemlich dicht an der Mauer. Schmutziges Wasser quoll aus den Kanälen. Das Meer war an dieser Stelle ganz trübe.
»Wirklich ekelhaft«, meckerte Spy.
Mario schwamm zu den drei Kanälen, von denen er zuvor geredet hatte. Da erlebten sie einen großen Rückschlag. Vor der mittleren Öffnung befand sich ein starkes Gitter aus Metall! Es war unmöglich für die Delfine, sich durch so ein Gitterraster zu zwängen. Nicht einmal Spy hätte hindurchgepasst!
Fenolf kam herbei, um das Gitter zu untersuchen. Mit seinem Schnabel testete er, wie fest es saß. Es ließ sich keinen Millimeter verschieben.
»Sieht nicht so aus, als ob wir da reinkommen«, sagte Fenolf enttäuscht. »Welche Wege gibt es noch?«
»Und wenn wir die HUNDERTKRAFT aktivieren?«, schlug Sheila vor. Diese Frage war mehr an Mario gerichtet.
Die HUNDERTKRAFT verlieh ihnen nicht nur hundertfache Schnelligkeit, sondern auch hundertfache Körperkraft. Vielleicht war es auf diese Weise möglich, das Gitter aufzustemmen.
»HUNDERTKRAFT?«, fragte Fenolf. »Was ist das?«
»Magie«, erklärte Mario knapp. Er wandte sich an Sheila. »Gute Idee. Wär einen Versuch wert. Es gibt zwar noch einen anderen Weg, aber der ist viel länger und umständlicher. Und ich bin mir auch nicht sicher, ob ich noch alle Einzelheiten dieser Variante weiß.«
Er murmelte leise den Zauberspruch vor sich hin:
»Auch in den sieben Meeren zählt
die Kraftmagie der Anderswelt.
Du Amulett aus Urgestein,
wild, ungestüm und lupenrein,
verleih dem Träger Hundertkraft,
damit er große Dinge schafft!«
Sheila wartete gespannt. Äußerlich war Mario keine Veränderung anzumerken, doch als er mit dem Maul das Gitter packte, wackelte es hin und her. Um es ganz herauszureißen, musste sich Mario trotz der Hundertkraft sehr anstrengen, aber dann glitt es plötzlich mit einem Ruck aus der Verankerung. Mario ließ es fallen und schwamm schnell zur Seite, denn der Unrat, der sich innen am Gitter angesammelt hatte, kippte und quoll jetzt aus dem Kanal ins Meer.
Sheila zuckte zurück, Spy quietschte vor Schreck und Ekel. Eine Zeit lang war das Wasser so trüb und braun wie Schlamm. Es dauerte eine Weile, bis die schwebenden Teilchen auf den Meeresboden gesunken waren und sich das Wasser wieder klärte.
»Sehr gut«, lobte Fenolf Mario. »Jetzt ist der Eingang frei und wir können unser Glück versuchen.«
Sheila beneidete die beiden wirklich nicht um ihre Aufgabe. Bei dem Gedanken, durch den übel riechenden Abwasserkanal schwimmen zu müssen,
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